Am Freitag, 10. Juni 2021 hat die Cremo AG ihre Generalversammlung abgehalten. Diese hat der Jahresrechnung 2021 zugestimmt. Der Verlust von 2,9 Mio Fr. entspreche einer leichten Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, heisst es in einer Mitteilung. Gleichzeitig konnte der Umsatz um 1,5 Prozent auf 500,8 Mio Fr. gesteigert werden.

Milchknappheit trotz erhöhtem Produzentenpreis

Grösste Sorge war im vergangenen Jahr die Milchknappheit. Die Verlagerung des Milchflusses in die Käseproduktion habe sich auch 2021 fortgesetzt. Insgesamt konnten 312 Mio kg verarbeitet werden, im Vorjahr waren es noch 360 Mio kg gewesen. 2015 lag die Verarbeitungsmenge noch bei 480 Mio kg. Der Milchabfluss konnte auch mit der Preiserhöhung, die laut Cremo 2021 nicht weniger als 7,5 Rp. Betrug, nicht gestoppt werden.

Nun hat sich Cremo viel vorgenommen. Was die Milchmenge angeht, liege die Zielmenge mittelfristig bei 350 Mio kg, so der neue Direktor Frédéric Métrailler, der das Ruder im vergangenen Dezember übernommen hat. Zuvor war er Leiter des Produktionsstandorts Sierre.

120 Direktlieferanten zurückgewonnen

Wie Verwaltungsrats-Präsident Alexandre Cotting an einem Mediengespräch in Villars-sur-Glâne sagte, habe man im vergangenen Jahr 120 Direktlieferanten zurückgewinnen können, diese sind aus der Region Schwarzenburg zu Cremo gestossen, da sich der dortige Milchring von Aaremilch trennen wollte.

Bezüglich weiterem Zuwachs meinte Cotting, die Türen von Cremo blieben offen. Man werde allerdings nicht aktiv Produzenten abwerben. Er bestätigte, dass gewisse Gruyère-Produzenten angefragt hätten, ob man allenfalls ihre Milch übernehmen könnte. Das hat auch damit zu tun, dass sich die Preise für Industrie- und Käsereimilch stark angenähert haben. Zudem hat Gruyère die Produktionsvorschriften weiter verschärft.    

Strategie auf vier Achsen schärfen 

Mit der Mengensteigerung ist es aber laut den Verantwortlichen nicht getan. Cremo will die Strategie schärfen, wie es in der Mitteilung zum Jahresergebnis heisst. Vier Handlungsachsen seien zentral:

  • Positionierung der Marke Cremo als Garantin für Qualität und Nachhaltigkeit. Dafür wurde unter anderem das Logo aufgefrischt und mit dem Kaffee-Drink Latesso ein Markenprodukt angeschafft. Profilieren will man sich auch mit den Milchproteinen, die noch verstärkt als Sportlernahrung positioniert werden sollen.
  • Stärkung der Kompetenzen in den strategischen Unternehmensbereichen.
  • Entwicklung neuer Produkte mit hoher Wertschöpfung sowie
  • Modernisierung, Flexibilisierung und Rationalisierung der Produktionsanlagen.

Alle Standorte werden überprüft

Zum letzten Punkt hiess es, dass jeder der neun Standorte überprüft werde. Letztes Jahr hat Cremo den Standort Steffisburg aufgegeben und unlängst auch den Verkauf des Areals kommuniziert. Über mögliche weitere Schliessungen verlautete nichts.  

Nicht minder gross seien im übrigen die Herausforderungen im laufenden Jahr, sagte Métrailler und Generalsekretär Thomas Zwald. Die Kostenexplosion im Zuge des Ukrainekriegs treffe Cremo ebenso stark wie die Milchproduzenten, das Weitergeben der Kosten an den Detailhandel sei aber schwierig. Deshalb dürfte das Ziel einer augeglichenen Rechnung 2022 eine Herausforderung werden, so die Vermutung der Führungsspitze.