«Alles Freiland, kein einziges Gewächshaus. Schon mein Vater hatte nie Gewächshäuser», stellt Reto Huber seinen Betrieb vor. Sein Herz schlägt fürs Säen. Ausser Salat und etwas Kohl wird alles angesät. Das sei hocheffizient. «Mit einem kleinen Sack Saatgut kann ich anschliessend ganze Lastwagen mit Gemüse füllen», so Huber.

Hubers Hauptkulturen sind Karotten, Randen und Zwiebeln. Der 43-jährige Gärtnermeister ist unterwegs zu seinen Feldern. Erste Station ist ein 1,2 ha grosses Zwiebelfeld. Angesät hat er Ende März. Das Wachstum ist durch das schlechte Wetter in Verzug und in einzelnen Fahrgassen sammelt sich Wasser. «Die Zwiebeln hätten gerne etwas mehr Sonne und Wärme», sagt Reto Huber. Aber er ist zuversichtlich, dass diese Kultur den Vegetationsrückstand aufholen wird.

Unkrautdruck steigt

[IMG 2] Etwas mehr Sorgen bereitet ihm das Unkraut, das sich ungehindert ausbreitet, da die Zwiebeln nicht eben konkurrenzstark sind. Zum Befahren mit der Feldspritze sind die Felder zu nass. Zudem könne er die Unkräuter nur im Keimblattstadium behandeln. «Das ist die Krux mit den Pflanzenschutzmitteln, die heute noch zugelassen sind», sagt Reto Huber. Es fehlen Wirkstoffe und die noch zur Verfügung stehenden seien erst noch weniger wirksam. Der Zeitpunkt der Applikation muss sehr genau passen. Wenn das Wetter nicht mitmacht, hat der Produzent ein Problem. «Auf diesem Feld müssen wir, sobald der Boden etwas abgetrocknet ist, die Jät-Equipe durchschicken», so Huber. 

Salat gedeiht gut

[IMG 3] Ähnlich wie bei den Zwiebeln sieht es auf dem Randenfeld aus. Einzig die Salatfelder erfreuen Hubers Herz. Die Jungpflanzen werden wöchentlich angeliefert und gesetzt. Jede Woche wird ein Satz geerntet, denn der Markt will kontinuierlich mit Salat versorgt sein. «Wenn die Jungpflanzen am Dienstag geliefert werden und man aufgrund des Regens vier Tage nicht setzen kann, hat man die kommende Woche zwei Sätze zum Setzen», sagt Reto. Das heisst, es kommen dann auch zwei Ernten gleichzeitig auf den Markt, was zu Marktverwerfungen führt. Aber Hubers sechs Sätze gedeihen prächtig. «Wir hatten Glück mit den regenfreien Zeitfenstern», sagt Huber. Zudem ist die Parzelle sehr steinig und wasserdurchlässig, so dass es keine Staunässe gibt.

Risiko minimieren

«Das ist ein Vorteil, mit vielen Parzellen. So kann ich je nach Kultur Parzellen mit der entsprechenden Bodenbeschaffenheit wählen und das Risiko minimieren», fasst Huber zusammen. Wo er seine Karotten aussäen wird, steht auch schon fest – nur, dieses Saatgut hätte schon vor fünf Wochen im Boden sein müssen. Aber für die Bodenbearbeitung, ein gut abgesetztes Saatbeet und den Dammaufbau war der Boden zu nass. «Bis jetzt haben wir noch genug Rüebli am Lager, um unsere Kunden zu beliefern», sagt Reto und vermerkt, dass seine Abnehmer das ganze Jahr über Schweizer Rüebli wollen. «Ich befürchte, dass sich schweizweit die Ernte etwas verzögern wird und es Anfang Juni zu einem Versorgungsengpass kommen könnte», sagt er und verweist auf die prekäre Lage bei den Kartoffeln: «Ich mache keine Kartoffeln, aber wer jetzt die Kartoffeln noch nicht im Boden hat, für den wird es richtig übel.» [IMG 4]

AboOstschweizGemüsebau: Ernteerschwernisse bei allen Freiland-FrühkulturenSonntag, 21. Mai 2023 Am Jammern ist Reto Huber nicht. Er nimmt es sportlich und eigentlich sei ihm Regen sogar lieber als ein Hitzesommer wie im Jahr 2022. Zumal es bis dato nie einen Starkregen gegeben hätte. Bei schönem Wetter wachse alles gut und bewässert werden alle Sonderkulturen – also sei das Angebot gross. Das heisse nichts anderes, als dass der Preise sinke. Was im vergangenen Herbst passiert sei, obwohl die Produktionskosten durch den Bewässerungsaufwand und die steigenden Energiepreise durch die Decke gestiegen seien.

Jetzt mit den vielen Niederschlägen sei das Gemüseangebot eher knapp, so dass die Preise stabil bleiben beziehungsweise auch etwas ansteigen würden, sagt Reto Huber. Trotzdem würden die Niederschläge die Produzenten belasten. «Das Wetter können wir nicht beeinflussen, sehr wohl aber die Grundlagen oder Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche, sichere Produktion», so Reto Huber.

Betriebsspiegel

Betriebsleitung: Reto und Evelyn Huber
Ort: Sünikon (Betriebszentrum), Fisibach, Oberweningen ZH
LN: 130 ha
Kulturen: Karotten, Randen, Zwiebeln, Rhabarber, Blattsalate, Zuckermais, Lauch, Zucchetti, Futtergerste (20 ha), Futterbau und Ökoausgleich
Tierhaltung: 12 Mutterkühe
Angestellte: 55 plus zwei Lernende