Recombinetics, eine US-amerikanische Firma, die unter anderem Nutztiere gentechnisch verändert, feierte seine hornlosen Milchkuh-Stiere als ein Resultat der Präzisionszucht. Damit sei es endlich nicht mehr nötig, zu enthornen. Nun hat die Aufsichtsbehörde aber unerwünschte Gene in der DNA dieser Rinder entdeckt, wie Heise online schreibt. 

Antibiotikaresistenz im Kuh-Genom

Wie dem Bericht des Centers for Veterinary Medicine, Food and Drug Administration (CVM) zu entnehmen ist, geschah der Fehler offenbar beim Einfügen des Hornlos-Gens in die Rinder-DNA. Dabei wurde nicht nur die beabsichtigte Sequenz eingesetzt, sondern auch eine zusätzliche Kopie davon und weitere Gene, darunter Resistenzen gegen die Antibiotika Kanamycin, Neomycin und Ampicillin. 

 

Alte Antibiotika als Marker

In der Gentechnik werden prinzipiell nur Resistenzen gegen alte Antibiotika als Marker eingesetzt. Das trifft auch für die drei Resistenzen im vorliegenden Fall vor. Kanamycin stammt von 1989, Neomycin aus dem Jahr 1949 und Ampicillin ist laut Pharmawiki für die Schweizer Humanmedizin nicht mehr im Handel.

Bei diesen alten Mitteln ist es gut möglich, dass bereits Resistenzen in der Umwelt vorhanden sind. Robuste Erreger könnten im Bedarfsfall mit einem neueren Antibiotikum bekämpft werden. 

 

Potenzielle Abnehmer im Darm

Zwar äussert sich der Bericht nicht dazu, ob diese Fremdgene problematisch sein könnten, Heise online berichtet jedoch mit Bezug auf die Aussagen eines pensionierten Mikrobiologen, dass das Gen weiterspringe sei unwahrscheinlich. Seine Anwesenheit in einem Rind könne aber unabsehbare Ausbreitungsmöglichkeiten haben.

Kühe sind von einer Milliarde Bakterien in ihrem Verdauungstrakt besiedelt. Diese könnten möglicherweise die Resistenz aufnehmen. Schliesslich enthält jede einzelne Zelle dieser Recombinetics-Stiere mehrere Antibiotika-Resistenzen.

Keine genetisch reinen Rinder mehr

Mit den Bakteriengenen in ihrem Erbgut sind die Recombinetics-Stiere transgen, also genetisch nicht mehr 100 Prozent reine Rinder.Die beiden Stiere wurden 2015 geboren. Einer davon wurde geschlachtet, um sein Gewebe zu untersuchen. Der zweite zeugte 17 Nachkommen, die in der Obhut der Universität Kalifornien und auf einer australischen Farm leben.

Keine weiteren Fälle bekannt

Die amerikanische Aufsichtsbehörde führte auch eine Literatursuche durch. Dabei konnte sie keinen ähnlichen Fall finden, bei dem ungewollt Bakteriengene eingeschleust wurden. Vermutlich liege das daran, dass solche Fehler im Allgemeinen nicht entdeckt würden, heisst es. Darauf seien die Kontroll-Methoden nicht ausgelegt. Die Behörde empfiehlt deshalb für die Zukunft empfindlichere Verfahren. 

Wachsendes Verständnis für ungewollte Veränderungen

Entgegen den Beteuerungen von Recombinetics scheint es also zu unerwünschten Veränderungen gekommen zu sein, die von der Firma selbst nicht entdeckt worden sind. Die Forschenden der CVM schreiben, mit der Weiterentwicklung der Technologie zur Gen-Editierung wachse auch das Verständnis für die unerwünschten Veränderungen, die dabei entstehen können. 
Für Recombinetics dürfte diese Geschichte ein Rückschlag sein. Was aus den transgenen Tieren werden soll, darüber ist im CVM-Bericht nichts zu lesen.