Mehltau sei so alt wie der Weizen selbst, schreiben Forschende der Universität Zürich in einer Mitteilung. Vor über 10'000 Jahren habe der Anbau des Getreides, das heute als eines der weltweit wichtigsten Grundnahrungsmittel gilt, im Nahen Osten seinen Anfang genommen. Der Blick in die Wiege der Landwirtschaft und des modernen Weizens solle helfen, den Weg des Mehltaus nachzuvollziehen und letztlich die Zucht resistenter Sorten unterstützen.

Ein kosmopolitischer Pilz

Die Analyse von 172 Mehltau-Varianten aus 13 Ländern auf vier Kontinenten habe ergeben, dass der Pilz sich zusammen mit den landwirtschaftlichen Anbaupraktiken in der Stein- und Bronzezeit nach Europa und Asien ausgebreitet hat. «Durch Migration und Handel erreichte der Erreger neue Gebiete», schreiben die Forschenden. Vor etwa 300 Jahren schliesslich hätten europäische Siedler den Weizen und mit ihm den Mehltau nach Nord- und Südamerika gebracht.

Heute schützt der Pflanzenpass

Die Verschleppung von Pflanzenkrankheiten (und exotischen Schädlingen) beschäftigt die Landwirtschaft bis heute. Es werden im grenzüberschreitenden Handel aber einige Vorkehrungen getroffen, dass ein Erreger keinen derartigen Siegeszug hinlegen kann, wie es beim Mehltau der Fall war. In der Schweiz beispielsweise müssen Pflanzen und Saatgut beim Import einen Pflanzenpass haben. Dieses Attest bestätigt, dass die Ware die Vorschriften zur Pflanzengesundheit erfüllt und dass regelmässige amtliche Kontrollen durchgeführt werden. Im Fokus sind dabei z. B. gefürchtete Erreger wie Xylella fastidiosa oder Larven des Japankäfers.

Rasante Evolution dank Vermischung

Es ist indes nicht nur die weite Verbreitung, die den Mehltau zu einem solch erfolgreichen Getreideschädling gemacht hat. Wie bereits vermutet wurde, scheinen sich verschiedene Mehltauarten auf der Reise um die Welt mehrfach vermischt zu haben, heisst es bei der Uni Zürich. Das sei wahrscheinlich der Grund für die schnelle Evolution der Pathogenität des Pilzes, der mit der Entwicklung seiner Wirtspflanze mühelos schritthalten konnte.

Neu gezüchtete Weizensorten aus der Kreuzung amerikanischer Pflanzen und solchen aus dem ostasiatischen Raum, die in den letzten 120 Jahren nach Japan kamen, verdeutlichen den Effekt: «Der ebenfalls importierte amerikanische Mehltau hybridisierte mit der ortsansässigen Variante, und die entstandenen Mischlinge konnten den neuen Weizen erfolgreich befallen», erklären die Studienautoren.