«Manchmal managt es einen, ohne dass man darauf vorbereitet wird», sagte Geschäftsführer Christian Oesch an der Generalversammlung der Vereinigung Schweizerischer Futtermittelfabrikanten (VSF) vor Wochenfrist. 

Er bezog sich damit auf die Problematik Palmöl im Viehfutter, die wenige Tage zuvor für einen Bericht in der «Rundschau» von SRF geführt hatte. Kurz vor der Sendung hatte Oesch erfahren, dass der Schweizer Bauernverband (SBV) als Reaktion einen Ausstieg aus dem Palmöl und einen Ersatz durch Raps empfiehlt. Das erwischte den VSF einigermassen auf dem falschen Fuss. 

Oesch reagierte umgehend mit einer eigenen Medienmitteilung, welche erklärte, dass ein Ersatz möglich sei, dass dies aber zu Mehrkosten von bis zu 1,5 Mio Fr. bei den Produzenten führen werde (die BauernZeitung berichtete).

Dies ist nur ein Beispiel für die politischen Herausforderungen im Zusammenhang mit Futtermitteln und ihrer Herkunft. Die grosse Krux ist dabei der tiefe Schweizer Selbstversorgungsgrad. Zwar nimmt der Futtergetreidebedarf stetig zu und dazu
parallel die Kritik an der damit mindestens teilweise verbundenen Rodung des Regenwalds und weiteren Problemen. 

Gleichzeitig ist die Politik aber nicht bereit, den Anbau von Futtergetreide in der Schweiz zu fördern, wie Oesch erklärte. Man habe bereits elf Mal erfolglos einen Anbaubeitragvon 400 Franken pro Hektare beantragt, sagte er. Dabei fehle es nicht einmal an Gerste, so Oesch vielmehr «haben wir ein Futterweizenproblem», sagte der VSF-Geschäftsführer.

Resultat der Agrarpolitik

Ein grosses Problem sei auch, dass sich angesichts der Knappheit an Schweizer Futtergetreide ein Buhlen um dieses ergebe, sagte Oesch, eine jede Produktionskette, ein jedes Label wolle sich angesichts des gesellschaftlichen Drucks damit brüsten, möglichst viel Schweizer Komponenten im Futter zu haben. Die Tiergattungen stünden untereinander in «Swissness-Konkurrenz». Dies sei die Folge der Agrarpolitik der letzten 20 Jahre, sagte Thomas Jäggi vom SBV am Rande der Veranstaltung. Einen möglichen Ausweg sieht er in der Unterscheidung von Brot- und Futterweizen in der Fruchtfolge beim ÖLN. 

Christian Oesch dokumentierte die Entwicklung mit den Zahlen aus den vergangenen 30 Jahren. Seit 1997 hat der Anteil von Schweizer Rohware im Schweizer Mischfutter von 80 auf sage und schreibe 37 Prozent abgenommen. Oesch präsentierte einen  Ansatz mit dem man die Diskussion etwas entspannen könnte. Er legte einen Kreis mit 200-Kilometerradius und Zentrum in Winterthur auf die Karte und zeigte so auf, dass man die regionale Herkunft vor allem für die Energieträger etwas weiter fassen könnte, als es die Landesgrenzen gegenwärtig tun. 

Hole nämlich ein Winterthurer sein Getreide in Genf, sei das gleich weit wie viele grenznahe Regionen in Frankreich und Deutschland. Als Beispiel führte Oesch erneut Futterweizen an. Rund 80 Prozent der benötigten Menge mussten letztes Jahr eingeführt werden. Über
90 Prozent davon stammten aus Frankreich und Deutschland.

Eberle warnt vor Monopol

In seiner Ansprache hatte VSF-Präsident und Ständerat Roland Eberle vor einem anderen Problem gewarnt: Den Monopolisierungstendenzen in der Branche. Er bezog sich damit ohne Namen zu nennen auf die Fenaco, welche den Schweizer Markt auch im Mischfutterbereich stark dominiert. Der Strukturwandel betrifft die Müllereibranche noch etwas härter als die Landwirtschaft. Die Mitgliederzahl ist auf einige Dutzend geschrumpft. Nicht umsonst forderte Oesch die Versammlungsteilnehmer auf, Trittbrettfahrer zum aktiven Mitmachen zu motivieren. 

Wechsel im Vorstand

Gleichzeitig stagniert auch das Marktvolumen. Die Mischfutterproduktion der VSF-Mitglieder hat 2016 laut dem Jahresbericht  um 0,1 Prozent zugenommen. Damit hält man einen Marktanteil von rund 42 Prozent. Den gesamten Mischfutterausstoss 2016 schätzt der Verband auf 1,555 Mio Tonnen. Zunehmend wichtiger würden auch die Mischfutterimporte, wobei sich der Verband politisch durch ungleich lange Spiesse behindert sieht  

Die statutarischen Geschäfte gingen allesamt ohne Diskussion über die Bühne. Im Vorstand ersetzt  Olivier Pioux aus Vaux VD den Cargill-Mann Alain Favre, der seit 2008 im Vorstand des VSF gesessen war.

akr