Als Kind sagte ich mir, dass ich nie einen Bauern heiraten werde», sagt Claudia Speck und lacht. «Ich wollte lieber einen Zimmermann», erzählt sie weiter. Doch im Leben kommt es bekanntlich oft anders, als man denkt. Vor allem, wenn die Liebe ins Spiel kommt.
So war es auch bei der heute 43-Jährigen, die auf einem Bauernhof in Gossau SG aufgewachsen ist. Hier absolvierten auch einige junge Innerrhoder die landwirtschaftliche Ausbildung. «Sie zogen mich damit auf, dass ich bestimmt einmal auf einem Bauernbetrieb im Innerrhodischen landen werde», erinnert sie sich und erzählt, dass sie nach ihrer Lehre als Koch eine Saison lang in Arosa arbeitete.
«Eigentlich wollte ich damals noch eine Saison anhängen. Hansruedi sagte aber zu mir: Entweder die Saisonstelle oder ich.» Da habe sie sich natürlich für ihn entschieden. Nun wohnt sie schon seit über 20 Jahren in Appenzell.
Den Betrieb schrittweise ausgebaut
1994 konnte das Paar die Liegenschaft «Musegg» übernehmen. Dabei handelte es sich um den elterlichen Hof von Hansruedi Speck. Das junge Ehepaar musste von Grund auf alles selber anschaffen. Von den Maschinen bis zu den Tieren. Auch der Stall musste umgebaut werden. In den Anfangsjahren arbeiteten beide noch zu 100 Prozent. Sukzessive bauten sie den Betrieb mit Milchvieh, Kälbern und Sauenmast aus. Zudem konnten sie im Jahr 2000 von einem Onkel einen weiteren Betrieb kaufen.
Im Sommer darf die Familie mit dem Vieh auf die Alp Gross Gächten, die in der Nähe des Betriebs liegt. Die Milch bringt sie zur Milchsammelstelle nach Weissbad. Dort wird sie von Andreas Hinterberger aus Gais abgeholt, der sie zu Käse zu verarbeitet.
Zwischen 1997 und 2005 kamen die Kinder Pirmin, Christof, Melanie und Corina zur Welt. «Mit Pirmin habe ich nun doch einen Zimmermann im Haus», sagt Claudia Speck. Aber gedrängt zu diesem Beruf habe sie ihn nicht, fügt sie sofort schmunzelnd hinzu.
Auf Frischkäse spezialisiert
Beim Ehepaar Speck-Schlauri legen beide tatkräftig Hand an. Das bedeutet beispielsweise, dass Claudia Speck im Heimbetrieb melkt, während ihr Mann im zweiten Betrieb das Vieh versorgt. Seit sieben Jahren hat sich Claudia Speck noch einen anderen Betriebszweig aufgebaut: sie räuchert Speck und Mostbröckli und stellt Schwartenmagen her. «Bei meiner Schwartenmagen hat es Ware drin, nicht nur Sulz», versichert Claudia Speck.
In der Anfangszeit habe sie
geräuchert wie zu Grossmutters Zeiten. Das heisst, sie musste alle drei Stunden wieder Sägemehl in die Glut nachgeben. Aus Sicherheitsgründen, und weil es zu streng wurde, auch in der Nacht alle drei Stunden aufzustehen, investierten Specks dann in eine vollautomatische Räucherkammer.
Die Fleischerzeugnisse sind aber nur ein Teil der Produkte von der «Musegg». Eine weitere Leidenschaft von Claudia Speck ist das Käsen. Frischkäse mit verschiedenen Kräutern, die in Öl eingelegt wurden, sind ihre Spezialität. Selbstverständlich aus der Milch der eigenen Kühe.
«Mein Glück ist, dass ich einige Geschäfte und auch die Landi in Appenzell beliefern darf», freut sich Claudia Speck. Sogar im bekannten Hotel Hof Weissbad werden ihre Produkte serviert.
Claudia Speck verfügt über einen grosszügig angelegten Verarbeitungsraum, der den hygienischen Vorschriften jederzeit entspricht. Das bedeutet unter anderem, dass sie nur entweder Fleisch oder Käse verarbeiten darf. Beides gleichzeitig ist nicht erlaubt. So wechselt sie von Tag zu Tag ab, je nachdem was
gerade gefragt ist.
Die Bäuerin freut sich, dass die ganze Familie hinter ihr steht und ihr tatkräftig beim Schneiden, Abfüllen oder Etikettieren hilft. Auf den weiteren Ausbau ihrer Käse- und Fleischproduktion habe sie bewusst verzichtet: «Der Familie zuliebe», sagt Claudia Speck. Und weil sie sich noch auswärts engagiert.
Im März dieses Jahres wurde sie in den Vorstand der Inner
rhoder Bäuerinnen gewählt. Hier wird sie unter anderem die Vereins-Homepage betreuen. Und wie steht es mit Hobbys? «Lisme und nähen. Aber das kommt zurzeit etwas zu kurz», so Claudia Speck. Was sie sehr schätzt ist, wenn die Familie nach dem Heuen im Alpstein wandern geht und danach zusammen ein Essen geniesst. Das ist eine Tradition, auf die sich jeweils die ganze Familie freut.
Vreni Peterer