Die Lebensmittelverschwendung ist ein grosser Treiber des fortschreitenden Klimawandels: In der Schweiz wird rund ein Drittel aller produzierten Lebensmittel verschwendet. Das sind gemäss SBV jährlich rund 2,6 Mio Tonnen. «Das belastet die Umwelt und das Klima unnötig», so der SBV. Obwohl die Gesellschaft in den letzten Jahren auf die Problematik sensibilisiert wurde, ist die Landwirtschaft laut aktuellen Berichten für 9 % des gesamten Food Waste in der Schweiz verantwortlich. Immerhin landet gemäss dem SBV ein Fünftel der unverkäuflichen Ware in der Tierfütterung und wird damit über einen Umweg wieder zu Lebensmitteln. Der Rest wird in Biogasanlagen zu Strom und Wärme umgewandelt.

Hohe Ansprüche der Konsumenten und Konsumentinnen

Mit grossen Erntemengen ist es keine leichte Aufgabe, diesen Prozentsatz zu reduzieren. Existiert keine oder eine zu kleine Nachfrage, müssen teils grössere Sätze anderweitig vermarktet werden, um keinen übermässigen Food Waste zu generieren.

Dass die hohen Ansprüche seitens der Konsumenten zu Food Waste führen, ist ein bekanntes Problem. Doch es gibt auch andere Gründe für die Lebensmittelverschwendung entlang der Wertschöpfungskette. So zum Beispiel, wenn Abnahmekonditionen während dem laufenden Anbaujahr geändert werden und nicht rechtzeitig bis zur Basis gelangen. Dies komme aber «eher selten» vor, wie Caspar Frey, Mediensprecher bei Coop, sagt. «Änderungen von Abnahmebedingungen basieren jeweils auf Erfahrungszahlen und sind mit den Produzenten abgesprochen», so Frey. Auf die Frage, wie viel Vorlaufzeit den Produzenten zur Verfügung stehe, um auf die angepassten Anforderungen reagieren zu können entgegnet Frey, dass die Anpassungen jeweils im Rahmen der Anbauplanung und vor dem Produktionsstart erfolgen. «Sie werden mit den Produzenten besprochen, damit sie auch umsetzbar sind», so Frey.

Der Schweizer Gemüseproduzentenverband kann zu den bilateral vereinbarten Anforderungen keine Angaben machen. Der Direktor, Matija Nuic, ruft jedoch in Erinnerung, dass die Qualitätsnormen der Branche regelmässig, alle vier bis fünf Jahre, überarbeitet werden, wie gerade aktuell. «Die Produzenten werden hierbei bereits über die Planung und dann auch über die definitiven Resultate informiert», so Matija Nuic.

Vermarktung via Hofverkauf oder auf Onlineplattformen

Alle Abnahmebedingungen für jede Gemüseart präsent zu haben, kann für manch einen Produzent überfordernd sein. So kann es vorkommen, dass beim Verfehlen der Anforderungen in kurzer Zeit andere Absatzkanäle gesucht werden müssen. Die Sozialen Medien spielen hierbei eine wichtige Rolle in der Vernetzung von Produktion und Absatz. Das bestätigt auch der SBV. «Wer grössere Mengen Lebensmittel nicht über die offiziellen Handelskanäle absetzen kann, gelangt über Aufrufe in lokalen Medien oder über sein soziales Netzwerk an die Konsumenten (Hofverkauf) oder er kontaktiert alternative Absatzkanäle, die sich auf die Vermeidung von Food Waste spezialisiert haben.

Mögliche Abnehmer von nicht handelsfähiger Ware
Mit Bezahlung:

Mehr als zwei: Marktplatz für Überschuss und Nebenprodukte
ACKR
Foodoo GmbH
Foodonate
Grassrooted
Food Bridge
Gmüesgarte
Plattform für «Obst-Sharing», meinobstgarten.ch
Olanga AG
Too Good To Go

Als Spende:
Aufgetischt statt weggeworfen
B-Waren Gemüse Olten
Food Save Luzern
Nadas
RestEssBar
Tables du Rhône
Tischlein deck dich
Schweizer Tafel

Weitere Informationen zum Thema Vermeidung von Food Waste finden Sie hier.

Auch die Nationalrätin Meret Schneider machte sich anlässlich von grossen Restposten zweier Produzenten vergangener Woche am Mittwoch mit einem Aufruf auf Facebook auf sich aufmerksam: «An alle Bauern mit ähnlichen Problemen (Grossverteiler nehmen Gemüse nicht ab oder Ernteüberschuss): schreibt mir! Ich mache Aufrufe und verbreite es über alle Kanäle – eure Ware geht subito weg», schrieb Schneider auf Facebook. In diesem Zusammenhang betonte sie, dass sich die Produzenten für eine Vermittlung mit einem potenziellen Abnehmer auch telefonisch oder via Email bei ihr melden dürfen:

Nationalrätin Meret Schneider:
meret.schneider(at)hotmail.com oder 079 173 30 09