Von Anfang an war Schweizer Hafer Programm bei der Emmi-Marke «Beleaf» für milchähnliche vegane Produkte. Während diese aber der IP-Suisse-Käfer ziert, prangt auf den neu aufgelegten Karma-Haferdrinks die Knospe von Bio Suisse. Es hat sich aber mehr verändert als nur die Verpackung bzw. die Herkunft der Hauptzutat.

Vegan, nachhaltig und regional ist gefragt

AboHafer weist eine gute Unkrautunterdrückung auf und hat einen geringen Stickstoffbedarf. (Bild Alexandra Stückelberger)HaferAufschwung beim Bio-Speisehafer: Nachfrage nach Anbauflächen ist grossDonnerstag, 8. Juli 2021 «Unser Sortiment orientiert sich stark an den Konsumentenbedürfnissen und der Trend zu pflanzlichen Produkten ist ungebrochen», erläuterte Yves Grüniger, Category Manager Milch und Eier bei Coop. Der Detailhändler hatte Medienvertreter zur Emmi Mittelland-Molkerei nach Suhr AG geladen, wo die Karma-Drinks aus Schweizer Hafer hergestellt und abgefüllt werden. «Jede siebte verkaufte Milch ist eine vegane Alternative», fuhr Grüniger fort und bezog sich dabei auf die Zahlen des Plant Based Food Reports von Coop. Man verzeichne in diesem Bereich ein jährliches Wachstum von 17 Prozent, wobei die Zielgruppe nicht Veganer, sondern die steigende Anzahl Flexitarier im Land ist.

Besonders gefragt sei der Dreiklang vegan – nachhaltig – regional, der mit inländischem Bio-Hafer bedient werden kann. «Es war es uns ganz wichtig, der Schweizer Landwirtschaft dieses Wachstumsfeld zu erschliessen, da die Milchbranche stark unter Druck ist», betonte Grüniger.  

Die Rezeptur wurde angepasst

Aber auch die Qualität ist ein entscheidendes Kaufkriterium, wie man sich bei Coop sehr wohl bewusst ist. Damit der Haferdrink auch bei en Kaffeekreationen von Baristas «verhäbt», wurde laut Yves Grüniger unter anderem mit der Gastronomie zusammengearbeitet. Um neben dem Geschmack auch die gewünschte Textur, Mundgefühl und Schaumqualität zu erreichen, musste die bisherige Rezeptur angepasst werden. Denn mit der Verlagerung der Haferproduktion ins Inland ging ein Wechsel in der gelieferten Sorte einher, was bei der Verarbeitung einen grossen Unterschied mache.

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«Beides hat Platz»

 Wie wird Hafer zu Drink?
In Suhr werden Haferflocken aus Schweizer Bio-Produktion in Big-Bags angeliefert, anschliessend mit Wasser vermischt und zu einem Brei vermahlen. Es folgt ein enzymatischer Prozess, bei dem die enthaltene Stärke in Zucker gespalten wird, was für einen süsseren Geschmack sorgt. Der Brei gelangt als nächstes in eine spezialisierte Maschine zum Dekantieren, bei dem feste und flüssige Stoffe getrennt werden. Es resultiert einerseits der Haferdrink, der mit der Zugabe von Sonnenblumenöl und einer thermischen Behandlung (UHT) den letzten Schliff bekommt. Als Nebenprodukt entstehen andererseits Haferfasern, für die es im Moment noch keine weitere Verwendung als Lebensmittel gebe. «Es laufen dazu aber Projekte und verschiedene Möglichkeiten werden geprüft», versicherte Daniel Peters, der bei Emmi die Entwicklung Milchprodukte leitet.

«Wir mussten schon in die Technik investieren, konnten aber auch Bestehendes nutzen – und wir haben die nötige Kompetenz dazu», erklärte Bernhard Brönnimann, Betriebsleiter der Mittelland-Molkerei auf einem Rundgang in Suhr. An diesem Standort mache man 14 der total 507 Millionen Franken Umsatz mit Alternativprodukten, wobei immer noch 500 Tonnen gewöhnliche Kuhmilch jeden Tag angeliefert werden. «Wir haben hier gut verstanden, dass es beides braucht, beides Platz hat und nicht unbedingt in Konkurrenz sein muss», sagte Brönnimann nicht ohne Stolz. Trotzdem machte er klar, dass Emmi ein führender Milchverarbeiter sei und es bleiben wolle.

Wie Emmi-Verkaufsleiter Christian Schenk meinte, schliessen die angestrebten «Emmi-Milchmomente» vegane Innovationen nicht aus. «Wir wollen auch unseren agrarpolitischen Auftrag wahrnehmen und den Landwirt(innen) eine Alternative bieten, wenn die Konsument(innen) weniger Milch trinken», sagte er.

Die erste Schweizer Ernte in der Verarbeitung

AboDamit der Hafer im Sommer so aussieht, muss die Aussaat möglichst früh (Februar, März) erfolgen. Dies fördert die Bestockung und der Hafer kann so die Winterfeuchte nutzen.Getreidekultur im AufschwungSommerspeisehafer ist gesucht, doch es fehlen die ProduzentenSamstag, 29. Januar 2022 Ab sofort sind die neuen Karma-Haferdrinks «Barista» und «Nature» in der ganzen Schweiz bei Coop erhältlich. Im 1-Liter-Tetra-Pack kosten sie Fr. 3.25 bzw. Fr. 3.75. Noch handle es sich um ein sich entwickelnder Markt und die hohen Investitions- und Entwicklungskosten liessen sich nur auf eine vergleichsweise kleine Verkaufsmenge verteilen, hiess es am Medienevent zum hohen Preis der Drinks. Bei grösseren Produktionsmengen werde man Skaleneffekte aber gerne weitergeben.

In den neuen Karma-Drinks steckt die erste Ernte des Schweizer Bio-Hafers, bei der Beschaffung spannten Emmi und Coop mit der Fenaco zusammen. Bei einer Produktionsmenge von 1,5 Millionen Liter Drink werden bisher 150-160 Tonnen Hafer verarbeitet. Mit einem durchschnittlichen Flächenertrag von etwa 50 dt/ha würde das einer Anbaufläche von rund 30 Hektaren entsprechen.