Die Herdenschutzhunde Alfonso und Doris sind neu zur Schaf- und Ziegen-Herde von Gion-Franzestg Schaniel gestossen. Der Bündner hat sie als Präventivmassnahme zu sich geholt. Ihm hat noch kein Grossraubtier ein Schaf oder eine Ziege gerissen, aber auf dem Gemeindegebiet Surses wurde schon ein Wolf gesichtet, zwei sollen sich aktuell in Bergün befinden, und der Bär M13 wurde vor einigen Jahren im Wald über seinem Hof 
gesehen. Damals standen Wildhüter Patrouille.

Grund genug, sich eingehend mit dem Thema Herdenschutz auseinander zu setzen. Und vielleicht hat ja auch die Tatsache, dass Schaniel diesen Herbst erstmals Vater wurde, seinen Teil dazu beigetragen. Sicher ist, er hat gehandelt und die Fachstelle Herdenschutz am Plantahof kontaktiert.


Einfache Lösungen gefragt


Im Februar dieses Jahres war es dann so weit: Die beiden ausgebildeten französischen Pyrenäenhunde Doris und Alfonso kamen nach Tinizong zu den Schafen und Ziegen von Gion-Franzestg Schaniel.

Die ersten drei Monate verbrachten sie im Stall und auf der Weide unmittelbar beim Stall, zusammen mit der Herde. «Es brauchte etwas Zeit, bis die Hunde ihren Platz fanden. Am Anfang erschreckten sie die Schafe manchmal», schildert Schaniel die Eingewöhnung.

Schaniel fiel bald auf, dass mehrere Schafe ausgerissene Ohrmarken hatten. Und am Lieblingsplatz von Hündin Doris fand er dann diese Ohrmarken. Sie schien sich ein Spiel daraus gemacht zu haben, die Marken zu schnappen. Schaniel holte Jan Boner von der kantonalen Fachstelle Herdenschutz zu Hilfe. Mit einem sogenannten Repellent, einem übelriechenden Vergrämungsmittel, besprühten sie die Marken. Und von da ab war das Schnappen kein Thema mehr.


Erste Saison reibungslos


Die Hunde fügten sich schnell in die Schafherde ein und wurden Teil davon. Im Mai gings dann ab auf die Schafalp, wo sie auf knapp 200 Ziegen und Schafe aufpassten. Die Hunde verbringen gewöhnlich die ganzen Sommermonate ohne Herrchen mit den Schafen und Ziegen. Sie sind so ausgebildet, dass sie genau wissen, was ihr Job ist. Nur einmal täglich ging Schaniel oder die Alphirtin von der Kuhalp in der Nähe vorbei, um Alfonso und Doris zu füttern.


Nicht lange waren sie im Sömmerungsgebiet, meldeten Dorfeinwohner in der Nähe, dass die Hunde im Dorf herum spazieren. Schaniel ging sofort um nachzusehen. Als  die Hunde ihn im Dorf erblickten, gingen sie zurück auf die Weide.

Er folgte ihnen zu den Schafen und entdeckte dabei, dass der Zaun niedergetreten war. Manche Tiere hatten schon Reissaus genommen. Nun, da er es gesehen hatte, konnte Schaniel die Tiere wieder auf die Weide bringen und den Zaun reparieren. «Sie hatten mich gewarnt». Dieses positive Erlebnis bestätigte Schaniel in der Entscheidung für die Hunde. Er hat einen Sommer ohne Zwischenfälle mit ihnen erlebt.


«Sehr sensible Tiere»


Die Hunde bewegen sich oft am Rand der Schafherde, um zu inspizieren. Oder sie sitzen an einem erhöhten Punkt über der Herde und beobachten aufmerksam. Wenn der Herde Gefahr droht, bellen sie und verteidigen die Herde (siehe Kasten).


«Es sind äusserst sensible Hunde», sagt Gion-Franzestg Schaniel. Während er seine Treiberhündin Sally scharf rügen kann, wenn sie einen Fehler macht, reagieren die Herdenschutzhunde extrem darauf und gehen ihm danach länger aus dem Weg. Ebenso bei einem etwas aggressiveren Tonfall oder einem zu lauten Zischen. «Sie wollen immer alles recht machen», folgert Schaniel.


Über den Winter im Stall


Seit Oktober sind alle Tiere von Schaniel wieder zurück auf dem heimischen Betrieb. Jetzt, wo die Schafe, Ziegen und mit ihnen auch die Hunde zurück im Stall sind, haben die Hunde nicht mehr so viel zu tun. «Ich überlege für sie noch eine Beschäftigung für den Winter und bestimmt eine Möglichkeit für grösseren Auslauf», sagt Gion-Franzestg Schaniel.


Nadine Baumgartner