Das fröhliche, ansteckende Lachen von Susanne Kohler ist auf dem Bauernhof in Wyssbach BE wohl bekannt. Auch die neun Original-Braunvieh-Mutterkühe drehen ihre Köpfe, wenn sie die Bäuerin hören. «Meine Kühe wissen, wie sie heissen, und ich bespreche jeweils den Tagesablauf. So gibt es kein unnötiges Muhen, und sie warten geduldig, bis sie auf die Weide dürfen», stellt Susanne Kohler mit einem feinen Lächeln klar. Dies ist sehr praktisch, denn die Tage der Bäuerin sind ausgefüllt.
Das Leben auf dem Bauernhof wurde der aktiven Frau wohl in die Wiege gelegt. Sie ist in Kirchberg BE geboren und zum elterlichen Landwirtschaftsbetrieb gehörte damals auch eine Eisenwarenhandlung. So lernte Susanne bereits früh den Kontakt zu Menschen. Nach der Schulzeit absolvierte sie ein Haushaltlehrjahr. Danach war sie in Haus und Hof auf verschiedenen Betrieben tätig. Besonders gefiel der Bauerntochter aus der Ebene eine Stelle im Hügelgebiet von Oberburg. «An so einem Ort würde ich mich wohlfühlen, so könnte ich leben», waren damals ihre Überlegungen.
Chefin und Knecht in einer Person
Manchmal spielt das Glück eine Rolle und jeder Lebensweg ist wohl auch irgendwie vorbestimmt. An einem Arbeitsort traf Susanne ihren Beat, einen Bauernsohn, der mit dem elterlichen Betrieb genauso einen Hof im Hügelgebiet übernehmen wollte. Die junge Bäuerin folgte ihrem Mann nach Wyssbach und mit den Söhnen Martin (heute 25) und Florian (24) wurde die glückliche Familie vollständig.
Der früheren Generation bot das 11,5 Hektaren grosse Heimwesen, zu welchem auch eigener Wald dazu gehört, eine ausreichende Existenz. In der heutigen Zeit ist dies leider nicht mehr so. Deshalb entschloss sich Beat Kohler, einer Arbeit ausserhalb des Betriebs nachzugehen. Seit fünfzehn Jahren arbeitet er vollzeit auswärts, und die Bewirtschaftung des Betriebs liegt fast ganz in den Händen von Susanne Kohler. «Nun bin ich halt der Chef und der Knecht in einer Person. Aber es wird mir nie langweilig bei meinen Aufgaben», meint Susanne Kohler mit einem Augenzwinkern.
Wenn es nötig ist, kann sie aber jederzeit auf die Unterstützung des Ehemannes und der Söhne zählen. «Wir sind auf dem schönsten Flecken der Welt daheim. Viel von meinem Herzblut steckt im Betrieb, und ich wäre unglücklich, wenn ich nicht hier sein könnte», ist Susanne Kohler überzeugt. Auch wenn die glückliche Bäuerin erst mit der Heirat nach Wyssbach kam, ist ihr Lebensmittelpunkt heute ganz fest im kleinen Oberaargauerdorf verankert.
Erdbeeren und Heubeeren zum Selberpflücken
Nebst der Mutterkuhhaltung betreibt Susanne Kohler mit 25 Aren Erdbeeren und 10 Aren Heidelbeeren jeweils im Sommer einen intensiven Betriebszweig. Damit die roten und blauen Früchte auch alle von den Stöcken und Sträuchern abgelesen werden, werden sie zum «Selberpflücken» angeboten. So herrscht zuerst während dreier und danach sechs Wochen ein reges Kommen und Gehen auf dem Hof. «Ich schätze die Kontakte mit den Leuten sehr. Dies gibt mir viel Abwechslung und oftmals entstehen auch wertvolle Beziehungen», sagt Susanne Kohler.
Viele der Besucher bewundern auch die prächtigen Geranien, die sowohl beim Stall als auch vor dem Bauernhaus in üppiger Blüte stehen. Darin ist der Sinn für das Schöne der Bäuerin unschwer zu erkennen. «Ich habe gerne Bäume und Blumen, achte auch auf die Wunder in der Natur», meint die Bäuerin.
365 Tage für die Tiere da
«Am meisten Zeit durchs ganze Jahr verbringe ich sicher mit den Mutterkühen. Wenn sie ihre Kälber bekommen, bin ich jeweils angespannt, ob alles gut geht. Viel Freude macht mir dann aber immer wieder das aufgeweckte und lustige Jungvieh», findet Susanne Kohler. Bei dieser guten Pflege verwundert es nicht, dass Concordia, Kroni, Maria und Holi ihre Köpfe drehen und ihre Meisterin mit grossen, sanften Augen anblicken. «Wegen der Tiere sind wir auch 365 Tage im Jahr da und machen keine Ferien. Diese Situation stimmt aber für mich und meinen Mann, wir sind zufrieden so, wie es ist», sagt sie.
Für die Zukunft hat sie einen Wunsch: dass sie den Hof bis zu ihrer Pensionierung bewirtschaften kann. Dies obwohl bereits klar ist, dass keiner der Söhne in ihre Fussstapfen treten wird. Wie schnell sich jedoch alle Pläne ändern können, erfuhr Susanne Kohler auch schon selber. Von ihrer Lebensfreude und Schaffenskraft dürfen ihr Mann, ihre «Boys», die Mutterkühe und ihr ganzes Umfeld vollumfänglich profitieren.
Barbara Heiniger