Vorboten des Sturms machten sich bereits in der Nacht bemerkbar. Auf dem Säntis wurden gegen 4 Uhr Böen von bis zu 146 Kilometern pro Stunde gemessen. Im Laufe des Vormittags wurden die Winde noch stärker. Laut Marco Stoll von MeteoSchweiz verzeichnete die Station auf dem Säntis Windspitzen von 160 Kilometern pro Stunde.

Den bisherigen Rekordwert stellte der Pilatus auf. Dort stürmte es mit einer Geschwindigkeit von 195 Stundenkilometern. Wie SRF Meteo auf Twitter mitteilte, handelt es sich dabei um einen Rekord seit Messbeginn 1981. Im Flachland lagen die Windspitzen vorderhand zwischen 70 und 120 km/h.

Während die Front am Juranordfuss bereits vorbei ist, steht der Höhepunkt des Sturms im Mittelland und in den Voralpen rund um die Mittagszeit noch bevor. Bereits lasse sich sagen, dass "Burglind" einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre sei, sagte Stoll.

Chaos auf Strasse und Schiene

Die Winde führten zu Verkehrsbehinderungen. Die Appenzeller Bahn stellte wegen der noch erwarteten Winde den Betrieb zwischen Weissbad und Wasserauen vorläufig ein. In Zürich stellten die Polybahn und die Seilbahn Rigiblick ihren Betrieb ein. Auf das Jungfraujoch verkehrten ebenfalls keine Züge.

Zwischen Gettnau LU und Zell LU auf der Linie Wolhusen LU-Langenthal BE fielen die Regionalzüge wegen eines Hindernisse auf dem Gleis aus. Verspätungen und Zugausfälle gab es auf der Linie Luzern-Olten SO zwischen Emmenbrücke LU und Sursee LU wegen Unwetterschäden. Unterbrüche gab es auch auf regionalen Linien in der Westschweiz.

Diverse Strassen in der ganzen Schweiz sind gesperrt. Zudem wurden im Zugersee zwei Boote von der Boje losgerissen. Der Schiffsverkehr auf dem Thunersee und dem Bodensee ist eingestellt.

Wacklige Starts und Landungen

Am Flughafen Basel-Mülhausen brachte der Sturm den Flugplan leicht durcheinander: Von rund fünfzig bis Mittag geplanten Flügen fielen fünf aus. Drei wurden nach Genf umgeleitet.

Am Flughafen Zürich sorgte "Burglind" für Ausfälle, Verspätungen und Umleitungen. Es wurde Windgeschwindigkeiten von über 83 km/h gemessen, wie ein Flughafensprecher der Nachrichtenagentur sda sagte.

Bis 11 Uhr fielen drei Hin- und Rückflüge nach Amsterdam aus, vier Flüge wurden umgeleitet, und einige Flugzeuge mussten durchstarten. Passagieren, die von Zürich abfliegen wollten, riet der Flughafen per Twitter, den aktuellen Flugstatus zu überprüfen.

Umgestürzte Bäume

Bei verschiedenen Kantonspolizeien gingen am Mittwochvormittag die Meldungen fast im Minutentakt ein. Zahlreiche Bäume und Bauabschrankungen fielen um, sodass es viele Behinderungen auf den Strassen gab. Auch ein Trampolin flog durch die Luft, wie ein Zürcher Polizeisprecher sagte.

In der Zentralschweiz brachte "Burglind" Baugerüste, Bäume und einen Lastwagen zu Fall. Zudem wurde ein Kleinflugzeug auf dem Gelände der RUAG beim Flugplatz Buochs vom Wind auf den Rücken gelegt.

Bisher wurden drei Personen verletzt. Im Kanton Luzern erlitt eine Person Schnittwunden im Gesicht, weil sie in ihrem Auto sass, als dessen Frontscheibe in Brüche ging. Im Kanton Neuenburg stürzten zwei ältere Menschen, weil der Wind sie umwehte.

Kein Strom

Im Versorgungsgebiet der Centralschweizer Kraftwerke (CKW) sorgte der Wintersturm für mehrere Stromunterbrüche. Rund 6000 Kunden sind betroffen. Auch dem bernischen Energiekonzern BKW macht der Sturm zu schaffen. Rund 14'000 Kunden, vor allem im Berner Jura, im Emmental und im Oberland, mussten vorübergehend ohne Strom auskommen.

In Goldau SZ bleibt der Tierpark vorerst geschlossen. Die Erfahrung vom Sturm "Lothar" 1999, als 80 Prozent des Waldbestandes des Parks verwüstet wurden, habe die Geschäftsleitung dazu bewogen, erhöhte Sicherheitsmassnahmen zu veranlassen.

Sehr kritische Lawinensituation

"Burglind" bringt neben stürmischem Wind auch viel Niederschlag. Deshalb spricht das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) von einer "sehr kritischen" Situation in den Bergen. In Teilen des Wallis herrscht bereits die vierte von fünf Gefahrenstufen.

"Die Gefahr wird in den kommenden Stunden noch ansteigen", sagte Christine Pielmeier vom SLF der Nachrichtenagentur sda. Ob die höchste Gefahrenstufe erreicht werde, sei derzeit noch unklar.

Wegen des Windes, der damit einhergehenden Erwärmung und dem Schneefall herrschten im gesamten nördlichen Alpenkamm, im Wallis und in Nordbünden zwischen Mittwochmittag und Freitagmorgen "sehr heikle" Verhältnisse. "Wir erwarten grosse, spontane Lawinen", sagte Pielmeier. Der gefährlichste Tag für Tourengänger sei der Donnerstag.

Im Unterwallis wurden einzelne Chalets oberhalb von Conthey VS wegen der hohen Lawinengefahr evakuiert. Zwischen zwanzig und vierzig Personen sind laut dem Gemeindepräsident betroffen.

sda