Seit 2013 blühen auf dem Biobetrieb von Thomas Heggli Aroniabeeren. Davor betrieb er auf seinem Hof eine Schweinezucht und baute Rhabarber an. Als er seinen Hof auf Bio umstellen wollte, riet ihm ein griechischer Erntehelfer, die gesunden Aroniabeeren anzubauen. Gesagt, getan: Thomas Heggli und seine Frau Anita sind ins Ausland gereist, haben sich die Konkurrenz angesehen und sich über die Beeren informiert.

Anfangs wollte das Ehepaar mit einer Teilfläche von ein bis zwei Hektaren starten. „Als wir uns intensiver damit beschäftigt haben, haben wir uns gesagt, entweder stellen wir den ganzen Betrieb auf Aronia um oder gar nicht“, erzählt Thomas Heggli. Wenn man sich nur auf etwas konzentriere, könne man im Markt besser auffallen. Gestartet haben sie schlussendlich mit 15 Hektaren Aronia. Heute, nach fast zehn Jahren, zählt der Betrieb 17 Hektaren Aronia- und 4 Hektaren Johannisbeeren. „Die schwarze Johannisbeere können wir mit der gleichen Infrastruktur bewirtschaften, deshalb hat sich das gerade angeboten“, sagt Heggli.

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Mehr als ausgelastet

Auf dem Aronia-Swiss-Betrieb von Thomas Heggli wird alles selbst gemacht. Zu dritt bauen sie die Aroniabeeren an, ernten und verarbeiten sie und verkaufen schlussendlich die selbstgemachten Produkte. An den Wochenenden oder in den Semesterferien leisten die Kinder zusätzliche Unterstützung. „Zeitlich sind wir mehr als ausgelastet und es ist eine Herausforderung, alles selbst zu machen“, erzählt Thomas Heggli. Dafür könnten sie mit Glaubwürdigkeit gegenüber den Konsumentinnen und Konsumenten punkten. Für ihn selbst gebe es vor allem Unabhängigkeit und Sicherheit. „Beim Produkt, das beim Kunden ankommt, können wir uns sicher sein, dass es unseren Vorstellungen entspricht. Wir können von Anfang bis Ende alles beeinflussen und müssen keine Kompromisse bei der Qualität eingehen“, sagt Thomas Heggli.

Die Aronia ist eine geschätzte Pflanze. Im Frühling blüht die Staude und hat schöne weisse Dolden. Im Herbst bietet sie eine rote Herbstfärbung. „Viele Leute haben eine Aroniastaude im Garten und wissen es gar nicht“, erzählt Thomas Heggli. Für den Garten sei sie durchaus wertvoll, auch wenn man die Beeren nicht nutzt. Auch die Vögel profitieren von der Pflanze.

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Die Gesundheitsbeere

Bei der Aronia steht nicht der Genuss im Vordergrund, sondern der Gesundheitsnutzen. Die Aronia hebt sich vor allem mit der Menge an Anthocyanen von den anderen Beeren ab, was ihr eine hohe antioxidative Wirkung verleiht. „Keine andere Beere hat so viele Anthocyanen wie die Aronia“, sagt Thomas Heggli. Sie besitzt ganze 800 Milligramm Anthocyane pro 100 Gramm. Eine Heidelbeere hat beispielsweise nur 165 Milligramm auf dasselbe Gewicht. Die Gesundheitsbeere soll ausserdem eine antibakterielle, antivirale, entzündungshemmende und allergene Wirkung haben.[IMG 4]

Für den Frischkonsum sei sie aber nicht geeignet. Die Beere müsse zuerst verarbeitet werden. „Sonst gibt es nur enttäuschte Kunden, die davon ausgehen, dass die Aronia wie eine Heidelbeere schmeckt“, erzählt Thomas Heggli. Er verarbeitet die Aronia beispielsweise zu Saft oder zu getrockneten Beeren. „Das sind unsere beiden Hauptprodukte. Etwa 70 Prozent unserer Beeren verarbeiten wir zu Saft“, so Heggli.

Da die Beere einen so hohen Gesundheitswert hat, versucht Thomas Heggli alles von der Beere zu verarbeiten. „Die Schale der Beere, die als Pressrückstand zurückbleibt, beinhaltet viele wichtige Inhaltsstoffe“, erzählt er. Diese Rückstände werden getrocknet und gemahlen. Daraus mache er dann Aroniakapseln. Die getrockneten Beeren nutze er auch für Schokolade. Zusätzlich produziere er Aroniagranulat für ins Müsli.

