Abo Simon Küng ist Bereichsleiter Biodiversität und steht in einer Buntbrache. Das sei der schwierigste BFF-Typ und darum für Einsteiger nicht unbedingt geeignet. Ökotypen 3.5% Acker-BFF mit Fallstricken Montag, 2. Oktober 2023 Manchmal hat man den Eindruck, dass Bundesbern ungeachtet aller natürlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten verordnet. Das ist auch der Fall bei den 3,5 % Acker-Biodiversitätsförderflächen (BFF), die 2024 alle Betriebe in der Tal- und Hügelzone auf ihrer Ackerfläche anbauen müssen, ausser sie haben weniger als 3 ha offene Ackerfläche. Einen winzigen Hoffnungsschimmer gibt es, dass die Acker-BFF auf 2025 verschoben werden, sofern das Parlament die beiden hängigen Motionen von Martin Haab und Esther Friedli positiv beantworten würde.

Teures Saatgut amortisieren

Also müssen sich die Landwirte jetzt im Herbst darauf einstellen, Nützlingsstreifen, einen Saum auf Acker oder eine Buntbrache aufzugleisen. Für die, die beispielsweise erstmals einen Saum oder eine Buntbrache anlegen, kommt der erste Dämpfer, wenn sie das Saatgut kaufen und sich die Preise vergegenwärtigen. Das Saatgut ist sehr, sehr teuer – vor allem für mehrjährige BFF-Mischungen. Die Mischung für Saum für trockene Standorte kostet rund Fr. 2200.–/ha und enthält 41 Arten, jene mit 37 Arten für feuchte Standorte ist noch teurer und kostet zirka Fr. 2900.–/ha. Für Buntbrache kostet die Grundversion mit 24 Arten um die Fr. 1000.–/ha und die Vollversion mit 35 Arten zirka Fr. 1600.– (Quelle Agridea). Je länger eine Brache oder ein Saum steht, desto besser lassen sich die Saatgutkosten amortisieren. Beim Saum besteht eine Verpflichtungsdauer von zwei Vegetationsperioden am gleichen Standort. Er darf aber auf Dauer und unbegrenzt angelegt werden. Bei der Buntbrache ist eine Mindestdauer von zwei Jahren vorgeschrieben und sie darf maximal acht Jahre am gleichen Standort sein.

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Aber laut Hansruedi Schoch ist es in der Praxis nun mal so, dass eine Buntbrache selten acht Jahre stehen bleibt. «In der Regel vergrasen sie vorher oder der Unkrautdruck steigt und steigt, so dass eine Brache früher umgebrochen wird. Auch beim Saum ist dies oft der Fall», sagt Schoch. Der Agridea-Mitarbeiter rechnete Deckungsbeiträge für die Biodiversitätsförderfläche (siehe Tabelle). «Unsere Referenz für die Berechnungsgrundlage ist die Praxis. Bei der Buntbrache rechneten wir mit vierjährigen Standjahren, beim Saum acht Jahre», erklärt Schoch. Entsprechend würden die Saatgutkosten auf die Anzahl Jahre aufgeteilt.

Knapp verfügbar im Herbst

Abo Ständerat Die Pflicht zu 3,5 Prozent Acker-BFF könnte noch verschoben werden Freitag, 29. September 2023 Einen zweiten Dämpfer erhielten viele Landwirte, als es Engpässe und Lieferverzögerungen bei der Auslieferung des Saatguts gab. Aber das sollte inzwischen behoben sein, heisst es seitens der Saatgutfirmen. «Wir konnten alle beliefern. Die, die bei uns bestellt haben, konnten säen», sagt Bernhard Zuber von OHS, und Michael Burri von UFA-Samen bestätigt, dass die bestellten Mengen inzwischen am Verkaufspunkt eingetroffen seien. Auch Bruno Sticher von Samen Steffen konnte seine Kunden mit den BFF-Mischungen bedienen. Hingegen vermeldet die Eric Schweizer AG, dass das Saatgut für Saum auf Acker und Buntbrache leider ausverkauft und erst ab März wieder erhältlich sei. Als Grund für die Engpässe geben die Saatgutfirmen unisono an, dass sie keine Zeit gehabt hätten, von einigen Arten Lagervorräte anzulegen. So hätte das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) erst im November 2022 die geänderten Rezepturen für BFF-Elemente bekannt gegeben. Bezüglich der Zusammensetzung der Arten und des jeweiligen Mischungsanteils haben die Saatgutfirmen keinen Spielraum. Das BLW gibt vor, ungeachtet, ob die jeweiligen Sämereien in der Vermehrung sind oder nicht.

Die Pionier- und Saumarten wie zum Beispiel Melilotus albus (Honigklee), Tanacetum vulgare (Rainfarn), Campanula trachelium (Nesselbl. Glockenblume) oder Solidago virgaurea (Echte Goldrute) hätten erst im Frühjahr angesät werden können. Dann fand nachfolgend im August die Ernte statt und seither wird das Saatgut aufbereitet. «Unsere Saatgutanlagen sind nonstop in Betrieb, um die Nachfrage zu befriedigen», sagt Michael Burri. Aber nicht nur bei den BFF-Mischungen sei die Nachfrage sehr gross gewesen, sondern auch bei Gründüngungsmischungen. Die Saatgutfirmen dürfen auch kein Importsaatgut dazumischen, sondern gemäss Vorgabe «Schweizer Ökotyp» müssen alle Samenkörner in der Schweiz vermehrt werden.

Im Frühlings wirds besser

«Es braucht im Prinzip mindestens einen Vorlauf von zwei bis drei Jahren, um grössere Lagervorräte von allen Mischungspartnern zu haben», sagt Bruno Sticher und ist zuversichtlich, dass im nächsten Frühjahr ausreichend Saatgut und just in time für Brache und Saum zur Verfügung stehen werden.