Man kreuze ein Hackgerät mit einem Pingpong-Tisch, würze das Ganze mit etwas Elektronik und füge für den nötigen Wumms noch eine Batterie hinzu. Voilà, man hat den Farmdroiden, einen automatischen Hackroboter.
Ganz so einfach wie in der obigen Beschreibung geht es natürlich nicht. Die Maschine ist nämlich ein Hightech-Gerät eines dänischen Herstellers. Bestaunen konnte man sie am Flurgang vom 13. Mai. Die Landi Weinland hat diesen organisiert, Schwerpunkte waren die mechanische Unkrautregulierung, Sämereien und die Biodiversität.
Ein Schwerpunkt war die mechanische Unkrautregulierung
[IMG 2-3] Zur «goldenen Stunde» am Abend fanden sich zahlreiche Produzentinnen und Produzenten auf dem Betrieb der Familie Vetterli ein. Die Begrüssung übernahm der Seniorchef Daniel Vetterli. Auf einer ausgedehnten Parzelle präsentierte er zahlreiche Maschinen zur Hacktechnik. Seit er im Jahr 2018 auf biologische Bewirtschaftung umstellte, wird das Unkraut mechanisch bekämpft.
Besonders begeistert ist Vetterli von seinem Hackgerät von Steketee, welches in den Dammkulturen eingesetzt wird. Mit Rädern in Pizzaform schält es minim die Dämme und reguliert so mechanisch das Unkraut. Auf einem mittigen Band von 13 cm Breite muss dann noch von Hand nachgejätet werden. Neben den auf Dämmen angebauten Zwiebeln wachsen die Zuckerrüben des Betriebs, aktuell sind diese im Vierblattstadium.
Dank GPS kommt man nah an die Rübe heran
«In den Zuckerrüben gibt es zwei Herausforderungen: Die eine sind die Krankheiten und Schädlinge und die andere die Unkräuter», erzählt Daniel Vetterli. Bei den Krankheiten gebe es den Ansatz, resistente Sorten anzubauen. Vor zwei Jahren sei er diesbezüglich unzufrieden gewesen, so sei auch der Zuckerrüben-Sortenversuch bei ihm gelandet. Auf 6 m breiten Streifen werden unterschiedliche Zuckerrübensorten angebaut, markiert sind diese jeweils am Feldanfang mit eingeschlagenen Holzpfählen, welche Beschriftungen wie «Interesa» oder «Beppina 2k377» tragen.
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Gleich daneben steht ein Traktor mit einem angehängten Hackgerät. Dieses ist GPS-gesteuert und arbeitet äusserst genau, kommt es doch bis zu 3 cm von jeder Seite an die Zuckerrüben heran. Grundvoraussetzung für den Einsatz ist eine GPS-genaue Saat, bei welcher die Saatreihen im Computer gespeichert werden. Dank der modernen Technik könne man mit dem Gerät auch fahren, wenn noch keine Reihen sichtbar seien, sagt Daniel Vetterli. Das Ziel der Unkrautbekämpfung sei nämlich, dass das Unkraut gegenüber der Kultur immer mindestens eine Woche im Rückstand sei. Dazu habe man heuer fünf Tage nach der Saat ganzflächig etwa 1 cm tief blind gestriegelt, anschliessend habe man zweimal mit einem 6 cm breiten Band gehackt. Die Rüben selber wurden auf 50 cm Breite und 12 cm Pflanzenabstand gesät, später werden sie noch vereinzelt.
Von 100 Handhackstunden hinunter auf 35
[IMG 6-7] Als Daniel Vetterli mit Biorüben anfing, habe man noch 100 Arbeitsstunden pro Hektare von Hand gehackt, erinnert er sich. Mittlerweile sei man auch mal bei 35 Stunden angekommen, unter 50 Stunden sei man zufrieden. Erreicht habe man das dank der verschiedenen Massnahmen; Striegeln und Hacken zwischen den Reihen, aber auch innerhalb. Für Letzteres ist der Farmdroid zuständig.
Juniorchef Marcel Vetterli gibt am Flurgang eine Einführung zu dem Gerät, welches nun im fünften Jahr auf dem Betrieb im Einsatz ist. Es arbeite ebenfalls via GPS, so Vetterli. Das heisst, die Maschine kennt den Standort jeder Zuckerrübenpflanze im Feld und hackt entsprechend in den Räumen zwischen den Pflanzen. Um das zu demonstrieren, versetzt Vetterli das Gerät in Bewegung.