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Vor allem ausländische Konkurrenz

Die Produkte verkauft Thomas Heggli vor allem über seinen Onlineshop. Zusätzlich liefert er an die Migros Zentralschweiz, Migros Aare, Wiederverkäufer wie Drogerien und Apotheken und an lokale und regionale Läden. „Wir haben leider keinen Grossisten, was aber strukturell bedingt ist. Grossisten, die zum Beispiel Drogerien beliefern, wollen möglichst grosse Margen und kaufen deshalb ausländische Produkte, die viel günstiger sind“, erzählt Thomas Heggli. Dafür sei der Genusswert der ausländischen Produkte schlechter.

Da die Konkurrenz im Ausland günstiger ist, muss sich Thomas Heggli mit der Qualität seiner Produkte beweisen. Laut Thomas Heggli würden deutsche Verarbeiter beispielsweise polnische Beeren kaufen. Der Rohstoff sei für sie fast gratis, da sie teilweise für ein Kilo nur 12 Rappen zahlen müssen. „Wir sind für den Endkonsumenten sicher 20 Prozent teurer. Mit dem Mehrwert, den wir bieten, funktioniert es aber gut“, meint Heggli.

Zwischen den Schweizer Mitbewerbern sei es dafür mehr ein Miteinander statt ein Gegeneinander. „Es gibt die Interessensgemeinschaft IG Aronia, durch die man Herausforderungen gemeinsam angeht und gut vernetzt ist“, erzählt Thomas Heggli.

In der Schweiz ist und bleibt die Aronia aber eine Nischenpflanze. „Der Markt ist auf jeden Fall gesättigt“, sagt Heggli. Da die Aronia eine Verarbeitungsbeere sei, könne man sie einfach importieren – ohne Grenzschutz. Zusätzlich herrsche immer ein Wandel, mit dem man sich mitbewegen müsse. „Es braucht permanente Anstrengung, um die Produkte zu vermarkten“, sagt Thomas Heggli.

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Auf dem Aronia-Swiss-Betrieb bietet die Familie Heggli nebst den Aroniaprodukten auch Cassisprodukte an, die aus den schwarzen Johannisbeeren entstehen. Ihre Infrastruktur brauchen sie nebenbei für Dienstleistungen für Dritte. Sie entsteinen beispielsweise Kirschen und Zwetschgen und trocknen oder kühlen Beeren von Lokalbauern in ihrem Tiefkühllager.

Ernteprozess verschiebt sich

Auch der Anbau von Aronia bringt immer mehr Herausforderungen mit sich. Durch das sich verändernde Klima verschiebt sich der ganze Ernteprozess nach vorne. „Die Blüte ist normalerweise um den 10. Mai herum. Die Pflanze blüht nun aber früher, weshalb wir im Frühling mit Frost zu kämpfen haben“, sagt Thomas Heggli. Auch die Ernte findet früher statt. Normalerweise beginne die Ernte am 20. August. „Dieses Jahr beginnen wir schon am 8. August unsere Kulturen zu ernten“, so Heggli.

Die Aronia ist ausserdem eine sehr durstige Pflanze. Vor allem im Juli braucht sie viel Wasser, was bei diesem trockenen Sommer schwierig war. „Wir mussten dieses Jahr massiv bewässern“, erzählt Thomas Heggli. Aroniabeeren ohne Bewässerung anzubauen, sei fast unmöglich. Wenn sie nicht richtig bewässert werde, sei die Ernte unbrauchbar. „Da kann sehr weh tun“, meint Heggli.

Da Heggli einen Biobetrieb führt, ist auch das Unkraut 365 Tage im Jahr eine Herausforderung. „Obwohl wir mittlerweile Erfahrung mit der Mechanisierung haben, braucht es immer noch viel Handarbeit, wenn man solche Kulturen langfristig unkrautfrei behalten will“, sagt Thomas Heggli. Es gebe viele Aroniaplantagen in der Schweiz, die verunkrautet seien. Trotzdem ist für Thomas Heggli klar, dass er seine Kulturen biologisch anbaut. „Bei Aronia stellt sich diese Frage gar nicht erst – sie ist ein Gesundheitsprodukt und das sollte Bio angebaut werden“, meint er.

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Obwohl es immer wieder Herausforderungen gibt, will Thomas Heggli die Pflanze nicht missen. „Wir bauen mit Aronia etwas an, was von den Kunden wertgeschätzt wird“, sagt er. Sie erhielten tolle Rückmeldungen, was sehr motivierend sei. Die Leute seien froh über ein Schweizer Produkt. „Für uns ist das eine viel schönere Arbeit, wenn wir wissen, dass sie wertgeschätzt wird“, sagt Thomas Heggli.