Viele Bauernfamilien sind frustriert, zu Recht. Die Produktepreise sind ins Bodenlose gefallen und die Zukunft sieht anders als rosig aus. Soll man da überhaupt noch in die Landwirtschaft investieren? Ein erfolgreicher Abschluss einer Baugenehmigung ist auch nicht mehr selbstverständlich und die aktuell schwierige Lage verbietet es schon fast, sich noch gross zu verschulden.

Zwei Bauernfamilien, die es trotzdem gewagt haben und an die Zukunft glauben, sind Fritz und Barbara Oppliger aus Kaltacker BE, die einen neuen Milchviehlaufstall gebaut haben, und die Generationengemeinschaft Hans-Rudolf und Fabian Schlup aus Schalunen BE, welche in eine Geflügelmasthalle investierten.  

Im alten Stall wurde es zu eng


Am Tag der offenen Tür bei Oppligers geht es zu wie in einem Bienenhaus. Wo sieht man schon einen Laufstall mit 100 Kühen, und dies erst noch im Emmental. Oppligers liefern ihre Milch der Emmi, 900'000 kg im Jahr. Im Gespräch wird deutlich, dass die Söhne Michael und Patrick die treibende Kraft hinter dem Bauprojekt sind. So meint der Vater Fritz Oppliger: «Fragen Sie die Jungs, die wissen mehr als ich.»

Michael, der ältere der beiden, gibt gerne Auskunft. Er ist sichtlich stolz auf «seinen» neuen Stall. «Wir konnten in den letzten Jahren unseren Betrieb laufend vergrössern, es wurde im alten Stall einfach zu eng. Wir mussten bauen.» 104 laktierende Kühe haben Platz im neuen Laufstall. Gemolken wird mit einem 2×16 Side by Side Swing-Over.

Und was waren die grössten Hürden bei der Realisierung? «Neben der Bauzeit darf man den Aufwand, bis man eine Baubewilligung hat, nicht unterschätzen», sagt Michael Oppliger. Und wie sah es mit der Finanzierung aus? «Eigenmittel, Investitionskredite (BAK) und natürlich Darlehen von der Bank.»


Die Kosten müsse man während der gesamten Bauzeit immer im Griff haben, sagt der Junglandwirt. Aus diesem Grund wurde auch auf einen Melkroboter oder auf ein Melkkarussell verzichtet. «Möglichst einfach Bauen war unsere Devise. Ohne jeden Schnick Schnack.» Dass Oppligers dieses Ziel erreicht haben, zeigt sich damit, dass sie pro Kuhplatz mit 16 00 Franken zurechtkamen. Die sauberen Kühe fühlen sich sichtlich wohl im neuen Laufstall. Der Futtertisch ist einfach, die Kühe sind beim Fressen nicht fixiert, nur ein Nackenrohr ragt über ihre Hälse.


Auch die Stallbaufirmen spüren die Unsicherheit


Nicht nur die Bauern sind vom tiefen Milchpreis betroffen. Auch die Stallbaufirmen bleiben da nicht verschont. «Ja, die Unsicherheit spüren auch wir», sagt Jonas Heller von Farmwood SA, welche spezialisiert ist für ganze Gebäudehüllen. «Die Bauern sind vorsichtiger geworden. Viele Bauprojekte wurden storniert oder bis auf Weiteres aufs Eis gelegt», so der Verkaufs- und Projektleiter. Einen Trend kann Jonas Heller aber bestätigen. «In der Westschweiz ist die Stimmung generell besser. Vor allem in Gebieten, in welchen Gruyère-Käse produziert wird.»

Ins gleiche Horn bläst auch Urs Richner, Projektleiter bei der Firma Krieger AG. «Ich kann diesen Trend bestätigen. Bei Milchviehstallbauten herrscht eine gewisse Unsicherheit. Eine Aufbruchstimmung können wir hingegen bei den Poulets-Mastställen beobachten», sagt Richner. Bis zu 20 Stück von diesen realisiert die Krieger AG zurzeit pro Jahr. Mit ein Grund dürfte sein, da sich der Konsum von Schweizer Pouletfleisch erfreulich entwickelt.

Schon den vierten Mast-Umtrieb hinter sich


Auf diesen Trend sind auch Hans-Rudolf Schlup und sein Sohn Fabian aufgesprungen und haben einen Pouletmaststall mit Auslauf für 16'000 Hühner gebaut. Auch sie haben diesen letzten Samstag für die Bevölkerung geöffnet und das Interesse war gross. Mittlerweile haben Schlups schon den vierten Mast-Umtrieb hinter sich.

«Während der Meisterprüfung habe ich eine Analyse erstellt, den Betriebszweig Poulet genau auseinandergenommen und berechnet ob dies etwas für unseren Betrieb wäre», sagt Fabian Schlup. Und wie hoch fällt nun der Deckungsbeitrag (DB) bei ihnen aus? Mit Schalk in den Augen antwortet der junge Landwirt: «das sagen wir nicht» und lacht verschmitzt.

Schaut man die Modellrechnung «Normalmast-Poulets» von Aviforum mit 12'000 Hühnern und 7,93 Umtriebe pro Jahr an, kommt man auf einen DB von 107'149 Franken/Jahr. Umgerechnet wären dies bei 16'000 Poulet, wie es bei der Familie Schlup der Fall ist, zirka 142'000 Franken. Allerdings kann diese Rechnung je nach Strukturkosten stark abweichen.

1,2 Mio hat der Geflügelmaststall von Hans-Rudolf und Fabian Schlup schlussendlich gekostet. Neben Eigenfinanzierung und Kredit hat der Sohn Fabian Starthilfe für Junbauern (bis 35 Jahre) beim Kanton beantragt. Ausgerichtet wird dieses zinslose, rückzahlbare Starthilfedarlehen für den Inventarkauf, den Erwerb von Liegenschaften, die Schuldenablösung, bauliche Investitionen und Ähnliches.


«Die Pouletmast passt voll zu unserem Betrieb», sagen Vater und Sohn überzeugt, die auf 30 ha Ackerbau betreiben. Die Hühner werden als Eintagsküken eingestallt und nach 37 bis 38 Tagen werden sie bereits wieder ausgestallt und geschlachtet. «Wir haben mit der Firma Bell einen garantierten Abnahmevertrag», sagt der Seniorchef. Sieben bis acht Umtriebe kommen so im Jahr zustande. Dazwischen ist der Stall für sieben bis zehn Tage leer und muss jeweils gemistet, gereinigt und desinfiziert werden. Die Pouletmast bringt aber nicht nur Einnahmen, einer der teuertsten Posten sei jeweils das Futter. «Pro Umtrieb verbrauchen wir zirka 65 Tonnen und das muss man bei diesem Betriebszweig einkalkulieren», sagt ein zufriedenes Vater-Sohn-Gespann.

Peter Fankhauser