Koni Suters Weg nach Siebenbürgen in Rumänien war nicht vorgezeichnet. Aufgewachsen auf einem 4,5 Hektaren grossen Bauernbetrieb im schwyzerischen Muota-thal, wollte Suter eigentlich möglichst bald Landwirt werden.
«Dein älterer Bruder hat eine landwirtschaftliche Ausbildung. Dich braucht es nicht mehr zu Hause.» Diese Intervention des Lehrers brachte den schulmüden, aber tatendurstigen Koni Suter dazu, doch noch die Sekundarschule zu besuchen und sich anschliessend als Käser auszubilden. Dieser Lehre schob er noch eine Ausbildung als Molkerist nach, die er mit der Molkereimeisterprüfung abschloss.
Milchwirtschaftliche Beratung
Damit waren die Voraussetzungen gelegt für seine Tätigkeit als Berater und Inspektor im milchwirtschaftlichen Inspektions- und Beratungsdienst (MIBD) der Nordostschweiz. Das war im Juli 1974. Nach der Auflösung dieser Organisation war Koni Suter ab Januar 2007 am Strickhof für die milchwirtschaftliche Beratung Plantahof-Strickhof tätig.
Er war für die Milchproduzenten-, Alp- und Käsereiberatung in den Kantonen Schwyz und Zug zuständig, unterrichtete an den landwirtschaftlichen Schulen Pfäffikon SZ, Schluechthof ZG und Strickhof ZH. Ausserdem war er auch als Fachlehrer für milchwirtschaftliche Berufe am BBZ Wil aktiv.
Kurse für Bäuerinnen und Bauern in Rumänien
Seit Ende Juni 2011 ist Koni Suter pensioniert. Aber noch immer ist er in Sachen Milchwirtschaft und Milchberatung unterwegs – sein Aktionsradius hat sich allerdings verlagert. Von der Nordostschweiz nach Siebenbürgen in Rumänien (vgl. Kasten). Dort ist Koni Suter Leiter des Projekts «Mythen-Fonds».
Es handelt sich dabei um die Fortsetzung des Projekts «Alpkäserei Schweiz-Siebenbürgen», das im Jahr 2011 lanciert worden ist. Seither hat Suter über 100 Bäuerinnen und Bauern in mehrtägigen Milchverarbeitungskursen ausgebildet. Und dies in einfachsten Verhältnissen, vergleichbar mit jenen in Schweizer Alpkäsereien früherer Jahrzehnte.
Marktfähiger Käse bei bescheidenen Infrastrukturen
Dabei ging es Suter darum, mit bescheidenen Investitionen einen marktfähigen Käse herzustellen. Zu diesem Zweck wurde in Gheorgheni eine kleine Lehrkäserei eingerichtet. Am gleichen Standort wurde inzwischen ein Vorzeige-Milchwirtschaftsbetrieb aufgebaut. Und diese Bemühungen zeitigen Erfolge. Die Käsequalität einzelner Landwirte überzeugt so sehr, dass diese ihren neuen Szekler-Käse zu einem Preis verkaufen können, der um 30 Prozent über dem Marktpreis von üblichem Traditionskäse liegt.
Die Zukunft selber in die Hand nehmen
Es sei ihm nicht darum gegangen, die Landwirte in Rumänien mit teurem Material und modernster Käsetechnologie zu versorgen. Ziel sei gewesen, den Leuten Wissen zu vermitteln, den Willen zur Selbsthilfe auszulösen. Sie dazu zu bringen, die Zukunft selber in die Hand zu nehmen.
«Der definitive Entscheid, in dieses Projekt einzusteigen, ist im Oktober 2011 gefallen», erinnert sich Koni Suter. Rund 20 Männer hätten ihm beim Käsen zugeschaut. Und als sie am nächsten Tag allesamt nochmals erschienen, um zu sehen, was über Nacht mit dem Käse geschehen ist, den er nun ins Salzbad legen wollte, habe er sich definitiv entschieden: «Da mache ich weiter.»
