Unterschiedliche Menschen in aussergewöhnlichen Kleidungen, die sich in für unser Ohr absolut fremden Sprachen unterhalten – so lässt sich die Gruppe Bäuerinnen wohl am besten beschreiben, die sich um Isabelle und Christian Menoud versammelt hat. Die Menschenmenge bewegt sich langsam durch den Freilaufstall, die fressenden Kühe lassen sich dabei kaum aus der Ruhe bringen. Die Bäuerinnen ertasten das Futter, riechen daran, den aufmerksamen Augen entgeht nichts, wobei mindestens ein Ohr immer den Ausführungen des Betriebsleiters gewidmet ist.


Aus der Milch wird Vacherin und Gruyère produziert
«Es war uns wichtig, im UNO-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe einen Beitrag zu leisten», sagt Catherine Morand, Mitglied der Geschäftsleitung von Swissaid. Im Rahmen des UNO-Jahres der bäuerlichen Familienbetriebe organisierte Swissaid in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Bäuerinnen und Landfrauenverband (SBLV) einen Bäuerinnendialog. Bäuerinnen aus aller Welt besuchen während zweier Wochen landwirtschaftliche Betriebe in der ganzen Schweiz.


Am Mittwoch machte die Bäuerinnen-Gruppe nach einem Besuch der Dorfkäserei Halt auf dem Betrieb von Christian und Isabelle Menoud in Romanens FR. Die beiden haben drei Kinder: Lukas, Guillaume und Océane. Ihr 61,5 ha grosser Milchviehbetrieb liegt in der Bergzone I. Die 70 Kühe stehen in einem im Jahr 2007 neu gebauten Stall, die rund 120 Aufzuchttiere sind verteilt. Aus der Milch werden die für die Region typische Käsesorten Vacherin Fribourgeois AOP und Gruyère AOP hergestellt.


Dialog und Austausch 
ermöglichen
Je zwei Bäuerinnen aus Myanmar, Kolumbien, Tschad und Kanada sind auf der Reise durch die Schweiz mit dabei. «Wir wollten den Bäuerinnen die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen», sagt Catherine Morand. Das entspreche dem Zweck von Swissaid. Neben dem Austausch sei aber auch die weltweite Sensibilisierung der Rolle der Frau in der Landwirtschaft ein Anliegen. Obwohl bei der Familie Menoud erst der zweite Betriebsbesuch stattfindet, hätten die Bäuerinnen bereits entdeckt, dass sie viel gemeinsam hätten, so Morand.


Auf dem Betriebsrundgang werden viele Fragen gestellt, die sowohl Christian wie auch Isabelle Menoud geduldig beantworten. Dabei fällt auf, dass sich die Damen aus dem Tschad immer zuerst entschuldigen, bevor sie zur eigentlichen Frage kommen: «Entschuldigen Sie. Wie werden Ihre Kühe gefüttert?», will Serrobé Momini wissen. Die 48-jährige Mutter von 8 Kindern hält selbst 6 Rinder, 12 Ziegen, 4 Schafe und 25 Hühner. Menoud erklärt, dass er aufgrund der Gruyère-Produktion keine Silage füttern darf, aber neben dem Grundfutter noch Kraftfutter und Minerale füttert.


Weniger formell, aber nicht minder sympathisch als die Frauen aus Tschad gehen es die beiden aufgeschlossenen Kanadierinnen Monia Grenier und Nancy Caron an. «Die kanadische und die Schweizer Landwirtschaft sind sich sehr ähnlich», erklärt Grenier mit ihrem charmanten kanadischen Akzent. Nach ihrem Abitur in Bewirtschaftung von Landwirtschaftsbetrieben hat sie den elterlichen Milchviehbetrieb übernommen. Die 60 Milchkühe und ebenso viele Aufzuchttiere hält sie auf 160 ha. Neben der Milchproduktion ist der Verkauf von Soja eine Haupteinnah-
mequelle. «Wir erhalten rund 
40 Rappen pro Liter Milch», erklärt sie.


Strukturen in Kolumbien 
sind kleiner
Auf die Frage, was in Kolumbien denn anders als in der Schweiz sei, sind sich Martha Cecilia Pinto Senejoa und Yaini Isabel Contreras Jiménez einig: «Unsere Vielfalt ist viel grösser.» Beide Bäuerinnen besitzen einen Hof, der kleiner als eine Hektare ist, aber deren Vielfalt den Schweizer Durchschnittsbetrieb um einiges übertrifft. So halten beide diverse Tierarten (Rinder, Schweine, Hühner, Kaninchen usw.), bauen aber daneben noch verschiedene Getreide und Gemüse an. Und beides sind Selbstversorger. So grosse Betriebe wie der von Isabelle und Christian Menoud seien in Kolumbien eine absolute Ausnahme.


Dass Christian Menoud zur Gilde der besten Schweizer Viehzüchter gehört, verschweigt er den Besuchern. Nur als ganz am Schluss des Rundgangs Plattery Savard Rénita – keine geringere als die Grand Champion der Swiss Expo 2014 und Junior Reserve Champion an der Europaschau 2013 in Freiburg – den Kopf durch das Fressgitter steckt, sagt er kaum hörbar: «Sie gehört zu unseren besten Kühen», und erntet anerkennende Blicke von der Gruppe.    

Julia Schwery