Kürzlich kam es auf der Alp Schamserberg im Kanton Graubünden zweimal zu einer gefährlichen Begegnung mit Wölfen, wie das Amt für Jagd und Fischerei  (AJF) Graubünden schildert. Beim ersten Ereignis habe die Hirtin in Begleitung ihres Hirtenhundes eine Weidefläche überprüft, als ein Wolf sie von hinten auf etwa zehn Metern Abstand überraschte und anknurrte. Entsprechend den Verhaltensempfehlungen machte die Frau laut auf sich aufmerksam und konnte so das Raubtier vertreiben.

AboBei der Begegnung mit einem Wolf sollte man ruhig bleiben, Abstand halten und dem Wolf die Möglichkeit zum Rückzug geben. (Bild Unsplash)WolfBegegnung mit einem Wolf – So verhalten Sie sich richtigMontag, 8. Februar 2021 Eine Woche später wurde dieselbe Hirtin im gleichen Alpgebiet von drei Wölfen überrascht. Laut Mitteilung griffen sie den Hirtenhund an und entfernten sich erst, als die Hirtin wiederum mit bestimmter Stimme sprach. Später am gleichen Tag beobachteten die Hirtin und  zwei Bauern aus der Entfernung am Begegnungsort mindestens fünf erwachsene Wölfe und sechs Welpen.

Sehr problematisches Verhalten

Man geht davon aus, dass es sich bei den Sichtungen um das Beverinrudel handelt, da es ihr Streifgebiet ist. Nun mache sich die Bevölkerung grosse Sorgen um die Sicherheit von Mensch und Tier, schreibt das AJF.  Nach Einschätzung der kantonale Wildhut verhalte sich das Rudel den Schilderungen zufolge sehr problematisch. Es bestehe das Potential zur Gefährdung von Menschen gemäss der Definition im Konzept Wolf Schweiz. 

Rudel regulieren und Vatertier schiessen

Wegen des aggressiven Verhaltens der Wölfe und weil die Anzahl Risse geschützter Nutztiere die Abschussschwelle überschritten habe, hat das AJF beim Bundesamt für Umwelt einen Antrag für die Regulierung des Beverinrudels gestellt. 

Das Vatertier habe sich schon wiederholt problematisch verhalten. Daher beantragt das Amt auch für diesen Wolf den Abschuss. Man gehe im Weiteren davon aus, dass drei in diesem Sommer verletzte Esel und zwei verletzte Rinder vom Beverinrudel angegriffen worden sind.

Heftigere Angriffe als früher

Das AJF bringt seine Besorgnis zum Ausdruck. Wölfe würden vermehrt Tiere der Rinder- und Pferdegattung angreifen und sie z. T. schwer verletzen. Das sei eine «neue, schwer wiegendere Eingriffstiefe» im Vergleich zu den Rissen von Schafen oder Ziegen. Ausserdem sei es erstmals vorgekommen, dass auch Menschen in gefährliche Situationen mit dem Wolf gerieten. 

Vorschriften rasch flexibilisieren

«Die Entwicklung der verschiedenartigen Wolfsereignisse zeigt auf, dass die gesetzlichen Vorgaben in den Bereichen Herdenschutz und Wolfsmanagement der sehr schnellen Wolfsentwicklung hinterherhinken», heisst es weiter. Die Bündner Behörden ersuchen daher den Bund mit Nachdruck, die Vorschriften für den Abschuss von Wölfen in schweren Fällen – etwa der Gefährdung eines Menschen – rasch und effektiv zu flexibilisieren.