Eine Frau in einer Bar ansprechen, mit ihr im Nachtklub tanzen, sie am Arbeitsplatz oder an der Schule umschwärmen – das ist nicht jedermanns Sache. Gleiches gilt auch für das andere Geschlecht.


Was tun also, wer sein Single-Leben längst satt hat und sich nach einem Partner sehnt, jedoch das Ganze sachte angehen will? Natürlich: Da sind die Online Dating-Plattformen, und von ihnen gibt es viele: Elite-Partner, eine der bekanntesten in der Schweiz, Friendscout24, Swissflirt, Edarling, Parship und wie sie alle heissen. Die Anbieter versprechen auf ihren Portalen, mehr oder weniger spielend leicht die Liebe des Lebens zu finden. Eine Wunschvorstellung. Doch ist sie auch Realität?


Das erste Foto ist besonders wichtig

Daniela Balzli, 33, aus Münchenbuchsee im Kanton Bern, hat eine sechsjährige Tochter. Vor etwa drei Jahren hat sie auf einer Partnervermittlungsseite im Internet ein Profil von sich erstellt. Kollegen hätten ihr dazu geraten, schliesslich könne sie als alleinerziehende Mutter nachts ja nicht wirklich in den Ausgang gehen. Bezahlen musste Balzli für die Anmeldung zwar nichts, trotzdem erhielt sie schon nach kurzer Zeit erste Anfragen von Männern. «Doch mir ist bald einmal aufgefallen, dass es diesen Leuten nur um eines geht.» Viele hätten nicht einmal ihr Profil durchgelesen. «Sie waren dann erstaunt zu hören, dass ich bereits ein Kind habe.»


Daniela Balzli empfiehlt aufgrund ihrer Erfahrungen das Flirten übers Internet nicht weiter, sofern man auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung sei. Und wenn, dann würde sie für das Angebot bezahlen. «Denn wer dafür seine Zeit und sein Geld investiert, meint es in der Regel ernst.» Im Internet hängt beim ersten Kontakt beinahe alles vom hochgeladenen persönlichen Foto ab. Gefällt dieses nicht, klicken Partnersuchende sofort weiter. Das Geschriebene bleibt somit unbeachtet. «Anders als im realen Leben erhält man so gar nicht erst die Chance, das Gegenüber mit seiner Art zu überzeugen», sagt Daniela Balzli.


Die Wahrheit kommt schnell ans Licht

Trotzdem sieht sie in den Dating-Plattformen auch Vorteile: Man müsse nirgendwo hingehen, nur den Computer hochfahren. Dass die kontaktierende oder kontaktierte Person sie mit falschen Fotos in die Irre führen kann, davor sorgt sich Balzli nicht. Schliesslich käme dann bei einem realen Treffen die Wahrheit schnell ans Licht.

Obwohl der Online-Flirt bei ihr nicht geklappt hat, kennt sie mindestens zwei Pärchen, die sich über das Internet gefunden, geheiratet und heute Kinder haben. Und ein Erfolgserlebnis kann Balzli schliesslich doch noch verzeichnen: Vor einiger Zeit lernte sie durch die Partnervermittlung einen Mann kennen. «Es hat zwar nicht gefunkt, aber wir haben uns weiterhin getroffen und heute ist er einer meiner besten Freunde.»


Flirten mit Menschen vom Land

Mittlerweile finden sich im Internet nicht bloss allgemeine Partnervermittlungsbörsen, sondern auch ganz spezifische Portale. «flirt.landwirt.com» beispielsweise, das sich auf den deutschsprachigen Raum in Europa spezialisiert hat. Die Website bietet eine Partnersuche, Tipps fürs Flirten und die erste Verabredung, Anlässe für Singles, ein Flirt-Forum und zeigt einige erfolgreiche Vermittlungen. Versprochen wird zudem: gratis Profilerstellung und Chat, Löschen des Profils jederzeit möglich und keine Datenweitergabe an Dritte.

Wer sucht, der findet durchaus auch Erfolgsgeschichten in der Online-Partnervermittlung. Brigitte und Wolfgang aus dem Seeland beispielsweise haben sich vor fast acht Jahren über das Internet kennengelernt, sind seither ein Paar. Vor fünf Jahren haben sie geheiratet. «Wir sind sehr glücklich, einander auf diesem Weg gefunden zu haben.»


Julian Perrenoud