[IMG 2]«Wenn kaum mehr Humus da ist, muss man etwas machen», konstatiert Markus Deppeler. Der Landwirt aus Tegerfelden AG hat vor drei Jahren angefangen, Massnahmen für den Humusaufbau umzusetzen. «Ich habe damals um 20 Prozent tiefere Weizenerträge eingefahren», erinnert er sich. Eine Laboranalyse ergab für seine Böden einen Humusgehalt von einem Prozent. Vielleicht sei der Wert schon immer so tief gewesen, überlegt Deppeler. Den Resultaten der Fühlprobe, wie sie im Rahmen des ÖLN durchgeführt wird, traut er keine gute Schätzung zu. Um mehr über die Fruchtbarkeit des Untergrunds zu erfahren, müssten seiner Meinung nach Pflanzenverfügbarkeit und das Verhältnis verschiedener Nährstoffe zueinander beachtet werden. Solche Analysen sind zwar teurer, seien das Geld aber wert.
Einen Weg dazwischen gewählt
Markus Deppeler begann, sich mit dem Thema Humusaufbau auseinanderzusetzen und las über Verfahren ohne Pflug, den Verzicht auf die Wintergare, möglichst durchgehend bewachsenen Boden und die Regenerative Landwirtschaft. «Ich mache etwas dazwischen und ich weiss noch nicht, ob es funktioniert», meint der Aargauer. Zentral für ihn sind Gründüngungen. Wobei er bemerkt, dass es nicht nur ums Grün oben, sondern vor allem um das Leben darunter geht.
Eine eigene Mischung
Dem Pflug hat der Landwirt den Rücken gekehrt und setzt konsequent auf Mulchsaat und Fräsen. Zusammen mit der Firma Otto Hauenstein Samen (OHS) entwickelte Markus Deppeler eine für ihn passende Gründüngungsmischung. «Jede Komponente hat darin ihre Funktion», erklärt er. Der Roggen wachse auch bei tiefen Temperaturen, sorgt für viel Biomasse und biete als oberes Stockwerk kleineren Pflanzen wie Phacelia im Winter Schutz, Leguminosen bringen zusätzlichen Stickstoff in den Boden, Raigras bildet ein flaches Wurzelwerk. Die Mischung soll indes weiter verbessert werden. «Bei Smart-Rüben habe ich kein Problem mit Durchwuchs, im Lein kann der Roggen aber problematisch werden», schildert Deppeler. Da werde er es dieses Jahr mit einem zusätzlichen Durchgang Bodenbearbeitung versuchen, oder künftig auf Roggen in der Gründüngung verzichten.
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Crowdfunding und CO2-Zertifikate
Neben Durchwuchs hat die massgeschneiderte Gründüngungsmischung einen weiteren Nachteil: Den Preis. «Mit 70 Franken pro Hektare komme ich da nicht aus», stellt der Aargauer fest. Auf Wemakeit hat er ein Crowdfundig mit dem Finanzierungsziel 15'000 Franken gestartet, was ihm die Kosten für Gründüngungen während der nächsten fünf Jahre sichern soll. «Ich bin nicht darauf angewiesen», meint Markus Deppeler. Er will mit seiner Aktion aber dafür sorgen, dass jene, die lauthals Forderungen an die Landwirtschaft stellen, auch einmal einen konkreten Beitrag leisten können – ohne allerdings zu erwarten, dass sie es auch tun werden. Mit derselben Motivation bietet er auch schon seit Längerem CO2-Zentrifikate zum Kauf an: 1 Tonne eingespartes CO2 für 100 Franken. Seine Zertifikate sind nicht rechtlich anerkannt, aber auch nicht aus der Luft gegriffen. «Es gibt Umrechnungsformeln dafür, wie viel CO2 der Humusaufbau bindet», erklärt der Landwirt. Wer sein Vorgehen unterstützen will, erhält eine ausgedruckte Urkunde. Bisher hat Deppeler nach eigenen Angaben zwei Zertifikate verkauft.
Kein Botschafter, aber auskunftsbereit
«Ich mache das für mich, für meinen Boden», hält Markus Deppeler fest. Mit seinem Humusaufbau war er auch schon Thema eines Artikels im «Blick», die Reaktionen darauf fielen aber verhalten aus und hätten sich vor allem auf Kommentare zu seinem Foto beschränkt. Aber der Aargauer mit eigener Ölmühle sieht sich nicht als Botschafter,
«ich gehe nicht mit dem Humusaufbau hausieren, wir Landwirte sind schliesslich freie Unternehmer».
Auch eine wissenschaftliche Begleitung seitens einer Forschungsinstitution würde Deppeler ablehnen. Fragen beantwortet er aber gerne oder führt für andere Landwirte Mulchsaaten durch.
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Marienkäfer haben die Läuse beseitigt
Für Deppeler haben sich seine Bemühungen bereits gelohnt. «Die Insektenvielfalt hat zugenommen und mein Boden bleibt selbst bei Starkregen dort, wo er ist», so seine Beobachtung. Auch ohne Spritzen habe er in Zuckerrüben nach einer Gründüngung keine grünen Blattläuse gehabt. Dafür vermehrten sich schwarze Blattläuse später rasant. «Aber auf jeder Pflanze hatte es dazu noch Marienkäfer», erinnert sich der Landwirt. Ohne sein Zutun gewannen die Nützlinge die Oberhand und nach zwei Wochen waren die Läuse getilgt. «Ich bin mir sicher, dass die Gründüngung den Nützlingen beim Überwintern geholfen hat.»
Die Bodenproben sind eingeschickt
In seiner Fruchtfolge habe er viele Hackfrüchte, sagt Markus Deppler. «Das zehrt am Humus», ist er sich bewusst. Mit Extenso-Weizen und Gründüngungen lockert er die Fruchtfolge auf. Jedes Gramm Biomasse, das in den Boden kommt, sieht Deppeler als Futter für die Mikroorganismen darin. Kürzlich hat er Proben ins Labor geschickt und erwartet im Februar die Resultate.
«Wenn ich bis zur Pensionierung einen Humusgehalt von vier Prozent nachweisen kann, habe ich doch etwas erreicht im Leben»,
meint der Aargauer lachend. Schon eine Verdoppelung auf zwei Prozent würde ihn freuen – und seinem Vorgehen Recht geben.
Betriebsspiegel Hardhof
Ort: Tegerfelden AG
LN: 17 ha
Kulturen: Raps, Lein, Zuckerrüben, Weizen, Bohnen zum Selbstpflücken, bei Bedarf Roggen, Sonnenblumen und Ölhanf
Arbeitskräfte: Markus Deppeler (Betriebsleiter), Eltern und Angestellte für die Produktion und Direktvermarktung der Speiseöle
Besonderes: Zum Hardhof gehört eine Ölmühle
Weitere Informationen: www.pflanzenoel.ch
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