Grosser Handlungsbedarf in Sachen Hygiene
Die Hauptherausforderung seiner Arbeit habe darin bestanden, den Leuten beizubringen, hygienisch zu arbeiten. Zwar hätten mindestens zwei Drittel der Bauern eine Melkmaschine – aber keine Ahnung davon, wie diese zu reinigen und zu warten sei. Um die Bauern von der Notwendigkeit der Hygiene zu überzeugen, habe er zuweilen eine drastische Sprache verwendet, erzählt Suter. «Unsere Bakterien, welche dem Käse den spezifischen Geschmack geben sollen, haben keine Chance gegen die Banditen im Milchgeschirr», sagte er etwa und bezog sich damit auf den Dreck im Milchgeschirr.
Zusammenarbeit mit lokaler Hilfsorganisation
In Rumänien arbeitet das Projekt «Alpkäserei Schweiz-Siebenbürgen» mit der lokalen Hilfsorganisation Agro-Caritas zusammen. Partner in der Schweiz ist die Stiftung Lebensqualität mit Sitz in Siebnen SZ. Diese ist für die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising in der Schweiz zuständig. Und diese Akteure sind auch im weiterführenden Projekt «Mythen-Fonds» aktiv, das sich gegenwärtig in der Startphase befindet.
Das Folgeprojekt basiert auf der Erkenntnis, dass eine nachhaltige Verbesserung der Situation der Landwirte nur alleine über die Milchverarbeitung nicht erreicht werden kann, solange die Milchproduktion selber mit Mängeln belastet ist. Und diese sind beträchtlich: Die Milchleistung der Kühe der Region liegt bei knapp 3000 Kilogramm pro Laktation.
Die Eutergesundheit lässt zu wünschen übrig. Um diese Situation zu verbessern, müssen die Kompetenzen der Bauern neben den Bereichen Milchgewinnung und -verarbeitung in weiteren Bereichen gefördert werden: Tierzucht und Tierhaltung wären da etwa Stichworte. Aber auch Futterbau, Düngerwirtschaft und Futterlagerung.
Startkapital von 60 000 Franken
Die Basis für die Aktivitäten in diesen Bereichen legte der Regierungsrat des Kantons Schwyz mit einem Startkapital von 60 000 Franken aus dem Lotteriefonds. Bereits konnten auch Experten für die einzelnen Bildungsbereiche gewonnen werden. Es sind dies der Einsiedler Gerold Birchler für die Tierhaltung und -zucht und der Futterbauspezialist Koni Gmünder aus Freienbach.
Und das sind weitere geplante Aktivitäten, die in Siebenbürgen zur Verbesserung der Situation der Kleinlandwirte führen sollen:
- Die Stiftung Lebensqualität startet zusammen mit der rumänischen Agro-Caritas eine Landwirte-Genossenschaft. Diese soll über die Führung eines Zuchtbuchs die Viehzucht koordinieren. Ausserdem soll sie die Stellung der Bauern am Markt stärken und eine konsequente Weiterbildung der Landwirte vor ntreiben.
- Um tierzüchterische Fortschritte zu erzielen, sollen Kredite für den Kauf von Tieren gewährt werden. Diese sollen nach dem Muster der landwirtschaftlichen Investitionskredite
in der Schweiz funktionieren: Sie sind zinslos, müssen aber in einem klar geregelten Modus in einem relativ kurzen Zeitraum zurückbezahlt werden. Das Geld, das für diese Investitionskredite zur Verfügung steht, befindet sich also in einem geschlossenen Kreislauf. Der Mythenfonds geht von einem finanziellen Bedarf von etwa 300 000 Franken aus. Kommt mehr zusammen, könnten später auch Kredite für bauliche Massnahmen gesprochen werden.
Man kann als Bauer eine Familie ernähren
Sein Beruf sei ihm immer Hobby und Leidenschaft gewesen, sagt Koni Suter. Das gilt auch für das Engagement des jung gebliebenen Rentners Koni Suter in Rumänien. Es ist zudem von der Überzeugung getragen, dass der Einsatz sinnvoll und nachhaltig ist. «Als kleiner Bauer wird man in Rumänien kein reicher Mann», sagt Suter, «aber man kann, wenn man es richtig macht, von diesem Beruf mit einer Familie leben.» Christian Weber
Milchkuh in Siebenbürgen: In Sachen Zucht gibt es einige Herausforderungen anzupacken.
Christian Weber