AboGastbeitragDie Ackerbautagung bietet eine Möglichkeit, gemeinsam zu wachsenMittwoch, 6. Dezember 2023 Die Debatte über die Pflicht zu 3,5 Prozent Biodiversitätsförderflächen im Ackerbau (Acker-BFF) hat einer alten Diskussion neues Leben eingehaucht: Sollen Flächen in erster Linie für die Produktion von Lebensmitteln dienen oder dem Erhalt und der Förderung der Biodiversität? Die Ackerbautagung 2024, organisiert von der PAG-CH unter der Leitung von Agridea, zeigt konkrete Ansätze dazu auf, wie beide Ansprüche in Einklang gebracht werden können – und was Biodiversität alles umfassen kann. Die BauernZeitung ist Medienpartnerin der Veranstaltung.

Diverse Facetten

Die Referate beleuchten das Thema «Funktionelle Biodiversität im Ackerbau» von unterschiedlichen Seiten:

BFF: Biodiversitätsförderflächen (BFF) werden in der Schweiz schon lange angelegt. Von Agroscope gibt es Erkenntnisse aus 30 Jahren Forschung zu den Herausforderungen und dem Nutzen von BFF im Ackerbau.

Ein ganz neuer Typ (Acker-)BFF ist Getreide in weiten Reihen (GWR). Das Forum Ackerbau hat dazu Versuche durchgeführt und unter anderem Ertrag und Qualität von GWR mit konventionell gesätem Korn verglichen.

Nützliche Insekten: Raps ist eine Kultur, in der Insekten viel Schaden anrichten können. Um deren Gegenspieler geht es im Genfer Projekt AuxiGen. Es soll zeigen, welche Arten BFF oder Techniken der Konservierenden Landwirtschaft am effektivsten sind, um Nützlinge wie Schwebfliegen oder Laufkäfer zu fördern. Man fragt sich, ob sich damit der Schädlingsdruck unter die wirtschaftliche Schadschwelle senken lässt.

Raps und Nützlinge stehen auch im Kanton Jura im Fokus. Mit dem Ziel, den Insektizideinsatz in der Ölsaat zu senken, werden dort spezifisch Nützlinge auf ihr Potenzial hin untersucht und gefördert.

Mikroorganismen: Ein vitales und vielfältiges Bodenleben ist wichtig für eine gesunde Kultur. Die Partnerschaft mit nützlichen Mikroorganismen kann unter anderem die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen Krankheiten erhöhen. Die Züchtungsgruppe am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) erforscht, wie dieses Wissen bei Nutzpflanzen anwendbar ist. Dabei sieht man Pflanzen und Mikroorganismen als eine Einheit, die durch Züchtung oder Probiotika optimiert werden kann.

Diversität der Kulturen: Es gibt – abgesehen von BFF – auch andere Möglichkeiten, für Diversität auf dem Acker zu sorgen. Ein Beispiel ist der Anbau mehrerer Weizensorten auf derselben Fläche. Wie sich das auf Ertrag und Stabilität der Kultur auswirkt, hat Agroscope getestet.

Statt verschiedener Sorten auf einer Fläche kann diese in Streifen mit unterschiedlichen Nutzpflanzen eingeteilt werden. Dieser Streifenanbau könnte ein neuer Weg sein zur Schädlings- und Krankheitsregulierung. Dazu forscht das FiBL.

Nicht zuletzt bieten alte und neue Kulturen die Möglichkeit, Fruchtfolgen und Ackerbaugebiete zu diversifizieren. Den Anbau unterrepräsentierter Nutzpflanzen in Europa zu fördern, ist das Ziel des EU-Projekts Cropdiva. Agroscope befasst sich darin mit Hafer, Triticale, Nacktgerste, Lupine, Ackerbohne und Buchweizen (jeweils für die menschliche Ernährung); erste Resultate liegen vor.

Platz für Meinungen

Wie eingangs erwähnt, gibt es in puncto Biodiversität in der Regel verschiedene Meinungen. Und auch wenn es nicht um Grundsatzfragen geht, so ist die Übersetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis doch immer eine Diskussion wert. Für diesen Austausch lässt man an der Ackerbautagung viel Raum, sei es während der Pausen oder im Plenum. Ausserdem steht eine Podiumsdiskussion auf dem Programm, an der Vertreterinnen und Vertreter aus der Beratung, Politik, (Bio)-Produktion und von Sammelstellen teilnehmen.


Eckpunkte zur Tagung

Datum: 11. Januar 2024

Ort: Biel BE

Kosten: Fr. 220.– für Landwirt(innen)

Anmeldefrist: 3. Januar

Details und Anmeldung zur 11. Ackerbautagung