Es sei die produktivste Art die ab 2024 obligatorischen 3,5 % Biodiversitätsförderflächen (BFF) auf Ackerland umzusetzen. Das ist die Meinung von Pius Fleischmann, Omya-Pflanzenschutzberater. Er meint die Massnahme «Getreide in weiter Reihe». Auch Markus Hochstrasser von der Fachstelle Pflanzenschutz des Kantons Zürich und Sebastian Menzel, Abteilungsleiter Direktzahlungen und Kontrollwesen des Kantons Thurgau, teilen Fleischmanns Einschätzung. Beide Experten waren vor Ort. Getreide in weiter Reihe gilt für alle Betriebe mit mehr als 3 ha inländischer offener Ackerfläche in der Tal- und Hügelzone, kann jedoch nur zur Hälfte (1,75 %) angerechnet werden.

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Keine grossen Einbussen

Laut Hochstrasser sei nicht mit grossen Ertragseinbussen zu rechnen. Er bezieht sich dabei auf Aussagen von Landwirten, die das Anbauverfahren «Hasenweizen» wie dies auch genannt wird bereits versucht haben. Auf freiwilliger Basis haben sich bereits in diesem Jahr Landwirte aus den Kantonen St. Gallen, Thurgau und Zürich dafür angemeldet. Ergänzend fügt Menzel hinzu, dass das Bundesamt für Landwirtschaft von Ertragsverlusten von 10 bis 20 % ausgeht und weiter: «Für diese Massnahme gibt es 300 Fr./ha.»

Extenso und weite Reihe

Anlass der Diskussion war die Eröffnung des Demofeldes, das Omya (Schweiz) AG Agro und Otto Hauenstein Samen (OHS) gemeinsam in Egnach TG angelegt haben. Die 6 ha befinden sich auf einem Betrieb, den Pius Fleischmann für zwei Jahr in Form einer Kurzpacht bewirtschaftet.

Fleischmann säte im vergangenen Herbst fünf Dinkel-, acht Weizen-, sieben Gerstensorten in weiter Reihe aus, wobei er jeweils zehn der 24 Säscharen schloss. Der Anbau erfolgt nach den Richtlinien von IP Suisse ohne Fungizide und Insektizide.

Unkrautstrategie auf dem Prüfstand

Eine Herausforderung in weiter Reihe ist die Unkrautregulierung. Dazu wurden sieben Unkraut-Bekämpfungsstrategien angelegt – und eine Unkrautbekämpfung braucht es. Das war in den Nullparzellen ohne Behandlung gut sichtbar, wo die Kleber überhandnahmen. Unkrautbekämpfung ist mit Striegeln oder mit Pflanzenschutzmitteln in weiter Reihe bis zum 15. April erlaubt – allerdings ist nur ein einmaliger Durchgang zugelassen. An Striegeln war in diesem Frühjahr aufgrund der nassen Felder kaum zu denken. Zumindest konnte Pius Fleischmann in niederschlagsfreien Zeitfenstern spritzen. [IMG 3]

Weizen am besten geeignet

Zu sehen sind die Sorten Axen, Baretta, Bonavau, Cadlimo, Montalbano, Piznair, Nara und die Hybridweizensorte Hymonta. Im Herbst 2022 gab es eine Güllegabe. Ende Februar kamen 200 kg/ha Mg-Ammon dazu sowie am 23. März 350 kg/ha Entec 26. Im Fahnenblattstadium gab es ausser für die Sorte Axen jeweils eine Blattdüngung basierend auf Sulfix und verschiedenen Pflanzenstärkungsmitteln. Die Unkrautbekämpfung mit Sprinter plus Netzmittel Sprinter variierte je nach Versuch mit Pixxaro EC, Legacy sowie verschiedenen Blattdüngern.

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Überflieger ist Hymonta

Freude hatten die Teilnehmer des Flurgangs am Hybridweizen Hymonta. Dieser ist sehr bestockungsfreudig. Hymonta ist noch nicht auf der Liste der empfohlenen Sorten, sondern erst im Prüfverfahren – wird also noch als Futterweizen abgenommen. «Im Ausland ist die Sorte als Brotweizen zugelassen», erklärt Bernhard Zuber von OHS.

