Analyselabors sind in der Regel eine triste Sache: vollgestopft mit Technologie, dazwischen ein paar Menschen in weissen Kleidern, mit Schutzbrille und Handschuhen, die der Technologie auf die Finger schauen. Suisselab macht da vom Erscheinungsbild her keine Ausnahme. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass in den letzten zehn Jahren jeder Schweizer Milchkuhname über die Kontrollbildschirme im Labor flimmerte. Denn das Labor mit Sitz in Zollikofen BE ist für die staatlich verordnete Milchprüfung zuständig und macht im Auftrag der Zuchtverbände auch Milchleistungsprüfung.
Bund will Budget streichen
Die Milchleistungsprüfung wird von den Zuchtverbänden und ihren Mitgliedern finanziert. Im Falle der Milchprüfung ist das etwas anders. Denn die Milchprüfung ist ein gesetzlicher Grundauftrag, der in der Milchprüfungsverordnung, und der Verordnung über die Hygiene in der Milchproduktion geregelt ist. 2017 beteiligt sich der Bund mit 3,045 Mio Franken an den Kosten, 2016 betrug das Budget noch 3,987 Mio Franken. Die Milchbauern müssen durch diese Subvention für die Milchprüfung lediglich 32 Franken pro Jahr berappen. Doch das könnte sich bald ändern. Denn der Bundesrat hat im Budgetvoranschlag 2018 im Sinn, eine gezielte Kürzung vorzunehmen. Und zwar um ganze 100 Prozent. Das steht im Band 2A des Voranschlages für das Bundesbudget 2018, der Ende August veröffentlicht wurde.
Schocktherapie für Branche
Von einer Schocktherapie ist in der Branche folglich die Rede. Nicht, weil die Budgetkürzung aus heiterem Himmel kommt, sondern weil die Umsetzungsfristen eng gesetzt sind. Der Budgetvoranschlag wird nämlich in der Wintersession Anfang Dezember 2017 diskutiert und voraussichtlich Mitte Dezember verabschiedet. Stimmen National- und Ständerat der Budgetkürzung beim Posten «Qualitätssicherung Milch» (Nummer A231.0255) dem Antrag des Bundesrats zu, hat Suisselab etwa zwei Wochen Zeit, die Abläufe für die Rechnungsstellung umzustellen. «Die Landwirte müssten dann damit rechnen, dass die Milchleistungsprüfung um 150 – 160 Franken teurer wird», erklärt Suisselab-Geschäftsführer Daniel Gerber auf Anfrage. Für ihn kommt die Budgetkürzung nicht unerwartet. Da in der übrigen Lebensmittelindustrie die Branchen selbst für die Qualitätssicherung zuständig sind, wurde schon lange mit der Budgetbereinigung gerechnet. Und mit der Reduktion um eine Million Franken war man der Auffassung, bisher auch das zu machen, was gefordert war. Dass nun innerhalb von vier Monaten das Budget ganz gestrichen werden soll, stösst auf wenig Verständnis. Dafür gibt es noch einen anderen Grund: Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen an einer grundlegenden Revision der Milchhygienebestimmungen.
Revision der Verordnung geplant
Es ist geplant, dass 2018 eine öffentliche Vernehmlassung zu den Verordnungsänderungen durchgeführt wird. Zu den konkreten Inhalten kann das BLV noch keine Angaben machen, da der Revisionsprozess unter Einbezug aller Stakeholder erst angestossen wurde. Warum man dabei nicht auch die Finanzierung erst per 1. Januar 2019 überprüft und ganz neu ausrichtet, erschliesst sich den Branchenakteuren nicht. Und auch Stefan Kohler findet die Budgetkürzung unnötig. Kohler ist Präsident der Milchprüfungskommission und Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch. Wie er sagt, haben die Branchenakteure begonnen, Politiker auf die Sparmassnahmen hinzuweisen. Diese sollen nun in den Kommissionssitzungen dafür weibeln, dass das Budget für die Milchprüfung mindestens vorerst noch nicht gekürzt wird.
Im Labor in Zollikofen werden unbesehen davon auch weiterhin jeden Tag bis zu 25000 Milchproben ausgewertet.
hja