Sie haben gekämpft bis zum Äussersten. Nun ist bei Farmy endgültig die Luft raus: Letzte Woche gab der Online-Hofladen in einer Pressemitteilung bekannt, dass er mit der Pico Lebensmittel AG fusionieren wolle (vorbehaltlich der Annahme des Angebots durch mehr als 50 % der Aktien).
Die Pico Lebensmittel AG gelte als Bio-Pionier unter den Grosshändlern im Grossraum Zürich und versorge Gastronomie, Handel und Verarbeitungsbetriebe mit biologischen, regionalen Lebensmitteln, steht in der Mitteilung. Und weiter: «Durch diesen strategischen Zusammenschluss entsteht ein Anbieter, der sowohl die Haushalte als auch die Gastronomie und den Fachhandel mit regionalen und biozertifizierten Waren aus einer Hand bedienen kann.»
Dass Farmy von Pico Lebensmittel übernommen wird, ist kein Zufall. Einerseits bestand bereits eine frühere Geschäftsbeziehung zwischen den beiden: Grosshändler Pico verkaufte einen grossen Teil seines Sortiments auf Farmy. Andererseits war Picos aktueller CEO, Thomas Zimmermann, einst Farmy-Mitarbeiter (zwei Jahre nach Gründung startete er als Einkaufsleiter) und ist bis dato Mitinhaber.
Dass Farmy dieses Jahr das Geld ausgehen wird, war ein offenes Geheimnis. Erfreulich ist, dass mit Pico eine Lösung gefunden wurde, die nicht das endgültige Aus für den Online-Hofladen bedeutet. Für Pico dürfte die Übernahme deswegen spannend sein, weil der Grosshändler damit seine B2C-Umästze, die vorher auch über Farmy erzielt wurden, nicht nur halten, sondern ausbauen kann.
Die innovative Food-Tech-Ausrichtung wird verschwinden
Ebenso erhält Pico mit Farmy eine praxiserprobte E-Food-Plattform. Diese wird unserer Einschätzung nach aber nicht wie bisher weitergeführt werden: Die innovative Food-Tech-Ausrichtung wird unter Pico verschwinden. Denn um den Onlineshop profitabel zu betreiben, müssen die administrativen, nicht-operativen Kosten minimiert werden. Dazu würde auch gehören, dass das Liefergebiet auf die starke Region Zürich reduziert wird und zudem bestehende Pico-Fachhändler künftig als Pick-up-Stellen fungieren könnten.
Über die Konditionen der Übernahme durch Pico wurde zwar Stillschweigen vereinbart, jedoch ist von Farmys Kommunikation an Crowd-Aktionäre bekannt, dass Pico nur CHF 100 000 bezahlen muss. In ebendiesem Schreiben wurde den Crowd-Aktionären weiter mitgeteilt, dass sie bei dieser Übernahme leer ausgehen würden.
Mit dem Aus von Farmy durch diese Fusion geht auch eine Ära im Schweizer E-Food zu Ende. Farmy hat diesen Markt trotz Underdog-Position neben den beiden grossen Coop.ch und Migros Online mitgeprägt und konnte im Markt stets Akzente setzen. Immer auch mit einem Hauch von Rebellion und einer Portion Humor.
Zur Person
Alexandra Scherrer ist Mitinhaberin und CEO der Carpathia AG und Mitglied des Verwaltungsrats der Schweizer Agrarmedien AG.