«Uns wird in diesen Tagen klar vor Augen geführt, was es bedeutet, wenn wir als Pflanzgutproduzenten unsere Aufgabe nur noch teilweise erfüllen können», sagte Lukas de Rougemont. 

Europaweite Verknappung

AboViele Pflanzkartoffelpartien zeigen dieses Jahr kleinere Knollen, die besonders schlecht geeignet sind zum Halbieren.Mangel für die Kampagne 2024Aus eins mach zwei? – Bei Pflanzkartoffeln nicht die beste IdeeDienstag, 30. Januar 2024 Der Präsident des Schweizer Saatgutproduzenten-Verbands (Swisssem) betonte an der Delegiertenversammlung vom Mittwoch die Schwierigkeit, den Schweizer Markt mit Pflanzkartoffeln zu versorgen. Zu der schwindenden Anbaubereitschaft in der Schweiz, einem sehr jungen Phänomen, geselle sich ein neues, eine europaweite Verknappung des Angebots. 

«Das bis anhin immer verläss­liche Ventil ‹Import› verweigert teilweise seinen Dienst.» Bereits sei die Rede von «Aushilfspflanzgut», also von Speisekartoffeln, die als Pflanzgut verwendet werden sollten. In der Branche herrsche Nervosität.

Einzelkulturbeiträge rauf

Die von Swisssem beschlossenen Preiserhöhungen für Pflanzgut ab der Ernte 2022 würden in die richtige Richtung gehen und von der Branche unterstützt. Parallel dazu fordere Swisssem mit Nachdruck eine Erhöhung der Einzelkulturbeiträge für die Pflanzgutproduktion, aber auch für die Saatgutproduktion von Gras, Klee, Mais und Saat­getreide.

Massnahmen nötigEs hat zu wenig Pflanzkartoffeln – und Importe helfen nichtDonnerstag, 18. Januar 2024 Geschäftsführer Christof Rüfenacht bestätigt die alarmierenden Worte des Präsidenten. Seit 2020 würden die Vermehrungsflächen für Pflanzkartoffeln abnehmen, zuerst langsam und nun beschleunigt.  Die grossen Wetterschwankungen stellten den Anbau von Pflanzkartofffeln zunehmend vor Probleme. Die Abfolge von schwierigen Jahren entmutige die Produzenten. Die Referenzfläche von 1540 ha werde nicht erreicht. Die angekündigten Flächen würden im nächsten Wirtschaftsjahr unter 1400 ha liegen. 

Genaue Gründe noch unklar

Das Ergebnis der Getreideverkäufe zum 30. November war laut Swisssem «enttäuschend». Eine Differenz zwischen November 2022 und November 2023 von –7,4 Prozent übertreffe die Befürchtungen bei Weitem.

Die Tatsache, dass eine nicht unerhebliche Fläche an Zucker­rüben zu diesem Zeitpunkt noch nicht geerntet war, könnte einen Teil dieses Ergebnisses erklären. Andere Gründe, wie die Zunahme der Biodiversitätsförderflächen oder die Aussaat in weiten Reihen, könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Ohne die tatsächliche Entwicklung dieser Flächen zu kennen, ist es jedoch noch zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen.

Unterschiede bei anderen Kulturen

Der späte Frühling und der trockene Sommer wirkten sich unterschiedlich auf die anderen Kulturen aus:

  • Die Futterpflanzen (Klee und Gräser) hätten nur geringe Verluste erlitten. Die geernteten Mengen und Qualitäten scheinen zufriedenstellend bis gut zu sein.
  • Die Erträge der Eiweisspflanzen hätten hingegen nicht den Erwartungen entsprochen.
  • Während die Nachfrage stieg, habe die Saatgutproduktion von Öl- und Eiweisspflanzen kaum Schritt halten können.
  • Nach Jahren grosser Schwierigkeiten bei Mais seien die Ergebnisse in diesem Jahr besser gewesen. Dennoch liegen sie mit 26 dt/ha unter den erwarteten Erträgen (30 dt/ha).