Der Kulturlandverlust ist für die Schweizer Landwirtschaft eine grosse Herausforderung. Ob für Wohnzwecke, Strassen- oder Industriebauten, immer mehr gutes Land wird der Nahrungsmittelproduktion entzogen. Aber auch für land­wirtschaftliche Bauten werden enorme Flächen beansprucht. Moderne Haltungssysteme sind zwar tierfreundlich, die entsprechenden Ställe aber sehr grossflächig. Dieser grosse Flächenbedarf gab auch den Schwyzer Landwirten Josef und Xaver Schuler zu denken, als sie die ersten Planvorschläge ihres neuen Stalls betrachteten.


Neubau über alten Stall gebaut


Diese sahen vor, neben dem bestehenden Stall eine Liegehalle zu erstellen. Schulers entschieden sich aber gegen diese Variante und nahmen stattdessen die Planung eines zweistöckigen Gebäudes am Standort des alten Stalls in Angriff. Auf einer Grundfläche von 38 × 41 m wurde ebenerdig ein Laufstall für 75 GVE erstellt. Auf dem Betondeckel oberhalb des Rindviehs entstanden auf 300 m2 Fläche 12 Buchten für je 14 Mastschweine mit Auslauf. Gleich daneben steht der Heuraum mit den gleichen Grundmassen. Die restlichen 500 m2 dienen als Remise und Futtertenn. Das Futtertenn ist nötig, da die Beschickung der 48 Fressplätze der Milchkühe von oben erfolgt. Der nur 2,2 Meter breite und 30 Meter lange Futtertisch erinnert an eine sehr

lange Futterraufe. Da die Kühe beidseits von dieser Raufe fressen können, stossen sie sich das Futter gegenseitig zu. So entfällt das Vorschieben.

Die Bauzeit dauerte über zwei  Jahre. Das hatte verschiedene Gründe. Erstens waren die Kühe während der gesamten Zeit im bestehenden alten Stall, über den der Neubau erstellt wurde. «Das verlangte zwar viel Flexibilität, da wir aber keine Möglichkeit hatten, die Kühe anderswo unterzubringen, wählten wir diese Variante», so der 39-jährige Xaver Schuler. Ein weiterer Pluspunkt dieses Bauablaufs war, dass mit dem Heukran des Neubaus der alte Stall abgerissen werden konnte. Da dies während des Winters passierte, war es doppelt vorteilhaft, dies unter dem Dach des neuen Stalles machen zu können.

Auch für viele andere Bauarbeiten kam der Heukran zum Einsatz. Ein Drittel der Betonarbeiten wurde mit diesem ausgeführt. Ein zweiter Grund für die lange Baudauer waren die extremen Eigenleistungen. Über 8000 Arbeitsstunden investierten Vater und Sohn Schuler in den Bau. «Wenn man Freude an einem Projekt hat, sind lange Arbeitstage auch kein Problem», betont Josef Schuler. Weiter konnte Xaver Schuler so seine 20 Jahre lange Erfahrung auf dem Bau im eigenen Projekt einsetzen. Er übernahm die gesamte Bauleitung.

Kühe mit Hörnern im Laufstall


Oben Schweine, unten Kühe. Das ist nicht die einzige Eigenheit des imposanten Stalls. So hält die Familie Schuler auch im neuen Laufstall Braunviehkühe mit Horn. Und das funktioniere wirklich gut. «Wir haben jedenfalls nicht mehr Verletzungen als früher, als die Tiere angebunden waren», erklärt Josef Schuler erfreut. Etwas breitere Laufgänge und das Vermeiden von Sackgassen sei wichtig. Ebenfalls begeistert sind die Schulers von dem Güllenseparator. Die anfallenden Feststoffe werden gleich als Einstreumaterial verwendet. Dieses sei ideal für die vollflächigen Spaltenböden in den Laufgängen, da alles Material durch die Spalten falle. Die Pflege der Liegeboxen sei sehr einfach, die Zell- und Keimzahlen erfreulich tief.


Nicht unterstützen können Xaver und Josef Schuler die These, dass die Kühe im Laufstall mehr Milch geben würden. Dies ist für sie aber auch kein Problem. Es wird bewusst auf eine robuste Kuh mit 6000 kg Milchleistung gezüchtet. Die kleine Menge an eingesetztem Kraftfutter wird im 2  er-Tandem-Melkstand verabreicht.

Den Landverlust klein gehalten


Der neue Stall beeindruckt neben seiner Höhe von 19 Metern und der 800 m2 grossen Photovoltaikanlage auch mit der eingesetzten Menge Beton. «Ein einstöckiger Bau wäre sicher etwas günstiger gewesen», erklärt Xaver Schuler. Der geringere Landverlust sei allerdings auch viel wert. Und obwohl die zweijährige Bauphase sehr intensiv war, konnten die Baukosten durch die enorme Eigenleistung stark gesenkt werden.

Reto Betschart