Die Möglichkeit, eine der fünf regionalen Verteilzentralen des Thurgauer Geschenkharass zu übernehmen, sei für sie zum idealen Zeitpunkt gekommen, erzählt Helen Neff: «Ich arbeitete als Aushilfsverkäuferin in der Volg-Filiale im benachbarten Wuppenau. Als dieser Laden geschlossen wurde, stellte sich für meinen Mann und mich die Frage, wer von uns beiden zu Hause arbeitet. Als ich erfuhr, dass für meine Region eine Nachfolge gesucht wird, meldete ich mich und erhielt die Zusage.»
Von ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Detailhandel war Helen Neff mit den Vorschriften der Lebensmittelgesetzgebung und Hygienevorschriften bereits vertraut. Sie schildert, dass zirka 20 Bauernfamilien und gewerbliche Kleinbetriebe Produkte von hochstehender Qualität für den Geschenkharass produzieren.
Die Wertigkeit der Produkte unterstreichen
Die Bäuerin freut sich auf die Zeit, wenn in ihrem Garten die Beerenpracht gedeiht, die sie zu Konfitüren, Sirup und Likör verarbeitet, sowie z. B. auf Zucchetti, die Grundlage für ihr süss-
sauer Eingemachtes. Sie bäckt Plätzchen, Birnenweggen und auf speziellen Wunsch auch Brot für den Harass. Dabei fallen immer auch Abfüll- und Verpackungsarbeiten an. Hierfür kann die Bäuerin auf die Mithilfe ihrer vier Kinder im Alter zwischen 15 und 22 Jahren (drei Töchter, ein Sohn) und ihres Mannes zählen.
Diese Mithilfe ist für sie besonders vor Weihnachten wichtig, wenn viele Bestellungen eintreffen. «Einen Harass ansprechend auszugestalten mit natürlichen Materialien und Cellophanverpackungen, um die Wertigkeit der Produkte zu unterstreichen, ist eine sehr schöne Aufgabe. Aber irgendwann, nach dem Backen von unzähligen Blechen mit Weihnachtsplätzchen und stundenlangen Abfüllarbeiten sind wir als Familie erleichtert, wenn auch wieder einmal ein Ende absehbar ist.»
Der mittelgrosse Landwirtschaftsbetrieb von Helen und Bernhard Neff, der 2008 auf Bio umgestellt wurde, befindet sich im Weiler Grub. Sie wohnen in einer Gemeinde, die noch überwiegend landwirtschaftlich geprägt ist und in der eine moderate Bautätigkeit durchgesetzt werden konnte. Die Haupterwerbszweige sind die Milchwirtschaft mit 20 Kühen und einigen Rindern und Kälbern sowie ein grosser Stall mit Bioaufzuchthennen. Vor der Bioumstellung hatten sie nur Legehennen. Da der Betrieb jedoch über zu wenig Eigenland für Legehennen verfügte, entschied sich das Ehepaar 2008 für den Bau eines neuen Stalls für Bioaufzuchthennen.
Helen Neff und ihr Mann, der anteilmässig einem ausserbetrieblichen Nebenerwerb nachgeht, sind froh, dass sie alle anfallenden Arbeiten auf dem Hof ohne externe Angestellte bewältigen können. Sie widmet sich während der 18 Wochen der Aufzucht der Junghennen intensiv um die Stallarbeiten. In der entscheidenden Startphase der Jungtiere übernimmt sie alle Pflege- und Vorsorgemassnahmen, die zeitintensiv und anspruchsvoll sind.
Deshalb sei sie seltener im Milchviehstall, diese Arbeiten bezeichnet sie als die Domäne ihres Mannes. Zu ihrem Hof gehört eine stattliche Anzahl Hochstammbäume.
Verwurzelt mit dem Ländlichen
Helen Neff schätzt die ländliche Lage in Hosenruck sehr: «Ich bin hier gerne zu Hause und vermisse nichts. Das liegt vermutlich auch daran, dass mein Mann und ich die Kinder eher etwas spät bekamen und die Phase vor der Familiengründung intensiv fürs Reisen nutzen konnten.» Sie arbeitete früher ein Jahr lang in der Stadt St. Gallen und merkte, dass ihr der urbane Lebensstil nicht zusagt.
Aufgewachsen ist sie mit drei Geschwistern auf einem Bauernhof in Affeltrangen TG. Nach der Schule lernte sie Detailhandelsangestellte. Sie schätzte es, Saisonstellen in Skigebieten anzunehmen und Sport zu treiben. In Bewegung zu sein ist ihr bis heute wichtig: So unternimmt sie seit vielen Jahren im Sommer mehrtägige Fahrradtouren mit Übernachtungen, beispielsweise in Jugendherbergen. In den letzten Jahren begleiteten sie meist alle vier Kinder und eine Freundin auf den Touren.
Allmählich werden die Kinder «flügge»: Der Sohn, der eine landwirtschaftliche Lehre absolvierte und derzeit auf Montage für Stallbauten auswärts arbeitet, war im vergangenen Jahr in Australien. Nun ziehe es die älteste Tochter nach Neuseeland. Die Bäuerin bestärkt ihre Kinder in ihren Reiseplänen und Aktivitäten.
Isabelle Schwander