Der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelskrieg mit China hat dem Bauern stark zugesetzt, und wie ihm geht es vielen seiner Kollegen in den USA. Dennoch: Vor den Kongresswahlen an diesem Dienstag - den Midterms - steht Farmer Hougar weiter hinter Trumps Politik.

Trump hatte Importe aus China mit Straf- und Sonderzöllen auf Waren im Wert von mehr als 250 Milliarden Dollar belegt - er wirft China unter anderem unfaire Handelspraktiken vor. China reagierte mit Vergeltung und erhob seinerseits Sonderzölle auf US-Ausfuhren im Wert von 60 Milliarden Dollar. Davon sind viele Agrarprodukte betroffen - auch die Sojabohnen von Bauer Hougar.

Es ist einer dieser klaren und kalten Herbsttage, an denen die bunten Bäume ihre ersten Blätter verlieren. Von Philadelphia kurvt man eine gute Autostunde über Pennsylvanias malerische Landstrassen, bis man Hougars Farm erreicht. Seine Felder liegen im Südwesten des Bundesstaates verstreut. Mit seiner Frau und seinen fünf Kindern lebt er auf einem der zahlreichen Bauernhöfe in der Gegend.

Chinas Importzölle drücken die Verkaufspreise des Bauern stark. Für Soja sind die Preise seit Anfang Mai auf ein Zehn-Jahres-Tief gefallen. "Im Moment sind meine Einnahmen mit Sojabohnen um 20 bis 30 Prozent reduziert", schätzt der 35-Jährige und seufzt.

Auch die US-Zölle, die Trump unabhängig von den Massnahmen gegen China weltweit auf Aluminium und Stahl verhängt hat, machten ihm und seinen Kollegen zu schaffen, erzählt Hougar. Als Konsequenz seien die Preise für landwirtschaftliche Maschinen merklich gestiegen. "Ich habe in diesem Jahr nicht so viel an neuer Ausrüstung gekauft oder Maschinen nachgerüstet. Wir haben alle unsere Gürtel ein wenig enger geschnallt."

Nicht verbittert

Nicht nur die Zölle seien in diesem Jahr ein Problem gewesen, sagt Hougar. "Der durchschnittliche Regenfall in Pennsylvania lag in diesem Jahr viel höher als sonst." Ausserdem suche er dringend qualifiziertes Personal für die Bewirtschaftung seiner Felder: "Ich könnte noch zwei oder drei weitere Leute einstellen, aber ich kenne niemanden, der auf einer Farm arbeiten will."

Trotz allem: Farmer Hougar ist nicht verbittert, er jammert nicht, macht keine Schuldzuweisungen. Nüchtern erklärt er, warum das Jahr so eine grosse Herausforderung war.

Er klingt zuversichtlich, während er spricht, ab und an macht er einen Scherz. In seinen Augenwinkeln liegt etwas Verschmitztes. Seinen Optimismus lasse er sich nicht so einfach nehmen, sagt er. Bald schon werde alles besser werden.

Um die Bauern in diesem schwierigen Jahr zu unterstützen, versprach die US-Regierung im Juli 12 Milliarden Dollar Hilfe. Sie kaufte Produkte betroffener Bauern auf und vergab Subventionen.

Nach eigenen Angaben erhält Hougar zur Zeit rund 2,5 Cent pro Kilo Sojabohnen vom Staat. "Es könnte mehr sein, aber es hilft", sagt er. Er sei froh, dass er neben Sojabohnen auch andere Produkte wie Stroh, Heu und Korn anbaue und verkaufe. So habe er die Defizite "einigermassen" ausgleichen können.

Überraschender Trump-Sieg

Pennsylvania ist einer derjenigen Staaten, in denen Trump bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 überraschend die Mehrheit holte. Die städtische Bevölkerung etwa in Philadelphia oder Pittsburgh konnte die Stimmen der oft fundamental-christlichen Landbevölkerung nicht ausgleichen.

Auch Hougar und seine Familie gehören einer evangelikalen Freikirche an, sie sind Mennoniten. Gott spiele im Alltag und bei seiner Arbeit eine wichtige Rolle, sagt er.

Bei den US-Zwischenwahlen an diesem Dienstag liefern sich in den Wahlbezirken konservative Republikaner und Kandidaten der liberaleren Demokraten erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die regionalen Kandidaten beider Parteien zeigen sich äussert vorsichtig, was die Bewertung von Trumps Handelspolitik angeht. Sie wissen, dass viele Menschen trotz persönlicher Einbussen hinter Trumps Politik stehen.

Denn obwohl Bauer Hougar leidet, findet er, dass Zölle notwendig sind: "Jetzt im Moment schaden sie meinem Geldbeutel, aber ich denke, langfristig werden wir alle von den Zöllen profitieren." Er ist der Überzeugung, dass sich alles einpendeln werde, solange man dem Konzept genug Zeit gebe.

"Bald schon werde ich anstatt einem Kunden zwanzig Kunden aus meiner Region haben", glaubt er. Wie genau der Handelskonflikt mit China seinen lokalen Kundenstamm vergrössern soll, darauf hat der Bauer allerdings keine schlüssige Antwort.

Heimatverbunden

Hougar möchte mit seinem Bauernhof, "ein Gewinn für die Gemeinschaft" in seiner Umgebung sein. "Wir wollen verantwortungsbewusste Verwalter des uns anvertrauten Landes sein", heisst es auf der Internetseite des Unternehmens.

Heimatverbundenheit ist ihm wichtig, dem Handel mit den Chinesen steht er hingegen kritisch gegenüber: "Die Qualität ihrer Produkte ist nicht gut, und einige unserer ethischen Standards sind einfach nicht ihre. Jetzt bekommen sie, was sie verdienen."

Aussagen wie die des Bauern Hougar drängen die regionalen Kandidaten zu möglichst milden Bewertungen des Handelskonflikts. So erklärte selbst die demokratische Abgeordnete in Pennsylvanias siebtem Bezirk, Susan Wild, in einem Interview des US-Senders CNBC, sie werde sich bei der Zollpolitik "offen" verhalten.

Sie erkenne die Notwendigkeit an, China für seine Handelspraktiken "verantwortlich" zu machen. Die Umfragewerte für die Demokraten in Pennsylvania sehen womöglich auch deshalb derzeit nicht schlecht aus.

Hougar wählt schon immer republikanisch, auch bei den Midterms. Bei der Präsidentschaftswahl 2016 stimmte er für Trump, und er würde es wieder tun, sagt der Farmer, während er von seinem Mähdrescher steigt. "Ich bin mit vielem, was Trump tut, nicht einverstanden, mit einem Teil seines Privatlebens zum Beispiel. Aber Trump hat einen gewissen Geschäftssinn, den ich sehr schätze."

sda