«Wir erfüllen erfolgreich unsere Mission», zog Agridea-Direktor Lukas Kilcher eine Bilanz zum vergangenen Geschäftsjahr. Er konnte über erfreuliche Resultate bei der Zufriedenheit der Kursteilnehmenden berichten, die 2023 96 Prozent erreichte. Die Verschiebung hin zu digitalen Medien zeigte sich bei Agridea in mehr kostenpflichtigen Downloads gegenüber weniger verkauften Publikationen und einem enormen Wachstum bei der Informationsplattform Agripedia. Dort stiegen die Aufrufe um satte 137 Prozent.

Tätigkeit nicht beeinträchtigt

An der Delegiertenversammlung in Bern zeigte eine Auswahl laufender Agridea-Projekte die Ausrichtung der Beratungszentrale an aktuellen Themen, sei es Wassermanagement, Tierhaltung oder Ressourcenschutz und Wertschöpfung. Doch die Finanzen für das Jahr 2023 sind ein Wermutstropfen, denn Agridea verzeichnet ein Defizit von rund 663 000 Franken. «Aber die Liquidität ist gut», versicherte Lukas Kilcher. Die Geschäftstätigkeit werde durch das finanzielle Defizit weder belastet noch beeinträchtigt. Agridea-Präsidentin Esther Gassler erinnerte an vergangene Jahre mit Überschüssen, die man allerdings immer investiert habe. «Wir sind kein Sparverein», bemerkte sie, man habe aber mit einem Defizit gerechnet und es könne mit Eigenkapital abgedeckt werden.

Für die roten Zahlen gibt es mehrere Gründe. Genannt werden Investitionen in die Digitalisierung der Landwirtschaft, die Modernisierung der IT-Struktur bei Agridea sowie Budgetabweichungen bei den Produkteinnahmen, Betriebs- und Infrastrukturkosten. Die Beratungszentrale hat sich 2023 an der Erhöhung des Aktienkapitals von Barto beteiligt (siehe Kasten).

Enge Verbindung

Der statuarische Teil der DV fand im Rahmen einer Arbeitstagung der Landwirtschaftsdirektorenkonferenz (LDK) statt. Wie LDK-Präsident Stefan Müller erklärte, gibt es einen Finanzierungsvertrag zwischen der LDK, dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und der Agridea. «Die Kantone sind dazu verpflichtet, den Landwirten Beratung zur Verfügung zu stellen, und da gehört die Agridea als Akteur dazu», so Müller. «Uns liegt viel an einer engen Verbindung zu den Kantonen», betonte Esther Gassler, «die Agridea ist quasi ein Kind davon.»

Vorstand entscheidet

Beratung Lukas Kilcher wird neuer Direktor der Agridea Freitag, 7. Juli 2023 Die LDK nahm den Geschäftsbericht einstimmig an, Entscheidungen über das Budget liegen aber nicht in der Verantwortung dieses Gremiums. Mit den Finanzen für 2024 wird sich der Vorstand von Agridea befassen. Lukas Kilcher hielt lediglich fest, man könne sowohl auf Kosten- als auch auf Ertragsseite ansetzen, um ein neuerliches Defizit zu vermeiden. «Wir sind auf dem freien Projektmarkt unter Druck und schauen auf kostendeckende Tarife und Offerten», bekräftigte der Agridea-Direktor. Die Mitgliederbeiträge bleiben auf gleichem Niveau.

Beim Ziel gesunder Finanzen in der Zukunft hat sich der Agridea kürzlich ein neues Hindernis in den Weg gestellt. Denn auch die Beratungszentrale wird offenbar vom Spardruck des Bundes nicht verschont: Wie Esther Gassler informierte, habe es beim letzten Gespräch mit dem BLW – nach guten Rückmeldungen zur Tätigkeit von Agridea – die Hiobsbotschaft gegeben, dass der Beitrag des Bundes um zwei Prozent sinken werde. «Das ist überproportional viel», kommentierte Gassler.

Trotzdem weiterentwickeln

Derzeit laufen die Arbeiten an einem Basisdokument für die neue Vertragsperiode der Agridea mit der LDK und dem BLW. Unter anderem sollen damit die Themen nachhaltige Produktion und Ernährung in einem neuen Handlungsfeld verbunden werden. «Wir wollen keine Ernährungsberatung anbieten, sondern Akteure vernetzen», so Lukas Kilcher. Ausserdem ist vorgeschlagen, Ressourcenschutz und Biodiversität ebenfalls in einem Handlungsfeld zu verbinden, um Synergien zu nutzen – z. B. bei der Wasserretention mit gezielt platzierten Blühstreifen. «Wir entwickeln uns auch bei knappen finanziellen Ressourcen weiter», versicherte Kilcher. Trotz der Planung soll die Agridea einen maximal grossen Handlungsspielraum behalten, um auf die Bedürfnisse der Kantone reagieren zu können.

Ein solches Bedürfnis brachte Bruno Inauen vom Landwirtschaftsamt St. Gallen zum Ausdruck. «Wir spüren in Sachen Herdenschutz von Agridea nichts bis wenig», kritisierte das LDK-Mitglied. Man erhalte höchstens Schreiben von unzufriedenen Herdenschutzhundehaltern und könnte den Leistungsauftrag auch anders vergeben. Esther Gassler versprach, das aufzunehmen und eine passende Antwort zu liefern. «Das liegt uns sehr am Herzen», so die Präsidentin.

Barto findet eine Lösung

Der digitale Farmmanager Barto basiert auf der Plattform 365 FarmNet, die von einer Tochterfirma des deutschen Landtechnikkonzerns Claas entwickelt und bisher auch betrieben worden ist. Die Barto AG hat die Plattform an die Schweiz angepasst und wird sie ab Mitte 2025 in Eigenregie betreiben, wie das Unternehmen mitteilt. Denn Claas konzentriert sich neu mit «Claas connect» auf seine eigenen Kunden und unternehmenseigene Technologien. Betrieb und Weiterentwicklung von 365 FarmNet liegen damit künftig vollständig bei Barto. Für die Nutzer(innen) werde sich dadurch nichts ändern.

Abklärungen laufen
Mit der Übernahme von 365 FarmNet präsentiert Barto eine Lösung für eine der zwei Herausforderungen, welche die Firma derzeit beschäftigen. Die zweite – Finanzierung und Betriebsmodell – sei Gegenstand laufender Abklärungen bei den Aktionären der Barto AG, sagt Geschäftsführer Jürg Guggisberg auf Anfrage der BauernZeitung. Insbesondere gehe es um die Bereitschaft für eine weitere Aktienkapitalerhöhung.

Sitzung im Juli
Konkrete Zahlen könne er aktuell nicht nennen, so Guggisberg. «In der nächsten Sitzung Anfang Juli will der Verwaltungsrat aufgrund der Rückmeldungen beraten, wie es konkret weitergeht.» Zu den Kosten für den Betrieb der Plattform 365 FarmNet äussert er sich nicht.