Ist Stickstoff nur begrenzt verfügbar, kann Brotweizen mit geringerem Proteingehalt die Folge sein. Wie Forschende von Agroscope und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in einem Beitrag in «Agrarforschung Schweiz» festhalten, geht aber ein hoher Ertragspotenzial nicht zwingend mit einem hohem Proteingehalt einher. Entscheidend sei daher eine dem Standort angepasste Sortenwahl.

Die Sorte bestimmt den Gehalt

Für Brotweizen verlangen Abnehmer einen Proteingehalt von 12 Prozent. Versuche von Agroscope und dem FiBL auf vier Westschweizer Betriebe mit unterschiedlichen Boden- und Klimaverhältnissen ergaben, dass der Proteingehalt in erster Linie von der Sorte – weniger vom Standort – bestimmt wird.

Aszita und Molinera jeweils stabil

Getestet wurden fünf Brotweizensorten, die für den ökologischen Landbau empfohlen werden: Aszita, Titlis, Wiwa, Molinera und Pizza.

Aszita erwies sich als besonders ertragsstabil, mit zwar geringen, aber relativ gleichmässigen Erntemengen. Molinera hingegen lieferte an günstigen Standorten besonders viel Ertrag und war damit weniger ertragsstabil, dafür war der Proteingehalt im Vergleich zu den anderen Sorten deutlich stabiler. «Molinera ist eine Qualitätsgarantie an allen Standorten», schlussfolgern die Autoren. Sie passe sich perfekt an alle Bodentypen an. Gleichzeitig sei diese Sorte am besten für Böden mit hohem Stickstoffgehalt geeignet. Aszita hingegen empfehlen die Fachleute z. B. für extensive Anbaubedingungen, wo sie andere agronomische oder nutritive Eigenschaften zur Geltung bringen könne.

Mehr Ertrag, aber geringere Qualität

Angesichts der Abnahme-Anforderungen nützt ein hoher Brotweizenertrag nur bedingt, wenn der Proteingehalt der Ware nicht stimmt. Die Sorte Pizza zeigte im Agroscope/FiBL-Versuch nur dann maximale Proteinwerte im Korn, wenn sie auf gut mit Nährstoffen versorgten Böden wuchs. Bei hohen Erträgen zeigten sich Schwierigkeiten, das Qualitätsniveau zu halten.

Generell fand man ein Proteinoptimum im Netz der beobachteten Parzellen in der Westschweiz für Standorten mit mittlerem Ertrag (40-55 dt/ha).

Lücke bei gängigen Sortenversuchen

Heutige Sortenstudien beschäftigen sich in der Regel mit signifikanten Ertragsunterschieden auf Parzellen, die gut mit Stickstoff versorgt sind und gewöhnlich ein hohes Ertragsniveau aufweisen. Agroscope und FiBL weisen aber darauf hin, dass auch Versuchsstandorte mit wenig fruchtbaren Bedingungen wichtig wären. Ansonsten würden beim klassischen Vorgehen Sorten ausgeschlossen, die für den ökologischen Landbau interessant oder besonders für extensive Standorte mit geringem Input geeignet wären. Auch für die handwerkliche Weiterverarbeitung könnte gemäss den Autoren von solchen Sorten profitieren – und letztlich trage man zu einer effizienteren Ressourcennutzung bei.

Die vollständige Studie finden Sie hier.