Beim Ausbau des Strickhofs zum Land- und Ernährungswirtschafts-Kompetenzzentrum sei der biologische Landbau aussen vor gelassen worden, findet alt Kantonsrat Urs Hans aus Turbenthal. Er hat diesbezüglich eine Motion eingereicht. Beim Strickhof friste der Biolandbau ohnehin schon ein «Mauerblümchendasein», wie es in der Motion heisst. Es fehle eine klare Zukunftsstrategie der Schule, ein angepasster Maschinenpark und entsprechend ausgebildetes Personal.
Ist-Zustand schon ungenügend
Am Strickhof Wülflingen wird Mutterkuhhaltung betrieben. Die LN besteht hauptsächlich aus Fruchfolgeflächen und Naturwiesen. Auf ungefähr einem Drittel der Flächen wird Rebbau betrieben. Dazu kommen etwas Obst- und Gemüsebau sowie zwei kleine Waldparzellen und die ökologischen Ausgleichsflächen.
Urs Hans kritisiert, dass die Bioversuchsflächen im Parallelanbau stets neben ÖLN-Flächen angelegt sind. Die Unterschiede seien so zu unklar, zumal die Bioflächen nicht Knospe-zertifiziert sind. Ausserdem sei kein geschlossener Nährstoffkreislauf vorhanden.
Im Zuge der Umstrukturierung im Zusammenhang mit dem bewilligten Agrovet-Strickhof-Projekt, das 58 Millionen Franken kostet und die industrielle Landwirtschaft stärke, müsse zwingend auch die biologische Landwirtschaft gefördert werden, fordert Urs Hans.
Vorbild ist der Berner Schwand
Urs Hans hat die Motion mit Blick auf das Biozentrum Schwand im Kanton Bern eingereicht. Dort ist der Verein Bio Schwand mit Ausbildungstätten für die Bioausbildung der Bio Suisse, eigener Gärtnerei, Restaurant, Seminarräumen usw. aktiv. Besonders hat den Bauern und ehemaligen Kantonsrat beeindruckt, dass dort modernste Maschinen mit GPS-Funktion eingesetzt werden im Bioanbau.
«Die Nachfrage der Konsumenten erfordert produktiven Biolandbau», argumentiert Hans. Deshalb sei auch die bereits bestehende Stiftung Fintan in
Rheinau kein Argument gegen den Bio-Strickhof Wülflingen.
Denn dort sei der Schwerpunkt auf Saatgutproduktion und der
biologisch-dynamischen Ausbildung. Der Standort in Wülflingen zeige ideale Voraussetzungen für die Vernetzung von biologisch organischem Anbau (also nicht bio-dynamischem) in Anwendung moderner Technologien. Er könne ein wichtiger Knotenpunkt im Bionetzwerk werden, so Hans.
Bereits ein Bioflächen-Projektauftrag angelaufen
Aus der Warte des Zürcher Bauernverbands hat Andreas Buri gegenüber dem «Landboten» keine Begeisterung über die Motion geäussert. Der Präsident der Kommission Ökologie und Kontrolle des ZBV findet die Forderung unverhältnismässig. Der Anteil an Biobauern betrage schliesslich nur 15 Prozent.
Ueli Voegeli, Strickhof-Direktor, bestätigte, dass die Bioversuchsflächen des Strickhofs keine zertifizierten Knospe-Flächen sind. Urs Hans «renne mit der Motion offene Türen ein», so Voegeli. Der biologische Landbau sei wichtig für den Strickhof, und es laufe bereits ein Projektauftrag bezüglich der Zukunft der Bioflächen am Strickhof.
Auch Voegeli erachtet die Parallelversuche als problematisch. Zum Vorschlag eines Kompetenzzentrums Wülflingen, wie Urs Hans in seiner Motion fordert, gibt Voegeli zu bedenken, dass die landwirtschaftlichen Betriebszweige in Wülflingen und Lindau zusammen als ein Betrieb geführt würden. Der Ackerbau beispielsweise werde zentral geführt. Eine komplette Umstellung des Standorts Wülflingen auf Bio Suisse würde bedingen, dass die zwei Betriebe getrennt würden.
Letzte Amtshandlung von Urs Hans
Mitunterzeichnet haben die Motion die Baumer SP-Kantonsrätin Sabine Sieber und Gerhard Fischer, EVP-Kantonsrat aus Bäretswil. Robert Brunner, Grüne, Steinmaur wird das Anliegen vertreten in den nun folgenden Verhandlungen. Urs Hans nämlich ist nicht wiedergewählt worden und seit Anfang Mai aus dem Kantonsrat ausgetreten.
Einige Tage zuvor reichte er noch diese letzte Motion ein. Mit ihr sind zwei weitere Motionen aus seiner Feder im Kantonsrat hängig. Eine davon betrifft ein kantonales Gentech-Verbot.
Nadine Baumgartner