Übergewicht und Adipositas gehörten zu den Hauptproblemen der öffentlichen Gesundheit in der Schweiz, begründete Roduit den Vorstoss. Die Krankheiten, die dadurch entstehen würden, hätten gemäss einer Studie 2012 direkte und indirekte Kosten von knapp 8 Milliarden Franken verursacht.

Mit Aktionen schmackhaft machen

Roduit sah seine Forderung auch als Beitrag für den Kampf gegen den Klimawandel. Der Trend aus der Pandemie-Zeit, einheimisches Gemüse und Früchte aus der Region zu verzehren, solle genutzt werden, forderte er. Ein Weg, jungen Leuten einheimische Ware schmackhaft zu machen, wären Automaten mit Obst und Gemüse an Schulen und noch weitere Aktionen. «Es gibt Ideen dafür», sagte er.

 

5 Gründe für die Motion

Benjamin Roduit nennt in seiner Motion «Den Konsum von lokal angebautem Obst und Gemüse fördern» fünf Argumente, die für den Verzehr von Früchten und Gemüse sprechen:

  1. Für die Gesundheit: Um gegen Übergewicht vorzubeugen, den Körper vor chronischen oder übertragbaren Krankheiten zu schützen und genügen Vitamine sowie andere gesunde Inhaltsstoffe aufzunehmen. Letztere seien in frischer lokaler Ware in grösserer Menge vorhanden.
  2. Aus Umweltgründen: Importiertes müsse lange transportiert werden. Ausserdem sei die inländische Produktion strikt geregelt und könnte sogar noch verbessert werden (dies im Zusammenhang mit den aktuellen Pflanzenschutz-Debatten).
  3. Für die Wirtschaft: Man solle den Boom regionaler Produkte während der Corona-Krise ausnutzen und weiterführen. 
  4. Aus sozialen Gründen: Durch den lokalen Konsum könne man auch lokalen Geschmack und die Vielfalt der Schweiz wiederentdecken.
  5. Aus politischen Gründen: Es gelte, ein Gleichgewicht zu finden zwischen wirtschaftlichen Interessen und der Gesundheit. Dies ohne ausufernde staatliche Interventionen oder reiner Eigenverantwortung. 

Kaum jemand kenne das Programm «5 am Tag». An Ideen für Aktionen und Bekanntmachung von Gemüse und Früchten aus der Schweiz mangle es jedenfalls nicht, so Roduit. Es brauche nun aber ein starkes Signal durch die Annahme dieser und seiner zweitem Motion (zu Fruchtsäften und Wasser). «Sonst haben wir in Zukunft vielleicht eine Gesellschaft, die – was ihre Konsumgewohnheiten angeht – weniger gesund ist als die heutige», schliesst Roduit. 

 

Der Bundesrat war dagegen

Der Rat unterstützte die Motion mit 110 zu 63 Stimmen bei 6 Enthaltungen, entgegen der Empfehlung des Bundesrates. Er betrachtet das Anliegen als erfüllt. Es sei schon viel unternommen worden, sagte Gesundheitsminister Alain Berset. Im Rahmen des laufenden internationalen Jahres der Früchte und des Gemüses werde sich dies fortsetzen.

Zwar ässen lediglich rund 12 Prozent der Menschen im Land die pro Tag empfohlenen fünf Portionen Gemüse und Früchte, schrieb der Bundesrat zur Motion. Doch mit der Schweizer Ernährungsstrategie setze sich der Bund bereits für eine ausgewogene Ernährung ein. Grundlage dafür ist das Lebensmittelgesetz.

Der Vorstoss geht an den Ständerat.

Keine Förderung von Säften

Eine zweite Motion von Roduit, die verlangte, das Trinken von Wasser und natürlichen Fruchtsäften zu fördern, lehnte der Rat hingegen mit 92 zu 80 Stimmen und bei 8 Enthaltungen ab. Er folgte bei dieser Motion dem Antrag des Bundesrates.

Benjamin Roduit hatte diese Motion praktisch gleich begründet wie jene zur Förderung des Konsums lokaler Früchte und Gemüse. Er nannte vor allem auch die bedenklich grossen Mengen Süssgetränke, die täglich konsumiert würden. Als konkrete Lösungsansätze sieht er etwa Brunnen als Wasserspender an Schulen.