Den Futterbauflächen von Heinz Ledermann in Matzendorf SO sieht man den relativ wüchsigen letzten Herbst und die vergangenen warmen Wochen mit immer wieder Regen an: Wallierhof-Berater Samuel Tschumi reichte der Bestand bis zum Stiefelschaft. «Das Unkraut ist allerdings mitgewachsen», gab er zu bedenken und wies die Anwesenden an der Flurbegehung des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Thal am vergangenen Dienstag (2. Mai 2023) auf Ehrenpreis, Taubnessel und Hühnerdarm hin.
Mähen zum optimalen Zeitpunkt
In der Woche davor hatte Heinz Ledermann einen Teil der Wiese gemäht, um mit dem Befüllen eines der beiden Fahrsilos seines Betriebs zu beginnen. Vom Ertrag her wäre es ideal gewesen, das Rispenschieben des frühen Englischen Raigrases in der UFA-330-Mischung abzuwarten, so Samuel Tschumi. Generell zeigt der Beginn des Rispenschiebens der wertvollen Futtergräser den optimalen Schnittzeitpunkt an. Unkraut und Wetter seien aber weitere Faktoren und unter den gegebenen Umständen wolle man eher mal «zueschaffe». Nicht zuletzt kann nach dem Schnitt Gülle ausgebracht werden. Mit 50 m3 wird der Bestand intensiv geführt. «Ich habe mit 25 ha eher wenig Fläche», erklärte der Gastgeber. Für seine rund 80-90 Tiere (55-60 Milchkühe plus Aufzucht) siliert er Mais und Gras als Sandwich und kauft zusätzlich Futter zu.
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Beim Schwefel ans Selen denken
«In den letzten Jahren hat die Schwefel-Düngung im Futterbau an Bedeutung gewonnen», erläuterte Samuel Tschumi. Laut Forschung lasse sich mit Schwefel der Ertrag um bis zu 10 Prozent steigern. In den 80er- und 90er-Jahren gelangte der Mineralstoff noch in grösserer Menge via Luft in den Boden, doch diese ist sauberer geworden. Gute Schwefelquellen für die Kulturen sind Hofdünger (0,5 kg/m3 also rund 0,75 kg in einer Tonne Mist). Tschumi beziffert den S-Bedarf einer intensiven Kunstwiese mit 35 kg/ha, der auch einmal im ersten Aufwuchs mineralisch gegeben werden könne.
«Man darf es aber nicht übertreiben», meinte der Berater. Schwefel sei nämlich der Antagonist von Selen, da er dessen Aufnahme hemme. «Mit einer Güllegabe nach dem zweiten und dritten Schnitt ist die Wiese gut versorgt», fasste Tschumi zusammen. Schwefelmangel lässt sich an hell verfärbten jungen Blättern erkennen. Dies im Gegensatz zu einem Stickstoffmangel, der sich durch bleiche ältere Blätter zeigt.
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Beim Korit geht der Blick ins Ausland
Etwas weiter hangabwärts zeigte Samuel Tschumi eine UFA-Regina-Gold-Mischung mit 50 Prozent Luzerneanteil im dritten Standjahr. «Die gemeine Rispe kommt durch», stellte er fest. Es mache sicher Sinn, hier noch den ersten Schnitt zu nutzen und dann Mais zu säen. «Es muss einen ein bisschen reuen», meinte er, doch nach dem ersten Schnitt sei hier wahrscheinlich die Luft raus. «Beim dritten Schnitt hatten wir im letzten Jahr nur noch Luzerne», erinnerte sich einer der anwesenden Landwirte. Der Berater bestätigte, dass die trockentolerante Leguminose mit ihrer langen Pfahlwurzel in der Mischung wie eine Versicherung wirke. Am besten lasse man die Luzerne in punkto Schnittregime einmal im Jahr aufblühen.
Zum Stichwort Mais ging Tschumi auf die Korit-Beizung gegen Vogelfrass ein: «In diesem Jahr ist sie noch bewilligt, aber wie geht es weiter?» Da gehe der Blick in die EU und die Saatguthändler gingen davon aus, dass die Beizung auch nächstes Jahr noch verfügbar sein wird. Am Ende laufe es aber darauf hinaus, den Mais später zu säen – dann wachsen die Keimlinge schneller aus dem empfindlichen Stadium hinaus.
Extensiver Weizen mit wenig Pilzbefall
Mit einem Büschel Weizen vom Nachbarfeld in der Hand verlor Samuel Tschumi ein paar Worte zu den verfügbaren Sorten. Bei seinem Beispiel handelte es sich um Ludwig (Winterweizen), der extenso geführt wurde. Es ist keine Schweizer Sorte, daher läuft die Vermarktung als Swiss-Garantie (statt IP-Suisse). «Im intensiven Anbau müsste der Bestand wohl gespritzt werden, aber das macht in Thal keiner mehr», sagte Tschumi angesichts der sichtbaren Spuren von Gelbrost, Mehltau und wenig Septoria. Mit 20 Tonnen Mist nach der Maisernte und vor der Mulchsaat des Weizens swoie 1kg Ammonsalpeter im März sei der Bestand nicht gerade überversorgt, «er sieht aber einigermassen gesund aus». Mehr Mist wäre allerdings möglich gewesen und die zweite mineralische Düngergabe stehe noch aus.
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Für Herbizidverzicht üppig wachsenden Weizen wählen
Hier hat man sich laut Samuel Tschumi für Ludwig entschieden, weil die Sorte im Extenso-Anbau ertragsstark sei und ausserdem viel Stroh liefere. Lange Halme sind beim Dreschen aber nicht unbedingt gern gesehen, da sie mit erhöhtem Lagerrisiko einhergehen, bemerkte ein Landwirt. «Der Weizen würde allerdings auch bei 1,5 kg Ammonsalpeter noch stehen», erwiderte der Berater.
Generell stehen laut Tschumi aktuell viele gute Weizensorten zur Auswahl, «man kann schauen, was passt». Nara wachse zwar weniger hoch und könne daher eher Fusarien abbekommen, der Befall sei aber mit Pflügen nach Mais gut zu vermeiden. «Diavel zeichnet sich durch guten Stroh- und Kornertrag aus», fuhr Tschumi fort. Als wichtigste Kriterien für die Sortenwahl nannte er neben dem Ertrag die Krankheitsresistenz und Standfestigkeit. Wo auf Herbizid verzichtet wird, empfehlen sich üppig und rasch aufwachsende Sorten – Nara wäre in diesem Fall weniger geeignet.
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