Corona-bedingt musste die Generalversammlung der Genossenschaft Getreidesammelstelle Thalheim (GGT) im einfachen Rahmen im Freien durchgeführt werden. Genossenschaftspräsident Marc Peter (aus Wiesendangen) blickte in seinem Grusswort auf die Abstimmungen vom 13. Juni zurück: «Die Verunglimpfungen als Pestizidbauern, als Hörige der Agrarlobby und als Ausführungsgehilfen der Chemiemultis haben Spuren hinterlassen, die nicht so schnell verschwinden werden.» Zugleich warnte er mit einem Blick auf den zusammengeschusterten Absenkpfad vor weiterem Unheil. «Einzelne Elemente haben das Potenzial zu massiven Produktionseinschränkungen», mahnte er.

Es war ein erfolgreiches Geschäftsjahr

Marc Peter machte auch bezüglich der Importpolitik und Marktentwicklungen Handlungsbedarf aus. Denn an den Zollkontingenten vorbei würden immer mehr Halbfabrikate eingeführt. Dies in Mengen, die im vergangenen Jahr auf deutlich über 120 000 Tonnen angestiegen seien. «Wir importieren tonnenweise vorgebackene Brötchen von irgendwo, gleichzeitig bleibt unser Brotweizen liegen», rief er in Erinnerung. Im vergangenen Jahr mussten 20 000 t Brotgetreide zu Futtergetreide deklassiert werden.

«Die Corona-Pandemie hat unsere Betriebsabläufe zum Glück relativ wenig eingeschränkt, so dass 2020 für die GGT Thalheim ein erfolgreiches Geschäftsjahr war», führte Geschäftsführer Rolf Häusler aus. Gerade beim Brot- und Futtergetreide wirkten sich die Lockdowns eher verkaufsfördernd aus. Das Kartoffelgeschäft bei der Verarbeitungsware für Frites hingegen litt infolge geschlossener Gastronomie und fehlenden Festanlässen.

Wechsel im Präsidium und neues Vorstandsmitglied

Im Vorstand gab es einen Wechsel. Nachdem Dölf Grob (aus Niederwil) nach acht Jahren seinen Rücktritt als Präsident der Gesellschaft eingereicht hatte und somit auch aus dem Vorstand ausscheidet, wählten die Genossenschafter neu Christoph Frei (aus Aesch) in den Vorstand. Zugleich wird dieser das Präsidium der Gesellschaft übernehmen, welche die gesamte Anlage als Aktiengesellschaft (AG) besitzt und sie der GGT vermietet.

Die AG ist im Besitz von rund einem Dutzend Aktionären, die ausschliesslich landwirtschaftliche Körperschaften sind. Sie wird demnächst grössere Investitionen in die Futtermühle vornehmen. So werden 600 000 Franken für eine neue Würfelpresse samt Steuerung und Kühlung eingesetzt. Das Umsatzvolumen der GGT ist mit über 20,2 Millionen Franken beachtlich. Auf der Ertragsseite sorgen vor allem die sehr tief angesetzten Übernahmegebühren und bescheidenen Handelsmargen mit 2,349 Millionen Franken dafür, dass die Gesamtrechnung der GGT 2020 just mit einer schwarzen Null abgeschlossen wird.

Eine Rekordmenge an Getreide und Ölsaaten übernommen

Im vergangenen Jahr übernahm die Sammelstelle die bisher noch nie erreichte Rekordmenge von 40 940 t Brot- und Futtergetreide sowie Ölsaaten. Diese können bei einer Lagerkapazität von über 30 000 t grösstenteils selber eingelagert werden. Die Produzenten lieferten 14 035 t Brotweizen, 2520 t Raps, 650 t Sonnenblumen und 130 t Sojabohnen an. Beim Futtergetreide dominiert die Gerste mit 7200 t und der Körnermais mit 13 600 t.

Zufrieden zeigte sich Rolf Häusler ob der Tatsache, dass man nebst den sehr tiefen Übernahmegebühren teilweise höhere Preise als den Richtpreis auszahlen konnte. «Wir wünschen uns aber eine grössere Menge an Brotweizen der 1. Klasse», fügte er an.

98 Prozent der Transporte per Schiene

«98 Prozent unseres Brotgetreides und der Ölsaaten verlassen die Sammelstelle auf der Schiene», erklärte Rolf Häusler. Doch dies sei nicht selbstverständlich. Es brauchte einen enormen Einsatz der Abnehmer und Geschäftspartner, dass die SBB diese Transporte überhaupt noch machen. «Wir verfügen, wie die grossen Sammelstellen im Ausland, über eine moderne Verladeanlage, mit der wir in der Lage sind, sechs Bahnwagen mit rund 390 t Getreide innert weniger als einer Stunde zu beladen», fügte Häusler an. Damit sei gewährleistet, dass der entsprechende Güterzug sofort nach dem Beladen das Areal Richtung Abnehmer verlässt. Zugleich stecke dahinter auch eine grosse, ökologische Nachhaltigkeit ohne grosse Transportwege.

Das von den Bauern angelieferte Brotgetreide wird zum grössten Teil in der Swissmill in Zürich, rund 40 km entfernt, verkaufsfertig zu Mehl verarbeitet. Auch beim Futtergetreide kann die Sammelstelle mit Nachhaltigkeit auftrumpfen. Ein Grossteil des übernommenen Getreides wird direkt ohne Zwischentransport in der eigenen Futtermühle verarbeitet, so dass es danach wieder direkt zu den Kunden geliefert werden kann. Häusler rechnet damit, dass Anfang Juli die erste Wintergerste angeliefert wird. Er erwartete eine gute Ernte. «Die Silos sind leer, wir sind bereit, um wiederum eine grosse Ernte zu übernehmen», sagte er zum Abschluss der Generalversammlung.