Zielgenau steuert der Farmdroid die Zuckerrübenreihen an und beginnt, mit den metallenen Hackscharen innerhalb der Reihen zu hacken. Marcel Vetterli ist sichtlich zufrieden mit dem Resultat. «Die Saat und das Hacken in der Reihe sind heikle Prozesse, bei diesen Arbeiten gehe ich regelmässig am Tag beim Gerät vorbei und überprüfe das Resultat», kommentiert er den neben ihn fahrenden Roboter.
Streifen fördern die Nützlinge
[IMG 8-10] Am unteren Rand des Rübenfeldes liegt die Versuchsfläche des Streifenanbaus. Hier wechseln sich streifenweise Zuckerrüben mit einem Ackerbohnen-Hafer-Gemenge ab. «Der Anbau in Streifen soll die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen bremsen», erklärt Stefanie Biderbost, Projektmitarbeiterin von FiBL und Arenenberg, die Grundidee hinter dem Versuch. Auch werde das Anbaurisiko verringert, weil man mehrere Kulturen auf der gleichen Fläche habe.
Der Streifenversuch befindet sich nun im zweiten Jahr. Erste Resultate vom letzten Anbaujahr haben gezeigt, dass die Zuckerrüben vom Anbau im Streifen profitieren und mehr Ertrag geben. Stefanie Biderbost vermutet, dass die Ackerbohnen-Hafer-Streifen den Zuckerrüben als eine Art Windschutz dienen. Ebenfalls habe sie beobachtet, dass Nützlinge wie zum Beispiel Marienkäfer früher in diesen Streifen auftauchten, sich hier an Blattläusen labten und später in die Zuckerrübenstreifen abwanderten. Ein Augenschein in den Gemenge- und Zuckerrübenstreifen bestärkt diese These, es wimmelt tatsächlich nur so von Marienkäfern, die Streifen erschaffen Biodiversität.
Mit der Flugdrohne die Untersaat ausgesät
Ebenfalls divers geht es im angrenzenden Weizenfeld zu. Mithilfe einer fliegenden Drohne wurde hier Anfang April eine Untersaat eingesät. «Kommt rein und schaut es euch an», lädt Daniel Füchter, Aussendienstmitarbeiter der UFA Samen, die Teilnehmer ins Feld ein. Diese folgen, bücken sich, suchen und werden auch fündig. Tatsächlich: Am Boden neben den Getreidepflanzen wächst der Klee. Damit sich eine Untersaat etablieren könne und sie nach der Ernte der Kultur den Boden rasch begrüne, sollte sie möglichst früh gesät werden, fasst Füchter den Erfolg im Anbau zusammen.
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Mit der Hightech-Drone voraus in den Znacht
Während Daniel Füchters Ausführungen bestaunen einige Teilnehmer die neben dem Feld gelandete Drohne, eine Dji Agras T20. Der Kostenpunkt mit Akku und Grundausrüstung liege irgendwo zwischen 25 000 und 30 000 Franken, erklärt Adrian Hohl von der Landi Weinland. Je nach Bedarf könne man mit ihr 20 kg Material streuen oder mit dem 16 Liter fassenden Tank Pflanzenschutzmittel applizieren. Für eine Fungizidbehandlung in den Reben reiche eine Akkuladung für zwei volle Tankladungen, also 30 Aren. Man habe darum immer Wechselakkus und Generatoren dabei. Eingesetzt wird die Drohne im Stundentarif zwischen 80 und 110 Franken pro Hektare ohne Streugut.
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Auf dem Feld geht nun langsam die Sonne unter. Adrian Hohl startet die Drohne, die sich donnernd in die Luft erhebt. Langsam geht es in Richtung Betriebsgebäude, die Drohne voran, die Teilnehmer hinterher. Hier warten ein Schnitzelbrot und kalte Getränke. Mit einer Cremeschnitte zum Dessert sowie einem Vortrag von Marcel Vetterli zum Thema Digitalisierung und RTK-Systeme endet schliesslich dieser gelungene Anlass.
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