"Immer, wenn ich einen Bauern treffe, dessen Kühe Hörner haben, gebe ich diesem 20 Franken. Dafür spare ich mir den Weg ins Kino. Ich beobachte lieber Hornkühe." Der ältere Herr setzt seine Aussage gleich in die Tat um, übergibt Bauer Peter Holdener 20 Franken. Kühe mit Hörner geniessen enorm grosse Sympathien. Am 6. Hornfest in Steinen im Kanton Schwyz waren viele Leute richtige "Horn-Fans". Und Konsumenten wie Bauern kamen in Scharen. Autonummern aus der ganzen Schweiz waren auszumachen. Es wurde getreichelt, gejodelt und diskutiert.

Hornkühe im Laufstall
Die Gastgeber Elsy und Peter Holdener hatten auf dem Hof Wyler in Steinen alle Hände voll zu tun. Zusammen mit der IG Hornkuh UR/SZ organisierten sie das Fest. Seit Frühling 2014 leben Holdeners 30 Kühe im neuen Laufstall. Und die Originalbraunen Tiere tragen Hörner. "Breitere Laufgänge und möglichst keine Sackgassen sind für rangniedrigere Tiere sehr wichtig", erklärt Landwirt Holdener. Dazu sei auch eine intensive Mensch-Tier-Beziehung entscheidend. Neue Tiere wie Rinder integriert er wenn möglich auf der Weide in die Herde. So hätten die Tiere mehr Platz, die Herden-Hierarchie auszumachen. Diese Hierarchie sei in Kuhherden mit Hörnern viel klarer als bei enthornten Tieren, betonte der bekannte Tierhomöopath Wendelin Gisler in seinem Fachvortrag. So käme es in Herden mit enthornten Tieren gemäss einer Studie zu vier- bis achtmal Mal mehr Kontakten unter den Tieren, was zu mehr Stress führe. Kühe mit Hörnern würden sich mit diesen auch ausdrücken und kommunizieren. "Bei der Behandlung eines Tieres betrachte ich dieses als Ganzes. Und dazu gehört für mich auch das Horn", so Gisler weiter. Der Persönlichkeitsausdruck eines Tieres mit Horn sei viel ausgeprägter. Dadurch sei eine Diagnose viel klarer.

Politische Botschaft
Klar war auch die politische Botschaft des Anlasses: "Bei einer Abstimmung über unsere Hornkuh-Initiative braucht es viel Unterstützung", betonte Festmoderator und Kuhflüsterer Martin Ott. „Wir wollen nicht mehr Geld für die Landwirtschaft. Die Mehrkosten, die Hornkuh-Laufställe hervorrufen und auch die zusätzliche Arbeit, die die Pflege von behornten Tieren verursacht, wollen wir mit unserer Initiative etwas abgelten. Dafür könnte man ja etwas weniger Geld für Holzbeigen und Brunnen sprechen", meinte Ott.

Reto Betschart