In Schweizer Wäldern stehen nicht nur schöne gerade Bäume. Jeder Baum hat seine Eigenschaften und benötigt vor dem Fällen eine sorgsame Baumbeurteilung, um ihn als Normalfall oder eben als Spezialfall zu fällen.

8 Punkte zur Beurteilung

Gemäss dem Merkblatt der Suva «Unfallgefahren und Sicherheitsregeln beim Fällen von Bäumen» sind fast die Hälfte, nämlich 40 Prozent der Unfälle beim Holzen darauf zurückzuführen, dass der Fäller getroffen wird von zurückgeschleuderten oder abgebrochenen Baumteilen oder zurückfederndem Stammende.

Vor dem Fällen muss laut Merkblatt eine Baum- und Umgegungsbeurteilung nach folgenden acht Punkten durchgeführt werden:

  1. Baumart
  2. Stammfuss
  3. Stammverlauf
  4. Krone
  5. Spezielle Gefahren
  6. Baumhöhe
  7. Fällschneise
  8. Umgebung

Wertminderung oder sogar Verletzung

Schiefe Bäume können nicht mehr als Normalfall gefällt werden, sobald sie mit ihrem Kronenschwerpunkt mehr als eine Armlänge vom Stammfuss entfernt sind, informiert die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) in einem Fachartikel. Das Gewicht der Baumkrone führe zu starken Spannungen im Stamm, welche beim Aufreissen zur Wertminderung oder gar Verletzung des Fällers führen können.

Sollen solche Bäume in ihrer natürlichen Hängerichtung oder in der Gegenrichtung gefällt werden, braucht es Kenntnisse der entsprechenden speziellen Fällmethode. Die Arbeitssicherheit sowie die Werterhaltung des Baumstammes haben höchste Priorität. Falscheinschätzungen können zu grossen Störungen im Arbeitsablauf oder gar schweren Unfällen mit Personen- und Sachschaden führen.

Basiskurs und Weiterbildungskurs

Für das Fällen von Bäumen, die als Spezialfall gelten, ist eine entsprechende Ausbildung erforderlich. Nach absolviertem Basiskurs von fünf Tagen kann ein Weiterführungskurs von fünf Tagen absolviert werden. Idealerweise wird nach dem ersten Kurs das Gelernte im eigenen Wald geübt, um so eine gute Vorbereitung für den Weiterführungskurs zu haben, so die BUL. Unter holzerkurse.ch sind alle Angebote zusammengefasst.

Spezialwerkzeug gefragt

Für Spezialfälle braucht es nebst den fachlichen Kenntnissen oft auch Spezialwerkzeuge wie eine Stammpresse oder gar schwere Maschinen mit zugstarken Seilwinden. Oft müssen gefällte Bäume nach dem Fall in Position gehalten werden, damit sie nicht abrutschen. Hierzu braucht es gemäss BUL zusätzliches Material wie Drahtseile, sowie die entsprechenden Kenntnisse, um diese richtig einzusetzen.

Auch nach absolvierten Holzerkursen ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren. Bei Unsicherheiten sei es besser, einen Profi beizuziehen, der die entsprechende Ausbildung und Hilfsmittel hat.