Wurde der Boden in den Rebbergen noch bis vor wenigen Jahrzehnten offen gehalten, so treffe man heute vorwiegend dauerbegrünte Rebberge an. Aus Sicht des Bodenschutzes hat dies mit Sicherheit viel gebracht, waren doch die Bodenverluste vor allem in steilen Lagen und mit Reben im Direktzug beträchtlich, stellt Agroscope-Wissenschaftlerin Katja Jacot an den Wädenswiler Weintagen (online) fest. 

Einsaaten mit Blumen erhöhen zusätzlich die biologische Vielfalt. Eine gezielt auf diese Bedürfnisse zusammengestellte Samenmischung kann sich positiv auf die Reduktion von Schädlingen auswirken. 

Nutzen artenreicher Streifen

Je grösser die Vielfalt der Pflanzen, desto grösser ist die Vielfalt der Insekten, Vögel, Reptilien usw., welche teilweise als natürliche Gegenspieler der Rebenschädlinge wirken. Einige Winzer(innen) setzen bereits heute vielfältigere Samenmischungen ein, sei es als Dauerbegrünung oder nachdem die Rebberg-Fahrgassen durch eine Bodenbearbeitung gelockert wurden. 

Als problematisch gelten die meisten Saatmischungen bezüglich Herkunft der Samen und Zusammensetzung. Die artenreicheren Mischungen laufen in der Regel gut auf, die Arten verschwinden jedoch nach ein paar wenigen Jahren. Katja Jacot empfiehlt, ein wachsames Auge bezüglich Neophyten im Rebberg zu halten: So sollte vor der Ansaat das Einjährige Berufkraut oder die Kanadische Goldrute vor der Blüte entfernt und entsorgt werden. 

Neue Wildblumenmischung

Im Rahmen eines vierjährigen (2018–2021) Projektes vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und von Agroscope wurde eine multifunk-tionelle Mischung aus 33 einheimischen ein- und mehrjährigen Wildblumen und -gräsern (CH-Ökotypen) lanciert. Diese ist ab 2023 im Handel und kostet zirka 50 Franken pro kg. Sie wurde für Fahrgassen entwickelt, die die floristische Vielfalt in artenarmen Rebbergen fördern soll.

Diese artenreichen Streifen, mit reichhaltigem Blüten- und Beuteangebot sowie Lebensraum während und ausserhalb der Vegetationszeit, sollen über viele Jahre eine Grundlage zur Förderung von Nützlingen wie Raubmilben und natürlichen Gegenspielern der Rebzikaden, wie Raubwanzen, bieten. Zudem sollen sie die Bodenqualität verbessern und weniger mit den Reben konkurrieren als die Spontanbegrünung.