AboQuarantäneorganismusIst das ein Japankäfer? So erkennen Sie den eingeschleppten SchädlingDonnerstag, 13. Juli 2023 Japankäfer sind für ihre Gefrässigkeit und ihr weites Nahrungsspektrum bekannt. Sie fressen die Blüten und Blätter von Ackerpflanzen, Obstbäumen oder Beerensträuchern und ihre Larven vertilgen Gräserwurzeln. Ganz neu ist Popillia japonica in der Schweiz nicht, seit 2017 richtet er im Kanton Tessin grosse Schäden an. Nun hat er den Sprung auf die Alpennordseite geschafft.

Bereits eine kleine Population

Bisher wurden in anderen Kantonen nur einzelne Käfer gefunden. Mitte Juli 2023 hat man aber im Rahmen der schweizweiten Überwachung in Kloten ZH vier Exemplare in einer Lockstofffalle und in der Folge eine kleine Population entdeckt. Umgehend hat der Kanton Zürich Tilgungsmassnahmen in die Wege geleitet. Insbesondere gelte es zu verhindern, dass weibliche Japankäfer ihre Eier ablegen und sich die Population somit vergrössert. Ausserdem sollen gezielte Massnahmen dafür sorgen, dass sich der Schädling nicht nach ausserhalb von Kloten weiterverbreitet.

[IMG 2]«Der grösste Teil des Lebenszyklus verbringt der Japankäfer in der Erde in Form von Engerlingen. Dann ist eine Bekämpfung unmöglich. Jetzt aber, in dem kurzen Zeitfenster von ein beziehungsweise zwei Wochen kommen die Käfer an die Oberfläche, fressen sich satt und legen die Eier ab», erklärte Giselher Grabenweger von Agroscope an der Medienkonferenz, die den Startschuss der Bekämpfungsmassnahmen markierte.

Insektizid und Bewässerungsverbot

Zur Tilgung hat der Kanton Zürich folgende Massnahmen verfügt:

  • Im Befallsherd Kloten (Radius zwei Kilometer) werden Käferfallen aufgestellt.
  • Rund um die Fussballanlage Stighang, wo die meisten Käfer entdeckt worden sind, erhalten Wirtspflanzen auf öffentlichen Flächen und in Privatgärten bis Ende Juli einmal eine Insektizid-Behandlung (Betroffene werden direkt informiert).
  • Ab sofort und bis Ende September gilt in Kloten ein Bewässerungsverbot für Rasen- und Grünflächen, da Japankäfer ihre Eier gerne in nasse Erde ablegen.
  • Der Transport von Grüngut, Kompost, Pflanzen mit Wurzeln in Erde oder organischem Substrat und Bodenmaterial aus Kloten heraus ist verboten.
  • Aus der fünf Kilometer breiten Pufferzone darf bis Ende September kein Grüngut hinaus transportiert werden.

Landwirtschaft (noch) nicht betroffen
«Die Landwirtschaft ist zum jetzigen Zeitpunkt von Insektizideinsatz nicht betroffen», stellt Fiona Eyer von der Fachstelle Pflanzenschutz Strickhof klar. inschränkend gilt im 2-km-Radius des Befallsgebietes, dass z. B. eine Feldrandkompostierung noch möglich ist, der Kompost aber das Gemeindegebiet von Kloten nicht verlassen darf. Das Bewässerungsverbot gilt auch für Wiesen und Weiden in Kloten. Schnittgut darf nicht aus dem Befallsherd wegtransportiert werden. Fahrzeuge und Geräte zur Bodenbearbeitung, müssen sorgfältig gereinigt werden, bevor sie Kloten verlassen

Berfristete Notfallzulassung
Der Schweizer Obstverband (SOV)bringt in einer Mitteilung seine Besorgnis zum Ausdruck bringt. Der SOV begrüsst die Notfallzulassung von Acetamiprid zur Bekämpfung des Japankäfers Im Obst- und Beeren-, Feld- und Gemüsebau, die bis zum 31. Oktober 2023 befristet ist. Die Behandlung könne nur auf Anweisung der Kantonalen Pflanzenschutzdienste erfolgen, erinnert der Verband.

Auch die Nachbarländer schützen

Den Spritzdienst übernehmen die Gemüsegärtner, die im Umgang mit Spritzmitteln ausgebildet sind, währenddessen die Zivilschützer den Einsatz sichern, die Leute informieren und im Nachgang festhalten, wo schon überall gespritzt wurde.

Peter Kupferschmied von Pflanzenschutzdienst des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) machte auf die grosse Verantwortung des Bekämpfungsteams aufmerksam. Es gelte nicht nur die befallsfreien Gebiete in der Schweiz, sondern auch jene der Nachbarländer zu schützen. Wie viel dieser in kürzester Zeit organisierte Bekämpfungseinsatz kosten werde, lässt sich im Moment nicht einschätzen.

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Die Chancen sind intakt

Da es sich in Kloten bisher nur um eine kleine Japankäfer-Population handelt, geben sich die Behörden zuversichtlich. Die Chancen stünden gut, dass eine Tilgung des Schädlings gelingt.

Mildere Massnahmen fehlen bisher
Giselher Grabenweger von Agroscope zeigte an der Medienkonferenz die Grenzen von umweltschonende Bekämpfungsmassnahmen auf.
Nematoden seien derzeit die einzige Möglichkeit, die Larven in den Wiesen zu bekämpfen – jedoch mit begrenzter Wirksamkeit. In Entwicklung seien sogenannte kleine Zelte aus Moskitonetzen, die erhöht auf einen Pfosten gestellt werden. Das Moskitonetz ist mit einem Insektizid prägniert und über einen Lockstoff werden die Käfer angelockt. Giselher Grabenweger forscht zudem an sogenannten entomopathogenen Pilzen zur Bekämpfung des Käfers. Das Projekt werde aber erst in den kommenden Jahren abgeschlossen.