Mehr Raps, weniger Sonnenblumen. Das ist die aktuelle Devise der Ölsaaten. Denn, um die hohe Nachfrage nach Schweizer Rapsöl befriedigen zu können, wurde aus logistischen Gründen in der Verarbeitung auf die Saison 2020 die Vertragsmenge für Sonnenblumenöl von 18 000 Tonnen auf 12 000 Tonnen gekürzt (für Sonnenblumen von 18 000 Tonnen auf 9700 Tonnen).

Das Problem ist komplex

Für inländische Sonnenblumen liegen die Nachfrage und somit auch das Potenzial derzeit auf einem tiefen Niveau, wie der Schweizer Bauernverband (SBV) in einem Bericht zur aktuellen Lage im Ackerbau (erschienen im Januar 2021) schreibt. Doch hier sehen Fachpersonen ein vielschichtiges Problem: «Langfristig könnte die rückläufige Diversität der Ölsaaten in den Fruchtfolgen zu anbautechnischen Schwierigkeiten führen», warnt der Verband im Bericht. Auch aus fruchtfolge- und pflanzenschutztechnischen Gründen sollten die Anbauflächen ausgewogen und nicht nur einseitig bei Raps erhöht werden, betont der SBV. Der Verband spricht sogar vom «Klumpenrisiko Raps».

Kein Ausbau in Sicht

In der nahen Zukunft ist jedoch kein Ausbau der Vertragsmengen für den Anbau von Sonnenblumen zu erwarten. Dies, obwohl der Markt mittel- bis langfristig deutlich mehr Menge auf-nehmen könnte. Der SBV spricht sogar von einer möglichen Verdoppelung der heutigen Vertragsmenge, beziehungsweise plus 8000 Tonnen oder 3000 Hektaren. Der Markt müsse insbesondere dann mehr Sonnenblumen aufnehmen, wenn es nicht gelingt, die Rapsmenge deutlich zu steigern, schreibt der SBV.

Die Herausforderung ist jedoch, dass der Anbau dieser Ölsaat fruchtfolgetechnisch begrenzt ist. Zudem fehlten für den Ausbau der Sonnenblumen-Anbaufläche oftmals die Verarbeitungsmöglichkeiten und Wertschöpfungsketten. Das sind weitere Gründe für die Beschränkung der Ölsaaten-Produktion. Dass die Anbaufläche von Sonnenblumen begrenzt ist, merkt man an den relativ hohen Importmengen von Sonnenblumenöl (41 663 Tonnen im Jahr 2018, siehe Grafik). Im Vergleich zu Rapsöl (11 360 Tonnen), Olivenöl (14 757 Tonnen) und Palmöl (24 272 Tonnen), macht die Einfuhr von Sonnenblumenöl mengenmässig viel aus. 

In der Schweiz werden Sonnenblumen dank gezielter staatlicher Förderung seit 1993 angebaut. Am Anfang nahmen die Flächen in günstigen Anbaulagen dank frühreifen Sorten und guter Wirtschaftlichkeit kontinuierlich zu, schreibt der SBV in einem Bericht. Generell würde der Anbau von Sonnenblumen durch das sich verändernde Klima begünstigt. Im Jahr 2000 wurden in der Schweiz auf 3579 ha Sonnenblumen angebaut. Bis 2005 nahm die Anbaufläche auf 5083 ha zu. In den folgenden Jahren schwankte die Fläche zwischen 3300 und 4800 ha an.

Seit 2017 überstieg die Anbaufläche 5000 ha und lag 2018 bei 5386 ha. Die verwendbare Produktion nahm seit dem Jahr 2000 mit 11 666 t bis 2018 auf 16 513 t zu (siehe Grafik). Gemessen an der Energie betrug der Selbstversorgungsgrad für Sonnenblumenöl im Jahr 2018 rund 12 Prozent.

Sonnenblume ohne Sonne?

Nun war der Sommer 2021 ein Sommer mit verhältnismässig wenig Sonnenstunden – offensichtlich herausfordernde Begebenheiten für eine Ackerkultur, die diesen Namen trägt. 

Für Pierre-Yves Perrin, Geschäftsführer des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes (SGPV), lassen sich diesbezüglich noch keine konkreten Aussagen über die erfolgte Ernte machen: «Bisher haben wir keine Rückmeldungen von den Produzenten und Produzentinnen erhalten. Das ist grundsätzlich eine eher gute Nachricht», sagt Perrin aus Erfahrung.

Bedingungen «eher gut»

Die Erntebedingungen waren eher gut, auch vor der Ernte seien die Bedingungen eigentlich günstig gewesen, so Pierre-Yves Perrin. Allerdings wäre es so wie bei jeder Kultur: Die regionalen Unterschiede würden auch in diesem Jahr ausgeprägt sein und entsprechend könne auch die Qualität unterschiedlich ausfallen, erklärt er.

Auch Swissgranum kann zu den Erntemengen von Sonnenblumen noch keine Zahlen liefern. Diese würden Ende November folgen, wie die Branchenorganisation für Ölsaaten und Getreide vermeldete. Diverse Lohnunternehmer aus der Region Bern melden auf Anfrage, dass die Ernte grösstenteils abgeschlossen und mehrheitlich gut verlaufen sei.