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Das Schlusslicht für die Eignung im Verfahren «weite Reihen» bildete die Sorte Nara. Unter kritischer Beobachtung steht auch Baretta, insbesondere da bei dieser Sorte Mehltau sowie Halmbruch festgestellt wurde. Auch Montalbano erhielt wenig Lob. Noldi Alpiger von OHS bemerkte, dass der Schein bei dieser Sorte etwas trügt. Im Mittelfeld sind Cadlimo, Piznair und Axen. Gespannt wartet man, wie sich die neue Sorte Bonavau entwickeln wird.

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Dinkel: Edelweisser und Copper 

Fleischmann verzichtete beim Dinkel auf die Grunddüngung und düngte am 23. März mit 200 kg/ha Entec 26. Zusätzlich erfolgte eine Blattdüngung mit Sulfix, Epso Combitop sowie unterschiedlichen Pflanzenstärkungsmitteln im Fahnenblattstadium.

Die Unkrautbekämpfung zu Beginn des Schossens bestand aus Sprinter plus Netzmittel Sprinter. Alternativ wurden Pixxaro EC, Legacy, Sulfix, Epso Combitop sowie verschiedene Pflanzenstärkungsmittel hinzugefügt.

Begeistert zeigte sich Pius Fleischmann von den Dinkelsorten Edelweisser und Copper. Diese beiden weisen neben Ertragsstärke auch eine sehr gute Backqualität auf. Sein Abnehmer ist die Bäckerei Mohn mit Firmensitz in Sulgen.

Lieber nicht bei Gerste

Bei der Gerste erfolgte die Unkrautbekämpfung im Herbst mit Trinity im Dreiblattstadium. Im Herbst gab es eine Güllegabe. Ende Februar kamen 200 kg/ha Mg-Ammon dazu sowie am 23. März 250 kg/ha Entec 26. Die Kombi IP-Suisse-Richtlinien und weite Reihe sind ein Pferdefuss. Eigentlich wäre Halmverkürzer bei Getreide in weiter Reihe zugelassen, nicht aber nach IPS. Pius Fleischmann befürchtet, dass ohne Halmverkürzer in der Gerste die Gefahr gross ist, dass die Halme durch Regenfälle niedergedrückt werden.

Nützlingsstreifen und Biodiversität

Links und rechts des Demofeldes hat Pius Fleischmann einen breiten Nützlingsstreifen angesät. Wenn diese Streifen blühen, wird das ein schöner Anblick sein. «Mit diesem Versuchsfeld tragen wir dazu bei, den Konsumenten aufzuzeigen, wie die Schweizer Landwirtschaft innovativ und nachhaltig produziert und Biodiversität fördert», sagt Fleischmann. Das ist ihm ein grosses Anliegen. In erster Linie können sich jedoch Landwirte orientieren, wie sie auf den Herbst die weiten Reihen im Wintergetreide ansäen und pflegen können.

Gehen Sie vorbei

Das 6-ha-grosse öffentliche Demo-Feld liegt am Thurgauer Apfelweg in Egnach und ist für alle Interessierten jederzeit frei begehbar. Die Einfahrt befindet sich vis‐à‐vis der Romanshornerstrasse 100. Am 31. Mai, 5. Juni und 15. Juni ist Pius Fleischmann von 19 bis 20.30 Uhr vor Ort und führt durch die Kulturen. Nach Absprache bietet Omya auch begleitete Begehungen und Gesprächsrunden an. Kontakt

Taugt Sommerraps als Alternative für Winterraps?
Neben den Getreideversuchen wächst auf 2 ha die Sommerölrapssorte Mirakel. Es handelt sich dabei um eine frühreife Hybridsorte. «Der Anbau von Winterraps wird immer schwieriger, weil Wirkstoffe und entsprechende Pflanzenschutzmittel fehlen», erklärte Pius Fleischmann. Landwirte hätten ihn darauf angesprochen, ob nicht Sommerraps die Lösung sei, um dem Schädlingsbefall mit Erdfloh im Herbst zu entgehen. Das hat auf seinem Versuchsfeld prima geklappt was den Befall von Erdfloh und Stängelrüssler betraf. Hingegen gegen den Rapsglanzkäfer ist scheinbar kein Kraut gewachsen. Der Befall ist gross. Auch hat der Raps noch nicht geblüht. Markus Hochstrasser von der Fachstelle Pflanzenschutz vom Strickhof sprach dabei von einer sogenannten physiologischen Knospenwelke als Folge des Wetterstresses im Frühjahr. [IMG 7]