Kinder, ältere Menschen und Pflegebedürftige nehmen im Leben von Elisabeth Mühle eine wichtige Rolle ein. Die Bäuerin ist immer noch mit dem erlernten Beruf verbunden und wirkt momentan als ausgewiesene Pflegefachfrau bei ihren Schwiegereltern auf dem Hof. Sie hat aber auch viele Herausforderungen mit Pflegekindern angenommen, darin verband sie das Familienleben mit der eigenen Tochter in bewundernswerter Art. Die Kraft, die sie braucht um ihre vielfältigen Aufgaben zu meistern, schöpft sie aus ihrem Glauben.

Ihr herzliches Lachen ist ansteckend und die ruhige Art flösst schnell Vertrauen ein. Wer Elisabeth Mühle begegnet, erkennt, dass die Bäuerin fest verankert ist und ihren Platz im Leben kennt. Trotzdem verlief ihr Weg nicht immer nur gradlinig.

Zwei Pflegekinder


Auf einem Bauernhof in Dürrenroth BE verbrachte Elisabeth Mühle mit zwei Schwestern und einem Bruder eine glückliche Kinderzeit. Nach der Schule, einem Haushaltlehrjahr und einem Spitalpraktikum im Tessin erlernte die junge Frau den Beruf als «Krankenschwester AKP». So lautete da die Bezeichnung für die heutige Pflegefachfrau.

«Ich habe auf verschiedenen Abteilungen im Spital Langenthal gearbeitet und bekam so viel Berufserfahrung», stellt Elisabeth Mühle rückblickend fest.

Als der Landwirt Werner Mühle einem festen Platz in ihrem Herzen hatte, bildete sie sich am Inforama Waldhof in Blockkursen im Bereich der Bäuerin weiter. 1989 heiratete das glückliche Paar und Elisabeth Mühle zog auf den Hof Vorberg in Heimigen, in der Gemeinde Wyssachen. Auf dem Betrieb in Bergzone 1 wird Milchwirtschaft und Ackerbau betrieben.

Auch als junge Bäuerin arbeitete Elisabeth Mühle noch zehn Jahre Teilzeit im Spital Langenthal. Einschneidend war das Jahr 1996, als mit Björn und Marcel zwei Pflegesöhne zu Elisabeth und Werner Mühle kamen. «Im Rückblick stelle ich fest, dass es sehr happig war zwei Kinder, die fünfjährig und sieben Monate alt waren, auf einmal zu bekommen.

Die Kontakte zur leiblichen Mutter waren ebenfalls nicht immer einfach. Eine sehr grosse Hilfe war uns damals die Pflegeelterngruppe» meint Elisabeth Mühle. Das Kinderglück in der Familie vollständig machte dann 1999 die eigene Tochter Damaris.

Nachtwache


Als Sechzehnjähriger zog Björn wieder zu seiner Mutter, Marcel dagegen lebt immer noch bei seiner Pflegefamilie. Er hat seine Lehre als Fachangestellter Gesundheit abgeschlossen und Damaris steckt in der kaufmännischen Ausbildung. Für Elisabeth Mühle ist es spannend, die jungen Leute auf ihrem Weg zu begleiten.

Daneben arbeitet sie seit 2011 in einer Teilzeitanstellung Nachtwache in einem Demenzheim.

Mit der Zeit wurden die Schwiegereltern vermehrt pflegebedürftig. Auch die Eltern von Elisabeth Mühle sind inzwischen sehr betagt, eine Tante musste ebenfalls mit dem Heimeintritt vertraut 
gemacht werden. «Das ist im Moment meine Welt, betagte Leute zu betreuen» stellt Elisabeth Mühle mit einem Lächeln fest.

In enger Zusammenarbeit und einer kleinprozentigen Anstellung mit der Spitex Oberes Langetental konnten tragbare Lösungen für die Beteiligten gefunden werden.

«Dank der Hilfe der verschiedenen Dienste ist es möglich, dass die Schwiegereltern auf dem Hof leben. Wir sind uns aber alle der Grenzen bewusst», hält Elisabeth Mühle klar fest.

Im Glauben Kraft schöpfen


«Der Glaube ist mir wichtig und hat mir immer wieder, auch in schwierigen Zeiten, Kraft gegeben» erkennt Elisabeth Mühle. Sie engagiert sich auch aktiv bei «Mütter im Gebet». In freien Stunden kann sich die Bäuerin beim Lesen, von der Biografie bis zum Krimi, erholen.

Auch Kontakte zu Freundinnen und Berufskolleginnen pflegt sie gerne. Kleine «Auszeiten» nimmt sich das Ehepaar auf Reisen.

Schon vor der Heirat war Elisabeth Mühle bis zu einem Kibbuz in Israel unterwegs. So ist der Traum, einmal Kanada oder Australien zu entdecken immer präsent. «Wichtig ist uns auch, im Prozess, wie es auf dem Betrieb weitergeht, gute Lösungen zu finden. Die Nachfolgeregelung für unseren Hof rückt greifbar näher », stellt Elisabeth Mühle fest.

Danach wird sich auch zeigen, ob die pensionierte Bäuerin mit dem Generalabonnement die «Welt» entdeckt.
    
Barbara Heiniger