Der nass-kalte vergangene Sommer hatte auch sein Gutes, denn er ist dem Borkenkäfer nicht gut bekommen. Schweizweit gingen die Sommerzwangsnutzungen 2021 um 52 Prozent auf noch 389'000 m3 zurück, schreibt die Gruppe Waldschutz Schweiz von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Statt der ursprünglich erwarteten 1,5 Millionen m3 betrug die gesamten Käferholzmenge (Sommer- und Winterzwangsnutzungen sowie stehen gelassenes Käferholz) etwas mehr als 1,2 Millionen m3.

Vorjahresholz trübt einzelne Kantonsbilanzen

Eine Ausnahme bilden die Kantone Appenzell Innerrhoden, Nidwalden und Wallis, die grössere Sommerzwangsnutzungen als im Vorjahr verzeichneten. Es könne sich dabei aber um einen Verzögerungseffekt handeln, da noch Käferholz von 2020 habe weggeräumt werden müssen.

In Zahlen
Schweizweit, im Vergleich zum Vorjahr
Anzahl Befallsherde: - 40 Prozent
Grösse der Befallsherde: ungefähr konstant
Anzahl Käfer pro Falle: - 40 Prozent (durchschnittlich 18'000 Käfer pro Falle)
Sommerzwangsnutzungen: - 52 Prozent
Stehen gelassenes Käferholz (Schätzung): - 50 Prozent
Käferholzmenge gesamt: 1,2 Millionen m3

Massenhafter Ausflug in kurzen Zeitfenstern

Das ungünstige Wetter liess die Buchdrucker im Frühling und Sommer z. T. mit Verspätung ausschwärmen, heisst es bei der Gruppe Waldschutz weiter. Dafür seien in den wenigen, oft kurzen Zeitfenstern mit günstigen Bedingungen die Käfer in grossen Massen losgezogen. Im Wallis entstanden dadurch in kurzer Zeit viele kleine Streuschäden, was letztlich zu einer Verdoppelung des Sommerzwangsnutzungsvolumens auf dem Kantonsgebiet führte. Eine dritte Generation Buchdrucker wurde 2021 in der Schweiz nirgendwo gemeldet.

Fichten sind besser gerüstet

Viel Regen und mässige Temperaturen dürften zu einer gewissen Erholung der Fichten in Schweizer Wäldern geführt haben, so dass sie besser für den nächsten Buchdrucker-Angriff gewappnet sind. Dass ausserdem weniger Käferholz stehen gelassen worden ist als in anderen Jahren, sollte den Befallsdruck weiter senken. «Die Käferholzmenge könnte insgesamt weiter abnehmen», so die Gruppe Waldschutz. Dies aber nur unter der Bedingung, dass der Holzpreis nicht weiter sinkt und der Buchdrucker nicht durch aussergewöhnliche Sturm- und Schneebruchschäden mehr Brutraum bekommt.

Nur ein kurzes Aufatmen

Die Prognosen für die weitere Zukunft sehen aber nicht nach einer generellen Entspannung aus. Vielmehr sei die jetzige Situation eine kurzfristige Atempause, denn steigende Durchschnittstemperaturen sowie häufigeres und stärkeres Extremwetter wie Stürme als Folge des Klimawandels führen zu durch Trockenstress geschwächten Fichten und mehr Brutraum für die Käfer. An wärmeren Standorten sind ausserdem vermehrt drei Buchdrucker-Generationen möglich.

Gefährdete Fichtenbestände rechtzeitig nutzen

Die Gruppe Waldschutz geht davon aus, dass im Flachland der Fichtenvorrat in den nächsten Jahren beispielsweise durch den Buchdruckerbefall und den Umbau des Waldes stetig abnehmen wird. Damit steht dem Borkenkäfer auch weniger geeignetes Brutaterial zur Verfügung. «Trotzdem müssen beim Management weiterhin Prioritäten gesetzt werden, insbesondere an Standorten wo Fichtenbestände auch im Tiefland eine Schutzfunktion übernehmen.» Neben prioritären Zwangsnutzungen empfehle sich ebenfalls, erntereife Fichtenbestände an anfälligen Standorten rechtzeitig zu nutzen. Langfristig werde sich im Flachland der Wald mit Laubholz füllen.