Hofdünger gehen in der Schweiz oft auf Reisen, bevor sie auf einem Feld landen. Recyclingdünger wie Kompost oder Gärgut legen aber mit durchschnittlich 20 km weitere Distanzen zurück als Mist und Gülle (9 km). Das haben Analysen von Agroscope ergeben, bei denen Daten der Plattform Hoduflu ausgewertet worden sind.

Reine Abgeber sind eine Minderheit

Nicht jeder Betrieb hat eine Kompostier- oder Vergärungsanlage, was obige Beobachtung erklärt. Auf Hoduflu stehen aber laut Agroscope mehr Abnehmer von Hof- und Recyclingdünger einer Minderheit (reinen) Lieferanten gegenüber:

  • 24 Prozent der in Agis erfassten Höfe sind ausschliesslich Düngerlieferanten (mehrheitlich Schweine- und Geflügelhalter und andere Veredelungsbetriebe).
  • 11 Prozent führen Hofdünger ab und gleichzeitig Recyclingdünger zu (v.a. Akteure mit Biogas- und Kompostieranlagen).
  • 65 Prozent der Betriebe beziehen Hof- oder Recyclingdünger, ohne selbst Nährstoffe abzuführen (überwiegend Halter von Raufutterverzehrern).

Insgesamt seien 42 Prozent (21'492) aller Agis-Höfe am Hofdüngermarkt beteiligt.

Mehr Nährstoffe verschoben

Die Forschenden geben die Netto-Nährstoffverschiebung an, also welche Menge auf betriebsfremden Flächen ausgebracht worden ist. 2020 belief sich dieser Wert auf 13'000 Tonnen Gesamtstickstoff (+ 4 Prozent gegenüber 2015) und gut 6'400 Tonnen Phosphorpentoxid (P2O5, +6 Prozent).

Allerdings sind die grösseren Netto-Nährstoffverschiebungen gemäss Studie vor allem bei den bidirektional aktiven Akteuren zu finden. Das wird so gedeutet, dass 2020 entweder mehr Hofdünger in Biogas- oder Kompostieranlagen zu Energie verwertet worden ist, oder aber häufiger Nährstoffe via Ziwschenhändler bzw. Nährstoffpools wanderten.

Grössere Mengen, höhere Kosten

Insgesamt wurde im untersuchten Zeitraum von 2015 bis 2020 eine deutlich grössere Hofdüngermenge verschoben, sie stieg von 3,63 Millionen Tonnen auf 4,98 Millionen Tonnen. Dabei blieben die zurückgelegten Distanzen aber in etwa gleich.

Zusätzlich zu den Mengen hat Agroscope die Kosten des gesamtschweizerischen Hof- und Recyclingdüngertransports geschätzt und für das Jahr 2020 auf 27,5 Millionen Franken beziffert. Für 2015 beläuft sich der Schätzwert auf 19,1 Millionen Franken. Da damals kleinere Mengen transportiert wurden, fielen auch geringere Kosten an als fünf Jahre später.  

Abgeber übernehmen meist die Kosten

Wie Agroscope schreibt, gibt es in der Schweiz in gewissen Regionen ein Überangebot an Hofdünger-Nährstoffen und nur wenig Nachfrage. Die Kosten des Hofdüngers seien oft höher als jene für Mineraldünger, wobei der Transport und die Inhomogenität (Unterschiede je nach Tierart, Aufstallungssystem und Konsistenz) als Ursachen genannt werden. «Dies sind Gründe, weshalb bislang kaum Nachfrage nach den Nährstoffen aus Hofdüngern besteht», schreiben die Autoren. Selbst viehlose Betriebe seien kaum bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Die Transportkosten übernehmen in der Regel die Abgeber, da sie ihren Dünger quasi entsorgen müssen, um der Suisse Bilanz zu genügen und so einen Anreiz für mögliche Abnehmer schaffen können.

Attraktivitätsgewinn als Dünger und Energieträger

Im letzten Jahr hat sich allerdings die weltpolitische Lage geändert, Mineraldünger ist teurer und weniger leicht verfügbar geworden. So könnte der Düngerwert des Hofdüngers künftig vermehrt wahrgenommen werden, prognostiziert Agroscope. Ausserdem gewinnt er als Rohstoff für die Energie- und Wärmegewinnung an Attraktivität, heisst es weiter. Als limitierenden Faktor für die Verarbeitung von Hofdünger zu Biogas nennt man die vielen kleinen Betriebe, von denen der Rohstoff stammen würde. Eine Idee ist daher, kleinere, gemeinsam genutzte Biogasanlagen zu fördern, um auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Zunahme in der Zukunft erwartet

Angesichts der Verknappung von Energieträgern und Mineraldüngern, aber auch den politischen Bestrebungen zur Reduktion der Stickstoff- und Phosphorüberschüsse rechnet Agroscope mit einer Zunahme sowohl bei den transportierten Hofdüngermengen als auch den schweizweiten Transportkosten.

Die Herausforderung besteht nach Ansicht der Forschenden darin, das Potenzial der Verwertung von Hofdünger als Energierohstoff und gleichzeitig als wertvollen Dünger umweltschonend zu nutzen.