Im Pferdestall von Manuela und Albert Kuster in Schönholzerswilen TG stehen sechs Stuten in ihren grosszügigen Boxen. Zwei Fohlen schmiegen sich an ihre Mütter. Die restlichen vier spielen in einem abgetrennten Laufstall in Sichtkontakt zu ihren Müttern. So kann Albert Kuster eine der vier Stuten zur Melkstation führen, wo bereits seine Frau Manuela Kuster wartet. Das Pferd lässt sich bereitwillig im Melkstand platzieren, denn es weiss, worum es geht.

Die Pferdeliebhaberin setzt die beiden Melkbecher an die Zitzen der Stute an. Das alles dauert wenige Minuten, verläuft ruhig und ohne Probleme. «Die Stuten sind sich an uns gewöhnt», sagt Kuster. «Sie wissen, dass wir sorgsam mit ihnen umgehen und dass ihnen nichts passiert.» Kommt dazu, dass sie ihre Fohlen immer sehen können.

20 Liter fürs Fohlen - 1 Liter für die Kosmetik

Die Vorbereitungen aufs Melken haben schon Stunden vorher begonnen. «Am Morgen ungefähr um sechs Uhr lassen wir die Stuten mit ihren Fohlen auf die Weide, damit wir die Ställe reinigen können», erklären die Pferdehalter. «Nachher führen wir die momentan vier Fohlen in den Laufstall neben ihren Müttern, damit sie die Milch nicht trinken.»

Innerhalb von zwei bis drei Stunden melken sie die Stuten, um Mutter und Tier nicht allzu lange zu trennen. Ist das Melken vorbei, lassen sie die Fohlen zu ihren Müttern. Sofort beginnen die jungen Tiere zu trinken, denn Milch ist immer noch genügend vorhanden. «Einem Fohlen stehen von ihrer Mutter pro Tag 20 bis 30 Liter Milch zur Verfügung. Davon melken wir einmal pro Tag maximal 1,5 Liter Milch. Mehr wäre auch nicht möglich, denn die Stute hat kein grosses Euter und produziert die Milch fortlaufend neu. So bleibt dem Fohlen genügend Nahrung.», sagt Manuela Kuster.

Fair Horse - ein neues Label

Auf die beiden Pferdefans aufmerksam geworden ist Roman Kalberer aus Braunau TG. Mit seiner Firma Karoka stellt er aus der Stutenmilch Kosmetik- und Gesundheitsprodukte her. «Vor einem Jahr war ich auf der Suche nach einem Produzenten und lernte über Bekannte Kusters kennen», erzählt er. «Ich war begeistert von ihrem sorgfältigen Umgang mit den Pferden und ihren grosszügigen Stallungen. Deshalb war ich dankbar, dass sie sich für die Stutenmilch entschieden.»

Dieses Zusammentreffen war für ihn deshalb auch von Bedeutung, weil er einige bemerkenswerte Grundsätze verfolgt. Im selber kreierten Label «Fair Horse» umschreibt er zum Beispiel, dass die Stuten nur einmal im Tag und nur ab dem dritten Lebensmonat des Fohlens gemolken werden dürfen. «Ganz wichtig ist auch, dass die Fohlen garantiert nicht geschlachtet werden, genügend Platz haben, medizinisch optimal versorgt sind usw. Nur mit dieser nachhaltigen und ethisch korrekten Haltung kann ich hinter meiner Kosmetik stehen.» So erhält Kalberer pro Jahr rund 1200 Liter gefrorene Stutenmilch, sogar in Bioqualität.

20 Produkte aus Stutenmilch

Sein Geschäft begann der Unternehmer vor neun Jahren. «Es war nicht so einfach, aus dieser Milch gute Produkte zu entwickeln», erzählt er. «Wir brauchten drei Jahre, bis ich zufrieden war.» Ein entscheidender Schritt dabei war die Gefriertrocknung. Dadurch lässt sich die Milch besser in die Kosmetika einarbeiten. So entstanden am Anfang eine Gesichts- und eine Körpercreme sowie ein Duschgel. Darin ist nach dem Wasser die Stutenmilch der zweitgrösste Anteil. Sein Hobby kam so gut an, dass er heute rund 20 Produkte anbietet.

«Stutenmilch enthält neben Vitamin A, B, B2, B6, B12, C und E auch Mineralstoffe, ungesättigte Fettsäuren, Proteine, Eisen und Spurenelemente. Die Inhaltsstoffe wirken sich positiv auf Problemhaut aus. Diese regeneriert sich nachhaltig, da fast alle erforderlichen Bestandteile, die sie für die Erneuerung der Zellen braucht, in der Stutenmilch vorhanden sind», sagt Kalberer. Neu hat Kalberer ein Stutenmilchpulver entwickelt, mit dem Probleme auch von innen angegangen werden können. Weil die Stutenmilch in geringen Mengen anfällt, sind die Produkte nur limitiert erhältlich. «Das stört mich nicht, denn das Wohl der Tiere hat Vorrang», betont Roman Kalberer.