Der typische Betrieb im Kanton Schwyz setzt auf Milchproduktion, hat daneben noch etwas Ackerbau, zum Beispiel Mais, und Obstbau mit Hochstammkirschen. «Traditionen werden in unserer Gegend hochgehalten», sagt Michael Reichmuth. Er und seine Frau Anita bewirtschaften einen Betrieb, der alles etwas anderes macht.
Gemüse, Beeren, Früchte, Hühner und Weidemast
Der rund 18 ha grosse Biobetrieb ist ganz auf Direktvermarktung ausgerichtet. Viermal pro Woche fahren Reichmuths auf die Märkte in Goldau, Küssnacht, Einsiedeln und Brunnen. Dazu kommt der schmucke eigene Hofladen. Auf 3 ha wächst eine grosse Palette an diversem Gemüse, vor allem Salat und Fenchel. Ein Teil davon geht an Coop, der Rest wird direkt vermarktet. Dazu kommen 20 Aren Tunnelfläche. «Unsere Spezialität sind Peperoni», so Michael Reichmuth. Auf 1,5 ha produzieren Reichmuths Kartoffeln.
Gerade aktuell: Heidelbeeren
Auch bei den Beeren produzieren sie das ganze Sortiment selbst. Im Moment sind die Heidelbeeren aktuell: unerschrockene Helfer in Regenkleidern sind fleissig am Pflücken, obwohl es wieder einmal heftig regnet am Tag des Besuchs auf dem Betrieb. In Seewen betreiben sie gemeinsam mit vier Produzenten eine Kernobstanlage. Auch Tiere gibt es auf dem Betrieb: 4000 Hühner und rund 20 Rinder für Weidemast.
Vater hat bereits auf Bio umgestelllt
Ein weiterer Betriebszweig ist die Produktion von Solarstrom. Auf den Dächern der zwei Hühnerställe sind seit Herbst 2012 Solarzellen installiert. Die Solarzellen auf dem neuen Rüstraum und der Remise sind seit dieser Woche in Betrieb. Sie produzieren eine Strommenge von 125'000 Kilowattstunden. Das entspricht dem Verbrauch von zirka 30 Einfamilienhäusern.
Michael und Anita Reichmuth haben beide das Tech in Zollikofen BE abgeschlossen. Vor zehn Jahren ist Michael zuhause eingestiegen. 2010 haben sie dann den Betrieb von seinen Eltern gekauft. Auf Bio umgestellt haben Michaels Eltern Josef und Regina Reichmuth-Betschart aber bereits 1996. «Bio ist für uns nicht nur ein wichtiges Verkaufsargument, wir können auch ganz und gar hinter der Philosophie stehen», sagt Michael Reichmuth. Auch mit der Direktvermarktung haben bereits die Eltern angefangen.
«Von morgens bis abends am Rennen»
Über die Jahre kamen stets neue Ideen und Aktivitäten hinzu. «Wir sind von morgens bis abends am Rennen», meint Michael Reichmuth schmunzelnd. Anita Reichmuth kümmert sich um den Verkauf, das Büro und die beiden Kinder Ricarda (wird im November 4) und Flavian (wird im Oktober 2).
Das Betriebsleiterpaar kann aber auch auf ein motiviertes Team zählen. Michaels Vater Josef kümmert sich hauptsächlich um die Tiere. Mutter Regina hilft tatkräftig bei der Verabeitung der Produkte (z.B. Eingemachtes) und Verkauf. Reichmuths haben weiter zwei Vollzeitmitarbeiter, zwei Saisonniers aus Rumänien während jeweils neuen Monaten, diverse fixe Aushilfen sowie Beerenpfücker für die Beerensaison.
Sich nicht aus der Ruhe bringen lassen
Ein Fixpunkt in der Agenda ist heuer bereits zum 20. Mal der 1.-August-Brunch. Um die 300 Gäste werden auch dieses Jahr auf dem Betrieb brunchen. Darunter ist ein ganz besonderer Gast: Agrarminister Johann Schneider-Ammann hat sich angekündigt. «Einerseits haben wir uns darüber gefreut, das ist schöne Werbung für unseren Betrieb und für den Bauernstand», sagt Michael Reichmuth. Anderseits sei da auch der ganze Rummel. Es gibt Gäste, die in der Lokalzeitung vom Besuch des Agrarministers erfahren haben und sich extra deswegen angemeldet haben.
Aus der Ruhe bringen lässt sich die Familie aber nicht, dafür haben sie im Vorbereiten des Brunchs zu viel Routine. Richtig auf Hochtouren laufen die Vorbereitungen seit Anfang Woche: Fleisch und Brot zukaufen. Die Rösti mit Spiegeleiern - alle Produkte vom Hof - wird frisch zubereitet. «Bei uns gibt es mehr Gemüse als an anderen Brunchs, dafür nur zwei Sorten Alpkäse», sagt Anita Reichmuth. Über 20 Helfer werden für das leibliche Wohl der Gäste sorgen.
Berichten auf Facebook
über das Bauernleben
30 Bauernfamilien berichten dieses Jahr im Rahmen des UNO-Jahrs der bäuerlichen Familienbetriebe auf Facebook über ihren Betrieb und ihr Leben. Dazu gehören auch Reichmuths. Michael und Anita Reichmuth finden die Aktion beide «sehr positiv», sagen aber auch, sie hätten unterschätzt, wie viel Aufwand es sei, immer die besten Bilder und die richtigen Worte zu finden.
«Für uns ist es eine Geschäftsseite, kein privates Profil. Wir möchten möglichst viele Kunden erreichen», sagt Michael Reichmuth. Zeit fürs Posten finden finden sie meist erst spät am Abend. «Manchmal würde ich schon lieber ins Bett gehen», meint Anita Reichmuth lächelnd.
Das junge Paar blickt positiv in die Zukunft des eigenen Betriebs: «Ich denke, mit Bio sind wir alleine schon aus wirtschaftlicher Sicht auf der richtigen Schiene», so Michael Reichmuth. Im eigenen Kanton vermisse er manchmal etwas den bäuerlichen Innovationsgeist, fügt er an. Eines scheint sicher, den beiden werden die guten Ideen nicht ausgehen.
Jeanne Woodtli
Familie Reichmuth im Internet:
www.facebook.com/familiereichmuth