54,5 Rappen: So viel erhielten die Bauern durchschnittlich im letzten Jahr für 1 kg Molkereimilch. Zu wenig, beklagen die Landwirte, die Preise würden nicht einmal die Kosten decken. Der Bauernverband hat deshalb den Abnehmern ein Ultimatum gesetzt: Zahlen sie ab Juli nicht den Richtpreis von aktuell 65 Rp./kg und reduzieren die Abzüge auf ein Minimum, würden Massnahmen ergriffen.

Auch an der 18. Nutztiertagung des Schweizer Tierschutzes, die Mitte Juni in Olten stattfand, waren die tiefen Milchpreise ein hitziges Diskussionsthema. Milcherzeugung und Tierschutz, so lautete das Thema der diesjährigen Tagung, bei der sich zahlreiche Referenten zu verschiedensten Aspekten äusserten.

Milchpreis halbiert

Erhielten Bauern 1980 noch knapp einen Franken für einen Liter Milch, ist es heute annähernd noch die Hälfte, stellte Hans-Ulrich Huber, Geschäftsführer des Schweizer Tierschutzes, fest. Konsumenten würden für einen Liter Milch heute ähnlich viel zahlen wie 1980. Erfrischungsgetränke seien, betont Huber, mittlerweile fast gleich teuer wie Schweizer Milch. Da stimme doch etwas nicht, beklagte der Tierschutz-Experte. Zielpreis müsste bei einem Franken pro Liter sein.

Heinz Wälti, Präsident von Emmentaler Switzerland, äusserte sich ebenfalls kritisch über die tiefen Produzentenpreise: «Zum Teil wurde europaweit nur noch 13 Rappen für den Liter Milch bezahlt, eine Schande.» Wälti ist sich sicher, dass die Konsumenten auch einen höheren Milchpreis akzeptieren würden, wenn sie wüssten, dass die Tiere artgerecht und würdig behandelt werden. Es sei nun an der Zeit zu handeln, wenn man nicht noch mehr Milchbauern und Käsereien verlieren möchte, so Wälti. «Die einzige Lösung sehe ich darin, dem Produzenten ein gerechtes Entgelt zukommen zu lassen, damit unter anderem wieder vermehrt in eine gerechte Tierhaltung investiert werden kann», sagte Wälti.

Mehrwerte besser kommunizieren

Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch, geht davon aus, dass die Milchproduktion, trotz derzeitigem Rückgang, langfristig wieder wachsen werde. Er betonte ausserdem, dass die Preisdifferenz bei Milchprodukten und Produzentenpreisen zwischen der EU und der Schweiz 2016 einen Höchststand verzeichnete. Nach wie vor würden Schweizer Milchproduzenten 20 bis 40 Rp. / kg mehr erhalten als Milchproduzenten in Nachbarländern. Wichtig sei es, sich auf die Kommunikation derjenigen Mehrwerte zu fokussieren, die von Konsumenten gefragt seien, so Kohler. Dazu gehörten das «Tierwohl», die «Naturnähe», sowie die Verwendung von mehr Raufutter und dementsprechend weniger Kraftfutter. Betreffend Richtpreis sagte Kohler, dass dieser wenn immer möglich eingehalten werden sollte.

Auch die Junglandwirte Daniel Hasler und Josias Meili betonten, dass künftig Mehrwerte gewinnbringend kommuniziert werden müssten. Es sei vor allem wichtig, die Weidehaltung weiter zu fördern und das Vertrauen der Konsumenten durch regelmässige Betriebskontrollen zu gewinnen, so Hasler und Meili. Jedoch sollten diese Betriebskontrollen mit gesundem Menschenverstand und Fingerspitzengefühl durchgeführt werden und es gehe nicht um Zentimeterabmessungen, so Meili. Ausserdem denken sie, dass neue Betriebs- und Zusammenarbeitsformen zukünftig eine immer grössere Rolle spielen werden. Denn je spezialisierter ein Betrieb sei, desto abhängiger sei er auch vom Milchpreis. Hasler und Meili betonten, wie wichtig es sei, dass möglichst alle am gleichen Strick ziehen und dass auch in Zukunft die Leistungen der Landwirte entschädigt werden.

lid