Während der Laufstall mit Gruppenhaltung für Rinder heute weit verbreitet und akzeptiert ist, tut man sich bei der Pferdehaltung noch schwer mit diesem System, obwohl die Tiere in ihrem natürlichen Habitat während Millionen von Jahren im Herdenverband lebten. Die Gründe sind mannigfaltig, wie sich an einem von BauernZeitung, vom Pferdemagazin Kavallo und der Pferd16 gemeinsam organisierten Seminar vom Samstag in Bern zeigte.

Hinter jedem Pferd ein Mensch

Der bekannte Stallbauer und Pferdehalter Andreas Kurtz aus dem Zürcher Oberland erklärte, man dürfe nicht vergessen, dass sich hinter einer Gruppe von 50 Pferden normalerweise 50 Besitzerinnen und Besitzer befinden, die es ebenfalls zufriedenzustellen gelte. Mit anderen Worten: Der menschliche Faktor ist deutlich wichtiger als bei der Rinvdviehaltung, wo ein einzelner Bewirtschafter über das Wohl der Herde entscheidet.

Zudem seien Pferde mit Kühen nicht zu vergleichen, betonte Tierärztin und Rennreiterin Annina Rohner. Sie seien nicht nur agiler, sondern als Fluchttiere auch im Verhalten anders und nervöser gestrickt. Sie verwies auf die weit verbreitete Praxis, bei den Kühen in Laufställen die Hörner zu entfernen.

Zwei Drittel leben in Einzelboxen 

Wenn es bei Pferden zu Verletzungen aus Konfrontationen mit Artgenossen kommt werden aber meist Zähne und Hufe eingesetzt, man könne ja nicht einfach den Kopf abschneiden, um diese Probleme zu lösen. In vielen Fällen könne man zwar auf Hufeisen verzichten, dies sei aber noch keine Garantie gegen Verletzungen, wie sie mit blutigen Bildern dokumentierte.

Die Folge ist, dass heute noch immer zwei Drittel der Pferde im Land in Einzelboxen gehalten werden, obwohl die Pferde kaum einen ganzen Schritt machen können in diesen Platzverhältnissen, was für sie nicht eben erbaulich ist, kein Wunder, dass Pferde oft auch betrübt und depressiv werden können, wie die deutsche Expertin und Reitlehrerin Stefanie Arnhard erläuterte. 

Sozialbox für mehr Körperkontakt

Immerhin sind hier in den letzten Jahren Fortschritte gemacht worden. Christa Wyss vom Nationalgestüt in Avenches stellte Ergebnisse einer Forschungsarbeit mit sogenannten Sozialboxen vor. Diese sind so gebaut, dass die Pferde in jeweils zwei nebeneinanderliegenden Einzelboxen durch weit geöffnete Gitterstäbe sozial interagieren können und zwar mit Körperkontakt, was in konventionellen Boxen mit engen Gitterstäben nicht möglich ist. Diese verstärkten Begegnungsmöglichkeiten haben die Hengste in Avenches ausführlich genutzt, wie Wyss erklärte.

Entwickelt wurde diese von Stallbauer Kurtz, der unter anderem auch den in der Pferdeszene hoch anerkannten Fredy Knie von der Umstellung auf dieses System überzeugen konnte. Das interessante an der Kurtzbox ist, dass man sie mittels schiebbaren Gitterstäben auch ganz öffnen kann, so dass die Pferde bei einigermassen guter Verträglichkeit sogar in einer kleinen Duobox-Gruppenhaltung leben können.  

Machen Sie mit an unserem Stallbauwettbewerb

"Wir können unsere Pferde nicht in Watte packen", sagte Annina Rohner abschliessend. Mit dieser Grundhaltung sollte es möglich sein, mehr Pferde künftig näher an ihren natürlichen Bedürfnissen zu halten, sei es in Gruppen oder verbesserten Boxen. Diesen Trend wollen die BauernZeitung und Kavallo mit ihrem Wettbewerb "Der gute Stall" unterstützen.

"Es gibt nichts gutes ausser man tut es", sagte Tierarzt Hanspeter Meier und leitete damit zum Wettbewerb. Halter und Halterinnen, die stolz sind auf ihre Ställe, sind eingeladen, diese der Jury zu präsentieren. Die Jurierung erfolgt im ersten Schritt aufgrund der Bewerbungsunterlagen, Ställe, die in die engere Auswahl kommen, erhalten sodann für die definitive Bewertung Besuch von einer Fachjury. Alle nötigen Informationen finden Sie hier.

Adrian Krebs