Sie kreisen majestätisch mit ihrem gegabelten Schwanz über Schweizer Feldern und Wäldern, ihre trillernden Rufe sind weitum hörbar. Rotmilane sind auffällig und ihre Population hierzulande wird seit Jahren grösser. Das zeigen auch die Zahlen der Vogelwarte Sempach LU.

Keine Gefahr für Kleinsäuger und Bodenbrüter

Massnahmen zur Förderung von Feldhasen, Lerchen und anderen Vögeln im Landwirtschaftsraum sind ein aktuelles Thema. Wer sich nun aber Sorgen macht, die vielen Milane könnten die Bemühungen zunichte machen, den kann Livio Rey von der Vogelwarte beruhigen; «Diese Greifvögel fressen Regenwürmer, Aas aber auch sehr viel Abfall von Menschen», erklärt er. Dazu kommen sie auch in Siedlungen, was etwa Mäusebussarde nicht tun.

Kein Zusammenhang mit dem Rückgang von Lerchen und Co.

Die Vogelwarte schätzt in ihrem neuen Brutvogelatlas, dass mittlerweile 2'800-3'500 Rotmilanpaare in der Schweiz brüten. «Damit ist die Population eigentlich noch relativ klein», führt der Biologe aus, «Vom Mäusebussard beispielsweise gibt es rund fünfmal mehr Brutpaare». Feldhasen, Lerchen, Neuntöter und weitere heute bedrohte Arten gingen bereits zwischen den 70er- und 90er-Jahren stark zurück, als es noch viel weniger Rotmilane im Mittelland gab.
«Der starke Rückgang dieser Arten im Mittelland lässt sich mit der intensiven Landwirtschaft erklären; übermässiger Einsatz von Dünger und Pestiziden und zu häufiges Mähen der Wiesen machen Lerchen und Co. das Überleben schwer», so Rey.

Turmfalken, Mäusebussard und Schleiereule gegen Mäuse

Im Gegensatz dazu profitiert der Milan anscheinend von den herrschenden Bedingungen. «Offene, strukturierte Landschaften und Feldgehölze sind für die Greifvögel ideal», erklärt Livio Rey. Mittlerweile leben in der Schweiz 10 Prozent des weltweiten Bestandes. Das sei erfreulich, da diese Art europaweit potenziell gefährdet ist.
Die Rotmilane fressen unter anderem auch Mäuse, jedoch vor allem wenn sie einfach verfügbar sind. Diese Nager sind aber die Hauptnahrung von Mäusebussarden, Turmfalken und Schleiereulen. «Diese Vögel lassen sich einfach fördern, etwa mit Hecken, Nisthilfen oder extensiver Bewirtschaftung». Das vermehrte Aufstellen von Nisthilfen habe beim Turmfalken auch schon Wirkung gezeigt.

Wegen einer Überpopulation von Milanen muss man sich laut Vogelwarte auch keine Sorgen machen; Die Bestände würden sich selbst regulieren.
Auf die Krähen habe der Rotmilan keinen Einfluss.