Mit 10,8 Prozent ihrer Landesfläche unter Schutz bildet die Schweiz laut einer Mitteilung von Birdlife Schweiz das Schlusslicht. Im EU-Durchschnitt stehen 26,4 Prozent der Flächen unter Schutz. Die Vogelschutzorganisation fordert deshalb zusammen mit anderen Organisationen vom Parlament, den Stillstand zu beenden.

Vernetzung als mögliche Alternative

Als jüngstes Beispiel nennt sie in einem Communiqué vom Freitag, die Weigerung der Ständeratskommission für Umwelt und Raumplanung (Urek-S), den indirekten Gegenvorschlag zur Biodiversitäts-Initiative überhaupt zu behandeln.

Der Nationalrat hatte diesen mit einer Revision des Natur- und Heimatschutzgesetzes ins Spiel gebracht. Darin verankerte er die Vernetzung der Schutzgebiete mittels grüner Korridore, liess Flächenziele aber fallen. Der Ständerat beschliesst in der kommenden Sommersession über die Vorlage.

Bauernverband befürchtet Verlust von 150'000 ha LN

Vom internationalen Ziel von 30 Prozent unter Schutz gestellten Flächen bis 2030 sei die Schweiz weit entfernt, bemängelt Birdlife im Hinblick auf den Sonntag, den Tag des Natura-2000-Netzwerks. Vor 31 Jahren beschloss die EU die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie für ein wirksames Netzwerk von Schutzgebieten.

Die 30 Prozent sind das Ergebnis der Biodiversitätskonferenz von Montréal im vergangenen Jahr. Auch die Schweiz hat die entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Der Schweizer Bauernverband hat das Ziel bereits mehrfach scharf kritisiert. Er befürchtet, dass weitere 150'000 ha Kulturland aus der Produktion genommen werden müssten. 

Die längste Rote Liste

Seit über einem Jahrzehnt liess sich laut der Vogelschutz-Organisation bei den Schutzgebieten in der Schweiz kein Fortschritt feststellen, obwohl das Land entsprechende Vereinbarungen ratifiziert hatte, kritisiert die Organisation. Neben der geringen unter Schutz gestellten Fläche seien die Schutzgebiete auch noch schlecht unterhalten.

So zeige der jüngste Umweltprüfbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass die Rote Liste der Schweiz zu den längsten unter den Industrienationen gehöre.

Über ein Drittel der Arten und die Hälfte der Lebensräume sind demnach gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Das Ziel aus dem Jahr 1998, die Zahl der Arten auf der Roten Liste jährlich um ein Prozent zu reduzieren, wurde gemäss Birdlife 2020 «sang- und klanglos aufgegeben»