AboAnalyseDer Kanton brüskiert mit den Inforama-Schliessungen die Berner BauernfamilienMontag, 22. Mai 2023 Es hat in der Branche für Kopfschütteln gesorgt, dass der Kanton Bern vier der sieben Inforama-Standorte schliessen will. Die Finanzkommission (Fiko) begrüsst laut Mitteilung zwar die «positiven Ansätze zur Weiterentwicklung und Stärkung des Inforamas». Das Gremium ist aber der Ansicht, dass die Strategie umfassend überarbeitet werden muss.

Betroffene aussen vor

Die neue Nutzerstrategie sei praktisch ausschliesslich verwaltungsintern und durch das Inforama erarbeitet worden, kritisiert die Fiko. Dabei habe man die vielen Anspruchsgruppen – etwa Schulrat, Bauernverband oder Standortgemeinden – nicht oder nur ungenügend einbezogen. Das Argument der verantwortlichen Direktion, es sollte zuerst eine betrieblich und räumlich optimale Strategie für die Zukunft ausgearbeitet werden, überzeugt die Fiko nicht. Alle Anspruchsgruppen müssten prominent in die Überarbeitung einbezogen werden, so die Forderung der Kommission.

Langfristiger denken

Im Übrigen ist die Fiko der Ansicht, die Nutzerstrategie sei mit einem Zeithorizont bis in die 2040er-Jahre in vielen Punkten zu vage. Insbesondere wird für die Überarbeitung Folgendes gefordert:

  • Aussagen zu möglichen Nachnutzungen, um teure Leerstände durch die freiwerdenden Liegenschaften zu vermeiden.
  • Die kantonale Immobilienstrategie berücksichtigen (Investitionskosten, Land- und Ressourcenverbrauch).
  • Mobilitätskonzept erarbeiten.
  • Vorteile der Konzentration der Standorte für die verschiedenen Berufsgruppen aufzeigen.
  • Aussagen dazu, wie sich die Landwirtschaft bis in 20 Jahren verändern wird (z. B. wegen des Klimawandels).
  • Auswirkungen auf die Aus- und Weiterbildung inklusive Infrastruktur berücksichtigen.
  • Standort Schwand: Möglichen Mieterausbau beleuchten (für weitere Inforama-Nutzungen oder andere Bildungsangebote wie überbetriebliche Kurse).
  • Bei der Schaffung von Kompetenzzentren (z. B. für Hauswirtschaft oder überbetriebliche Kurse) neben der Rütti auch andere Standorte prüfen.

Mit diesen Begründungen beantragt die Fiko dem Grossen Rat einstimmig, die Nutzerstrategie für das Inforama mit den genannten Auflagen zurückzuweisen.