Wenn bei Agrarprogrammen für Anpassungen das Geld innerhalb des Agrarbudgets vom einen Ort genommen und dem anderen gegeben wird, dann gewinnt mit dieser Verschiebung innerhalb der Landwirtschaft niemand etwas.
Von der linken Tasche in die rechte Tasche, obwohl dafür meistens mehr Leistungen erbracht werden müssen. Dies steigert die Motivation kaum.
Im Bereich der Biodiversität ist Motivation aber auch nach dem Abstimmungsentscheid gefragt (ich weiss, dass Biodiversität für viele mittlerweile ein Reizwort ist). Extensive Flächen haben wir genug, aber im Bereich der Qualität wäre noch sehr viel Potenzial vorhanden. Doch wie könnte man das angehen? Aufwertungen und die Folgepflege mit dem Ziel, die Qualität hochzuhalten, sind zeitintensiv.
Die Arbeit muss gut und richtig gemacht werden. Leider ist es so, dass es mit dem jetzigen Beurteilungssystem für viele Flächen nicht attraktiv und oft sogar unmöglich ist, die QII-Standards nach dem aktuell gültigen Beurteilungssystem zu erreichen. Diese orientieren sich grösstenteils an den sonnigen Standorten, und vor allem im Mittelland sind die Böden oft zu gut.
Strukturen aber, die einen sehr grossen Nutzen haben, werden kaum bewertet. Als Beispiel könnte ein Schattenstandort sein Manko an Blütenpflanzen mit mehr Strukturen wettmachen – und es müsste endlich der schon so lange diskutierte Schattenschlüssel umgesetzt werden. Auch das Potenzial von Ackerrandstreifen und der Vorhaupte wird nicht genutzt. Das ist eine grosse verspielte Chance.
Das Ziel muss sein, dass aus jedem Standort eine möglichst hohe Biodiversitätsleistung generiert werden kann. Diese Biodiversitätsleistungen müssen aus Sicht der gesamten Gesellschaft zwingend an allen möglichen Orten maximiert werden; vom Garten über die öffentlichen Flächen bis hin zur Landwirtschaft.
Es ist vieles möglich und die Landwirtschaft hat mit den bereits bestehenden BFF-Flächen, die noch wenig Qualität haben, grosses Potenzial. Wie diese Qualitätsverbesserungen vor Ort umgesetzt werden können, ist weitgehend bekannt. Aber für sehr viele Standorte passen die aktuellen Bestimmungen einfach nicht. Mehr Qualitätsflächen führen zu einem höheren Budgetbetrag. Dies ist so.
Aber mit mehr Qualitätsflächen würde die Vielfalt sowie die ganze Gesellschaft gewinnen. Daher wäre ein höherer Budgetbeitrag gerechtfertigt. Weiter könnte die Landwirtschaft ihre Qualitätsleistung ausweisen.
Aber die Entschädigungen müssen dafür zwingend aus dem Umweltbudget kommen. Es kann nicht sein, dass diese Leistungen, die über die normalen Standards hinausgehen, an einem anderen Ort des Agrarbudgets wieder abgezwackt werden.
Durch diesen Paradigmenwechsel könnte viel Potenzial genutzt werden. Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Mit Anpassungen im Beurteilungssystem und der Bereitschaft, vonseiten Umwelt die Leistungen finanziell mitzutragen, wäre schon viel gelöst.
Zum Autor
Peter Schweizer aus Hosenruck TG ist Landwirt, Co-Präsident von Bio Ostschweiz und Co-Geschäftsführer der Falun GmbH, Fachstelle für Landwirtschaft, Umwelt und Natur. Er schreibt für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.